„Man muss auch ins kalte Wasser springen“

Diana Balogáčová (25) kommt aus der ostslowakischen Stadt Homenau/Humenné und promoviert derzeit am Insitut für Sprache und Literatur der Comenius-Universität in Preßburg/Bratislava. In unserem Gespräch erklärt sie nicht nur, warum sie von Anfang an Angst hatte, sondern auch welche Persönlichkeiten sie inspiriert haben und wieso es sich lohnt, das Haus der Begegnung in Preßburg zu besuchen.

Du kommst aus Homenau/Humenné. Was hast du studiert und wieso hast du dich entschieden, in der Hauptstadt zu leben?

Ich studierte Geschichte und deutsche Sprache und Literatur auf Lehramt. Eines meiner ersten Seminare an der Fakultät war Literaturwissenschaft. Jeder sollte sich und seine Heimatstadt vorstellen. Ich muss zugeben, dass ich Vorwürfe von der Seite des Lehrenden an meine Adresse erwartet hatte. Dieser Lehrende hat zu mir aber gesagt, dass er froh darüber ist, nach längerer Zeit wieder jemanden aus der Ostslowakei willkommen zu heißen. Der Lehrende ist jetzt mein Doktorvater. Ich war damals sehr überrascht, dass an dem Institut so eine freundliche Atmosphäre war und bis heute ist. Damit hatte ich nicht gerechnet. Ich hoffe, dass dieser Genius loci nicht verfliegt. Ich werde mich bemühen, diesen „Geist des Ortes“ nicht loszulassen, solange ich am Institut bin.

Wie ist es dazu gekommen, dass du promovierst?

Das Studium war anspruchsvoll, wegen meines Perfektionismus im Master-Studium. Ich hatte schon lange den Willen gespürt, Doktorandin zu sein, aber gleichzeitig habe ich es für eine Illusion gehalten. Dann habe ich mich nach Merkels Muster auf einzelne Schritte konzentriert. Ich mochte die Zeit der pädagogischen Praxis sehr, aber ich musste dafür auch zahlen. Es gab Tage, an denen ich um 7 Uhr morgens von Zuhause weggehen musste und um 21.30 Uhr zurückgekommen bin. Aber ich war glücklich, weil ich das gemacht habe, was ich mochte. Meine Antriebskraft war die Möglichkeit, mich um ein Promotionsstudium zu bewerben.

Mit meiner „akademischen Mutter“, Frau PhDr. Jarmila Boboková, habe ich lange Gespräche geführt. Sie hat mich als ein Individuum in der Masse der Studentinnen und Studenten kennengelernt und wahrgenommen. Viele haben ihr Büro regelmäßig besucht, weil alle wussten, dass sie dort Aufmerksamkeit und Verständnis finden. Aber sie hat mich das Allerwichtigste gelehrt – und zwar sich am Ende nur auf sich selbst zu verlassen und dass man auch ins kalte Wasser springen muss. Mit meinem Doktorvater habe ich auch sehr viel über Literatur, Wissenschaft, Forschung und Schulwesen gesprochen und wir haben uns lange kennengelernt. Die Menschen, die mich umgeben haben, waren für mich in jeder Sphäre sehr wichtig, obwohl ich mir bewusst bin, dass eine solche Motivation ein zweischneidiges Schwert ist.

Wer hat dich in deinem Leben inspiriert?

Ich habe immer sehr gerne Autobiographien berühmter Persönlichkeiten gelesen, was meine Mutter nie verstehen konnte. Letztes Mal war es die Autobiographie von Jean-Paul Belmondo: Meine tausend Leben. Sie ist ausgezeichnet. Vor ein paar Tagen konnte ich kurz mit dem Professor und Weihbischof der Erzdiözese Bratislava, Mons. Jozef Haľko, sprechen. Es war ein interdisziplinärer Dialog, wobei er sich für eine karpatendeutsche Autobiographie sehr interessiert hat. Inspiration suche ich auch im Leben einfacher Menschen und in alltäglichen Situationen, die so aussehen, als ob sie Bruno Ferrero geschrieben hätte.

Beschäftigst du dich mit der deutschen Sprache auch in der Freizeit?

In meiner Freizeit unterrichte ich zwei Mädchen. Wir arbeiten schon sehr lange zusammen, weil sie zweisprachig sind. Es ist nicht so einfach für Kinder in unserer Gegend die zweite Sprache beizubehalten. Wir altern zusammen. Es ist für mich ein Geschenk zu sehen, wie sie wachsen und die Welt kennenlernen und dass ich dabei sein kann.

Welche Bedeutung hat für dich die deutsche Sprache?

Sie ist ein Bestandteil von mir.

Ich habe gehört, dass du auch das Haus der Begegnung besuchst. Warum gehst du dorthin und was machst du da?

Ich wurde von meinem Doktorvater beauftragt. Eines Tages hat er mir ein bisschen über das Haus erzählt und am Ende hat er gesagt: „Diana, gehen Sie dorthin, wenn Sie Lust haben.“ Ich war froh darüber und fühlte mich im Haus immer wohl. Ich konnte mich an der Vorbereitung der Feste zu Weihnachten und Neujahr beteiligen. Obwohl ich in dieser Zeit aus Vorsicht das Haus nicht besuche, was ich sehr bedauere, beobachte ich mit Freude die „digital skills“ der Älteren.

Was planst du noch in diesem Jahr?

Ich werde mich im Freiwilligendienst engagieren, was ich mir schon längere Zeit gewünscht habe und ich organisiere eine Diskussion bei uns am Institut. Aber, um ehrlich zu sein: Die Zeit der Pandemie hat mich in meiner Hartnäckigkeit, lange Zeit voraus zu planen, geschult. Vor Veränderungen habe ich in meinem Leben, keine Angst mehr. Ich halte mich an Matthäus (6,34): „Darum sorgt nicht für morgen, denn der morgige Tag wird für das Seine sorgen. Es ist genug, dass jeder Tag seine eigene Plage hat.“

Hubert im Gespräch mit der KDJ

Das Gespräch führte Hubert. Er interviewt das ganze Jahr über Mitglieder der Karpatendeutschen Jugend für die Reihe „KDJ auf ein Wort“.