Majales in Schwedler
Im Mai feierte man in Schwedler den Majales, um das Erwachen der Natur und das Ende des Schuljahres zu feiern. Davon berichtet auch Wilhelm Sohlmann in der „ZIPSER TRILOGIE: Potoken und Mantaken dazählen“
Zu den beliebtesten Festen in der Unterzipser Bergstadt Schwedler zählte der Majales (de Majales). Ursprünglich ein Maifest mit Lustbarkeiten für Kinder und Jugendliche, um das Erwachen der Natur zu feiern, war es im Laufe der Jahre zu einer Veranstaltung geworden, die gegen Ende des Schuljahres abgehalten wurde und an der die ganze Bevölkerung begeistert teilnahm. Schon am Tag vor dem Fest zogen die Kinder laut trommelnd durch die Straßen des Ortes und riefen dabei immer wieder im Chor „eljen Majales“ (hoch lebe Majales), um alle auf das kommende Ereignis einzustimmen.
Vom Maifest zum Schulferienfest
Am Vormittag des Festtages versammelten sich die schon recht aufgeregten Schüler und Schülerinnen, die ihre schönen Sonntagskleider angezogen und sich teilweise mit Blumen geschmückt hatten, vor den Schulen und zogen klassenweise gemeinsam mit ihren Lehrern in einem langen Zug zum Mühlhügel, wo sich der Festplatz befand. Angeführt wurde dieser Zug entweder von einer Zigeunerkapelle oder später von der munter aufspielenden örtlichen Blaskapelle. Bei ihnen bekannten Liedweisen stimmten die Kinder fröhlich mit ein.
Am Mühlhügel lag, eingebettet zwischen hohen Tannen und Fichten, der Platz, auf dem das Fest abgehalten wurde. Begünstigt war dieser Standort auch noch durch eine Quelle, die den Durstigen sauberes und wohlschmeckendes Wasser spendete. Die Gemeindeverwaltung hatte schon Tage zuvor dafür gesorgt, dass genügend Tische und Bänke für die zu erwartenden Besucher aufgestellt worden waren, und dass man Stände errichtete, auf denen der Bäcker des Ortes seine knusprigen Semmeln und Kipfel, die Fleischer die wohlschmeckende Wurst oder heiße Würstel mit frisch geriebenem Kren, die Gastwirte ihr Bier und ihren Wein, die Kaufleute ihre duftenden Süßigkeiten und Kracher zum Verkauf anbieten konnten.
Am Festplatz angekommen, löste sich der Zug auf. Jedes Kind erhielt eine von der Gemeinde spendierte Semmel mit Wurst, die mit großem Appetit verspeist wurde. Natürlich wurde auch manche aufgesparte Krone für die begehrten Süßigkeiten oder Limonaden aus den Taschen geholt, denn dieser Tag musste gebührend gefeiert werden. So gestärkt konnte man dann an fröhlichen gemeinsamen Spielen teilnehmen oder sich einzeln tummeln, so, wie man eben Lust hatte. Die älteren Jugendlichen wagten sich schon auf den vorbereiteten Tanzboden, wo sie begeistert das Tanzbein schwangen.
Ein Fest für Eltern und Kinder
Gegen Mittag erschienen die Gemeindevertreter. Da man ihnen zu Ehren einen ganzen Kessel voll kräftigem Gulasch gekocht hatte und sie auch freizügig ihren Durst löschen konnten, ist es verständlich, dass sich diese Gelegenheit kaum einer entgehen ließ.
Auch die Eltern der Kinder kamen nun allmählich dazu. Sie trugen Körbe und Taschen, aus denen sie Gebratenes und Gebackenes für einen festlichen Schmaus herausholten. Mancher nahm das freilich auch zum Anlass, um einen Nachbarn oder Bekannten zu zeigen, wie reich gedeckt sein Tisch war. Im Allgemeinen jedoch war es ein frohes Tafeln, ein unbeschwertes Plaudern, Singen und Tanzen. Die Stunden vergingen wie im Flug, und erst als die Dunkelheit hereinbrach, machte man sich auf, um wieder hinunter in den Ort zu ziehen. Vor dem Rathaus versammelten sich abschließend noch einmal alle Gäste und der Bürgermeister richtete ein paar Worte an die Kinder, deren besonderer Tag damit zu Ende ging. Sie kehrten müde aber glücklich in ihre Häuser zurück, wo sie den Daheimgebliebenen die schönsten Erlebnisse des Tages erzählten.
Wilhelm Sohlmann (1997)