Lucia in der Natur.

„Man kann auch aus einer schlimmen Situation etwas Kraftvolles machen“

„Oft fehlt der Kontakt zu den Patienten“, erzählt Medizin-Studentin Lucia Krasničanová. Sie treibt gerade viel Sport und hat durch die Pandemie ein neues Hobby für sich entdeckt. Im Gespräch mit dem Karpatenblatt verrät sie, welche Tipps sie für die Zeit während des Lockdowns hat, was sie für den Sommer plant und wie sie eigentlich zum Karpatendeutschen Verein gekommen ist.

Karpatenblatt: Du bist seit vielen Jahren Mitglied des Karpatendeutschen Vereins und gehörst selbst der deutschen Minderheit an. Woher hast du diese karpatendeutsche Tradition?

Lucia Krasničanová: Die Liebe zur deutschen Sprache und der karpatendeutschen Tradition haben mir meine Großeltern, Margarete und Emil Klug, nahegebracht. Schon als kleines Kind habe ich oft an den Veranstaltungen des Karpatendeutschen Vereins teilgenommen. Meine Mutter erinnert sich, dass ich mich mit dreieinhalb Jahren schon das erste Mal an einer Aktion des Karpatendeutschen Vereins beteiligt habe. Im Laufe der Jahre haben oft viele Mitglieder darüber gelacht, dass ich nicht nur ein Mitglied des Vereins bin, sondern quasi schon zum Inventar gehöre. Ich persönlich habe im Laufe der Jahre hier sehr viele schöne Erlebnisse gehabt und bin dankbar für viele positive Erinnerungen. 

Lucia aus Deutschendorf/Poprad
Lucia stammt aus Deutschendorf/Poprad und hat von klein auf an den Veranstaltungen des Karpatendeutschen Vereins teilgenommen.
Du hast dein erstes Studium in der Biologie erfolgreich abgeschlossen und jetzt studierst du Medizin in Preßburg/Bratislava. Wie war das Studium der Biologie?

Das Studium an der Fakultät der Naturwissenschaften in Preßburg/Bratislava war anstrengend, da man oft nicht nur theoretische Kenntnisse lernen musste, sondern auch praktische im Labor. Im Studium wurde viel Wert auf logisches Denken gelegt und man musste den Stoff wirklich verstehen, anstatt ihn einfach nur auswendig zu lernen. Die Kenntnisse, die ich bei dem Studium der Molekularbiologie gewonnen habe, helfen mir heute auch bei meinem Medizinstudium. Oft habe ich das Gefühl, dass ich den Lernstoff auch aus einem anderen Winkel betrachten kann. Das gibt mir Hoffnung, dass mir das Zusammenspiel dieser beiden Perspektiven helfen wird, Patienten besser zu behandeln und so Leben zu retten.

Du bist bereits im achten Semester des Medizin-Studiums und hast es bis jetzt exzellent gemeistert. Was sind deine Trümpfe und was würdest du unseren Leserinnen und Lesern raten, um im Studium erfolgreich zu sein?

Eigentlich habe ich keine speziellen Tipps, um im Studium Erfolg zu haben. Für mich persönlich ist es immer wichtig, alles logisch zu begreifen. Einfach alles auswendig lernen hilft mir jedenfalls wenig. Das macht das Lernen manchmal komplizierter, da man im Studium der Medizin manche Sachverhalte wie die Namen der anatomischen Strukturen in Latein oder die Namen der Medikamente auswendig lernen muss. Deswegen fordert das Studium oft viel Zeit und man muss einen starken Willen haben. Aber wenn man eine starke Motivation hat, kann man alles schaffen.

Nach Molekularbiologie studiert Lucia nun Medizin.
Nach Molekularbiologie studiert Lucia nun Medizin.
Seit letztem Jahr muss man durch die Corona-Pandemie meist von Zuhause aus studieren. Wie erlebst du diese Zeit? 

Leider dauert diese Situation noch immer an und die Studenten sind schon lange Zuhause. Die Situation ist für uns alle neu und man muss sich irgendwie anpassen. Für mich war es am schwierigsten, mir einen Tagesplan zu erstellen, da man auf einmal nicht morgens aufstehen und zur Schule gehen muss. Es dauerte eine Weile, bis der Unterricht erfolgreich an die neue Situation angepasst wurde. Auch wir Studierenden mussten uns an die neue Situation gewöhnen, aber mittlerweile läuft es deutlich besser, besonders im Theorie-Unterricht. Der einzige Unterschied ist jetzt, dass man den Unterricht auch im Pyjama absolvieren kann. Im Gegensatz dazu ist der praktische Unterricht immer noch schwierig, weil es kaum möglich ist die praktischen Fähigkeiten online zu trainieren. Obwohl sich die Lehrer sehr bemüht haben, uns alles detailliert zu zeigen und zu beschreiben, fehlt uns oft der Kontakt mit den Patienten. Ich hoffe, dass die Impfungen helfen werden und wir bald zu einem normalen Leben zurückkehren können.

Musst du einen Schwerpunkt in deinem Studium setzen? Falls ja, weißt du schon, in welchem Bereich du arbeiten möchtest?

Das ist eine schwierige Frage, da mich mehrere Bereiche interessieren. Ich bin schon seit Beginn meines Studiums sehr am Thema Gynäkologie und Geburtshilfe interessiert. Außerdem interessiere ich mich für Onkologie. Dazu hat mich mein Studium der Molekularbiologie gebracht, weil ich mich auch in meiner Diplomarbeit mit diesem Bereich beschäftigt habe. Das war für mich auch der größte Impuls für das Medizinstudium, da ich gerade in der Molekularbiologie die Zukunft der Diagnostik onkologischer Krankheiten sehe. Dazu ist aber eine Zusammenarbeit der Wissenschaft und Medizin nötig, die in der Zukunft zum Retten und Verbessern des Lebens vieler Menschen führen könnte. Bis zum Ende meines Studiums ist es aber noch ein relativ langer Weg, ich kann also noch nicht mit Sicherheit sagen, wofür ich mich am Ende entscheide.

Lucia in der Natur.
Ihre Freizeit verbringt Lucia gerne in der Natur.
Welche Pläne hast du für den Sommer? 

Hoffentlich muss ich wegen des Lockdowns nicht zu Hause sitzen. Wenn es die pandemische Situation erlaubt, möchte ich gerne Urlaub machen, am liebsten in der Hohen Tatra und der Umgebung von Deutschendorf/Poprad. Außerdem mag ich Camping, am liebsten irgendwo an einem See oder in der Nähe eines Waldes, wo ich mit meinen Freunden die Natur genießen, Spaß haben und mich ausruhen kann.

Ich habe gehört, dass du sehr aktiv bist. Was machst du in deiner Freizeit? 

Seit Anfang der Pandemie hatte ich wegen des Lockdowns weniger Bewegung. Ich habe an mir beobachtet, dass meine Kondition sinkt und ich mich oft müde fühle. Deswegen habe ich mich entschieden, stärker aktiv zu sein. Nach Unterrichtsschluss bemühe ich mich also jeden Tag mich mehr zu bewegen. Häufig mache ich dann einen langen Spaziergang von fünf bis acht Kilometern. Neulich habe ich auch das Nordic Walking für mich entdeckt, dabei geht man mit speziellen Stöcken spazieren. Dieser Sport ist für alle Altersgruppen geeignet und hilft den ganzen Körper zu stärken. Außerdem turne ich Zuhause mit Hilfe von Trainingsvideos, die man im Internet finden kann, um meine Kondition zu verbessern. Diesen Winter habe ich zum ersten Mal auch Eislaufen ausprobiert und es hat mir großen Spaß gemacht. Wenn es wärmer wird, würde ich gerne meine Spaziergänge durch Joggen ersetzen.

Die Pandemie ist bereits mehr als ein Jahr in der Slowakei. Was sind deine Tipps, um diese Zeit am besten zu überbrücken?

Es ist für mich persönlich am wichtigsten ein aktives Leben zu führen und viel Sport zu machen. Es ist schlimm, dass viele Aktivitäten, die den Menschen Freude machen, im Moment nicht möglich sind. Gerade jetzt haben viele Menschen zwar mehr Freizeit, aber leider nur sehr begrenzte Möglichkeiten zu sozialen Kontakten, was auf lange Sicht zu Depressionen führen kann. Um den sozialen Kontakt wenigsten in einer beschränkten Art auszuüben, empfehle ich, oft mit Freunden und Familie zu telefonieren, am bestem über den Rechner, sodass man sich nicht nur hören, sondern auch sehen kann. Man kann die Freizeit auch dazu nutzen, um über wichtige Themen nachzudenken und zum Beispiel anfangen einen gesünderen Lebensstil zu führen. Ich empfehle allen Leserinnen und Lesern auch neue Hobbys auszuprobieren. Häufig gibt es ja etwas, das einen schon lange interessiert hat, wofür man aber nie genug Zeit oder Mut hatte, um es anzufangen. Ich habe begonnen hausgemachte Naturkosmetik wie Seifen oder Cremes zu machen. Am Ende möchte ich alle mit einem schönen Leitspruch motivieren, den ich vor kurzem gehört habe: Man kann auch aus einer wirklich schlimmen Situation immer etwas Schönes und Kraftvolles machen.

Hubert

Das Gespräch führte Hubert. Er interviewt das ganze Jahr über Mitglieder der Karpatendeutschen Jugend für die Reihe „KDJ auf ein Wort“.