„Mich hat überrascht, wie aktiv die Karpatendeutschen hier in der Slowakei sind“
Seit September vergangenen Jahres lebt Luna in der Slowakei. Sie stammt ursprünglich aus Deutschland und ist als kulturweit-Freiwillige am Goethe-Institut Preßburg/Bratislava tätig. Wir sprachen mit ihr über ihre Arbeit, ihre Interessen und ihre Erfahrung mit der deutschen Minderheit in der Slowakei.
Liebe Luna, könntest du dich unseren Lesern kurz vorstellen und uns erklären, weshalb du in die Slowakei gekommen bist?
Ahoj! Ich bin Luna, bin 23 Jahre alt und komme aus Bonn, der ehemaligen Hauptstadt Deutschlands. Seit mittlerweile acht Monaten mache ich einen Freiwilligendienst am Goethe-Institut in Bratislava.
„Die Slowakei“ – was bedeutet für dich nach ein paar Monaten Aufenthalt dieser Begriff?
Ich war zuvor noch nie in einem Land östlich von Deutschland und habe große Unterschiede erwartet. Ich habe aber gemerkt, dass es zumindest in Bratislava gar nicht so anders ist als zu Hause. Mittlerweile fühlt es sich jedes Mal, wenn ich aus Bratislava verreist war, an wie nach Hause kommen, wenn ich schon aus der Ferne die Burg oder das Ufo sehe.
Erzähle uns gerne mehr von deinem Alltag am Goethe-Institut. Wofür bist du da zuständig?
Das Beste daran, Freiwillige zu sein, ist, dass ich in mehreren Bereichen Aufgaben übernehmen kann und damit einen super Einblick in das ganze Institut bekomme. Hauptsächlich bin ich in der Programmabteilung tätig und helfe bei der Koordination unserer Projekte und der Vorbereitung der Events. Aber auch in der Sprachabteilung gibt es für mich immer viel zu tun, von der Prüfungsaufsicht bis hin zur Leitung von Kommunikationstrainings und Workshops.
Wie bezieht sich deine Tätigkeit vor Ort auf dein Studium?
Eigentlich nicht direkt. Ich habe vor kurzem mein Bachelor-Studium in Politikwissenschaften und Soziologie abgeschlossen. Da ich sowieso kulturell interessiert bin und nach dem sehr theoretischen Studium unbedingt praktische Erfahrung, am liebsten im Ausland, sammeln wollte, habe ich mich unabhängig vom Studium für den kulturweit-Freiwilligendienst beworben.
Viele Themen, mit denen sich das Goethe-Institut beschäftigt, wie Klimawandel oder Propaganda, sind aber auch politische Themen. Außerdem finde ich, dass die Pflege kultureller Beziehungen zweier Länder einen wichtigen Teil zum gegenseitigen Verständnis und einer guten Beziehung allgemein beiträgt. Später würde ich auch gerne im Bereich der internationalen Zusammenarbeit arbeiten.
Du interessierst dich fürs Schreiben – welche Art von Texten hast du gestaltet? Sind sie bereits irgendwo erschienen?
Bisher habe ich nur kurze Beiträge und Nachrichten für das Campus-Radio in Bonn geschrieben. Das hat mir sehr viel Spaß gemacht, weil ich durch die Recherchen für die Beiträge viel gelernt habe und immer ganz gut informiert war, was in meiner Gegend so los war. Ich möchte aber gerne mehr schreiben und brauche, denke ich, noch viel Übung, daher plane ich aktuell nach meiner Rückkehr ein Praktikum bei einer unabhängigen Zeitschrift für Politik und Kultur zu machen.
Hattest du die Möglichkeit, dich während deines Freiwilligendienstes, mit dem Thema der deutschen Minderheit in der Slowakei zu beschäftigen?
Das war für mich, bevor ich hergekommen bin, etwas Neues, dass es in der Slowakei eine deutsche Minderheit gibt und der Begriff hat mich erstmal irritiert. Aber dann habe ich ein bisschen darüber recherchiert, wer die Karpatendeutschen sind. Außerdem durfte ich zusammen mit einer weiteren Praktikantin einen Kunst-Workshop an einer Schule der deutschen Minderheit in Kesmark/Kežmarok geben, mit der das Goethe-Institut zusammenarbeitet.
Was würdest du gerne den Lesern des Karpatenblattes und den Karpatendeutschen in der Slowakei mit auf den Weg geben?
Mich hat es überrascht zu sehen, wie aktiv die Karpatendeutschen hier in der Slowakei sind und sich bemühen, ihre Kultur und Sprache zu erhalten und weiterzugeben. Das finde ich toll und es motiviert mich, meinem Umfeld über die Geschichte der Karpatendeutschen zu erzählen, wenn ich wieder zurück bin.
Das Gespräch führte Alan Laifer. Er ist seit April Praktikant beim Karpatenblatt und hat eine Vorliebe für Volksmusik und Bergwandern.