Landesverband Bayern wird digital
Nachdem seit März 2020 die Veranstaltungen coronabedingt entfallen mussten, konnten sich die Karpatendeutschen aus Bayern am 22. Oktober 2021 wieder zur Landesversammlung treffen. Bewährt hat sich dabei die jährlich wechselnde Tagungsstätte in Verbindung mit einer interessanten Besichtigung. Dieses Mal wurde der frisch renovierte Adalbert-Stifter-Saal im Sudetendeutschen Haus in München gewählt, von dem aus man direkt in das neue Museum wechseln kann.
Nach der Begrüßung gedachte Landesvorsitzender Josef Zellmeier drei verstorbener Landsleute. Für den Bund der Vertriebenen überbrachte der stellvertretende Landesvorsitzende Bernhard Fackelmann Grüße und dankte für das große Engagement der kleinen, aber aktiven Landsmannschaft im Bund der Vertriebenen. Die Bundesvorsitzende der Landsmannschaft Brunhilde Reitmeier-Zwick nutzte die Gelegenheit des Grußworts, um Hans Horvath, dem Vorsitzenden des Hilfsbundes der Karpatendeutschen Katholiken in Bayern, die Urkunde zur Verleihung der Goldenen Ehrennadel zu überreichen. Er war bereits im September bei der Bundesdelegiertenversammlung in Stuttgart ausgezeichnet worden und nun wurde die schriftliche Dokumentation nachgeholt. Als neues Mitglied stellte sich Landsmann Norbert Hecht vor, der künftig einen Schwerpunkt bei der Vermittlung der karpatendeutschen Küche setzen wird.
Zellmeier berichtete über die Ereignisse der letzten beiden Jahre. Nach der Landesversammlung mit 70-jährigem Jubiläum, das im Oktober 2019 sehr gelungen im Maximilianeum gefeiert wurde, folgte noch die Teilnahme am 70. Bestehen des Bundesverbandes und die Adventsfeier im Haus des Deutschen Ostens, bevor pandemiebedingt die große Stille eintrat. Zweimal entfiel das Heimat- und Kulturseminar in Bernried, auf eine Landesvorstandssitzung in Präsenz folgte die erste digitale Sitzung in Form einer Videokonferenz. Bei der Bundesdelegiertenversammlung wurde Brunhilde Reitmeier-Zwick als Bundesvorsitzende wiedergewählt und Hans Horvath übernahm nach einigen Jahren Pause wieder das Amt des Stellvertreters. Josef Zellmeier wurde beim Bund der Vertriebenen als stellvertretender Landesvorsitzender bestätigt. Schatzmeisterin Walburga Siwon konnte zwar keine großen Schätze vorweisen, dafür aber eine außerordentlich sorgfältig geführte Kasse, was Kassenprüfer Adolf Kappl lobend erwähnte. Hans Horvath berichtete anschließend vom Hilfsbund, Walburga Siwon vom Kreisverband München-Oberbayern und Josef Zellmeier vom Bezirksverband Niederbayern-Oberpfalz.
Hans Slawik: Wo Böhmerwald und Slowakei sich treffen
Als großes Zukunftsprojekt kündigten die Mitglieder des Landesvorstands das erste digitale Forum der Karpatendeutschen an. Dadurch wolle man jüngere und ältere Mitglieder mit den Landsleuten weltweit vernetzen. Dies werde vom Freistaat auch finanziell unterstützt. Der erste Schritt fand im Januar mit Ondrej Pöss als besonderem Gast statt. Dies sei auch eine gute Möglichkeit, um die Kinder und Enkel für die Heimat zu begeistern.
In der Reihe „Karpatendeutsche Lebensbilder“ erzählte Hans Slawik aus seiner beruflichen und landsmannschaftlichen Tätigkeit. Obwohl er als stellvertretender Bundesvorsitzender des Böhmerwaldbundes aktiv ist, hat er väterlicherseits karpatendeutsche Wurzeln. Sein Vater stammt aus Mischdorf, seine Mutter war Münchnerin mit niederbayerischer Abstammung. In jungen Jahren nahm er rege an den Aktivtäten der karpatendeutschen Kinder- und Jugendgruppe in München teil und konnte zur allgemeinen Überraschung auch Bilder aus dieser Zeit präsentieren, wo es noch Faschingsbälle und große Feiern gab. Nachdem die Jugendleiterin Ilse Zerner weggegangen war, ließen die Aktivitäten nach und er wechselte zur Böhmerwaldjugend, wo er auch seine Frau kennenlernte. Seit 2015 kommt er wieder öfter zu Veranstaltungen der Karpatendeutschen und wurde 2018 auch in den Landesvorstand gewählt. Beruflich lernte Slawik Maschinenbauschlosser, studierte dann Maschinenbau und verschrieb sich der Deutschen Bahn. Er kaufte dort bis zur Pensionierung 2012 über 1000 Lokomotiven ein, ein Großauftrag betrug sogar über eine Milliarde Euro.
Zum Abschluss informierte Stiftungsratsvorsitzender Dr. Ortfied Kotzian über das benachbarte Sudetendeutsche Museum. Es wurde Ende 2020 eröffnet, der 26 Millionen teure Bau wurde zu zwei Drittel vom Freistaat und zu einem Drittel vom Bund finanziert. In zwei Gruppen konnten sich die Teilnehmer dann bei einer Führung von dem gelungenen Werk überzeugen. Unser Tipp für die Leser des Karpatenblattes: Wer nach München kommt, sollte unbedingt reinschauen!
Josef Zellmeier