Pfarrer Johann Kotschner wird 80
Wir reichen die Hand einem Mann, unserem Landsmann und Freund, einem besonderen Menschen, dem Humanisten – Pfarrer Johann Kotschner. Es ist für uns, seine Landsleute aus Deutsch-Proben, eine große Ehre, unseren Landsmann anlässlich seines Jubiläums zu beglückwünschen. Wir sind sehr stolz und dankbar, einen Freund zu haben, dessen Lebensmotto die Versöhnung ist. Johann Kotschner hört, fühlt, denkt und schafft mit seinem Herzen.
Der Geistliche Rat, Pfarrer Johann Kotschner, wurde am 21. Juli 1939 in die Familie des Baumeisters Johann Kotschner und seiner Frau Genovefa in Deutsch-Proben/Nitrianske Pravno in der Slowakei geboren. Sein Vater kam beim Slowakischen Nationalaufstand ums Leben. Im Spätsommer 1946 musste dann die Familie aufgrund der Beneš-Dekrete ihre Heimat verlassen. Sie wurde nach Westdeutschland, nach Hessen, in die damalige amerikanische Zone vertrieben. Dort genoss Pfarrer Kotschner seine Ausbildung – er studierte Philosophie und Theologie. Im Februar 1965 wurde er in Mainz zum Priester geweiht.
Johann Kotschner ist wegen der Vergangenheit nicht mehr traurig – er nimmt die Vergangenheit mit größter Verantwortung und Achtung wahr, hatte schon vor langer Zeit die Realität mit allen Höhen und Tiefen akzeptiert. Er tut das nicht, um berühmt zu werden. Ganz im Gegenteil. Seine Aussage: „Ich bin ein Bub aus Deutsch Proben, und ich bin stolz darauf“ ist wohl bekannt.
Pfarrer Kotschner vergaß seine alte Heimat nie
Als Mitglied der jüngeren Generation der Vertriebenen kam er zum Hilfsbund Karpatendeutscher Katholiken nach Stuttgart, wo er zuerst als Geistlicher Beirat tätig war. Nach der Stillen Wende im Jahre 1989 gab es einen Generationenwechsel im Vorstand des Hilfsbundes und Pfarrer Kotschner wurde 1993 zu dessen Vorsitzenden gewählt. Seitens der deutschen Bischofskonferenz war jedoch eine Amtstrennung gewünscht und da Pfarrer Kotschner zum Geistlichen Beirat aller Karpatendeutschen Katholiken ernannt wurde, wurde im März 2019 die neue Vorsitzende des Hilfsbundes gewählt.
Seit der Wende war es von Anfang an sein Ziel, neue Kontakte mit der alten Heimat, vor allem mit den ehemaligen karpatendeutschen Gemeinden, zu knüpfen und zu pflegen. Sein Charisma ist das, womit und wodurch er Menschen gewinnt – Deutsche, genauso wie Slowaken.
Vor allem die seelsorgliche Betreuung seiner karpatendeutschen Landsleute lag und liegt ihm am Herzen. Kein Wunder, denn die Karpatendeutschen sind sehr eng mit dem katholischen Glauben verbunden. Unser Erbe ist mit dem Christentum verknüpft und das spiegelt auch das Leben von Pfarrer Kotschner wider – seine heiligen Messen und Predigen sind ein besonderes Erlebnis.
„Bub aus Deutsch Proben“
Seit vielen Jahren ist er ein würdiger Repräsentant unserer Gemeinde. Er verkörpert die besten Eigenschaften von uns, Karpatendeutschen – Fleiß, Respekt, Würde, Freundlichkeit und Toleranz. Er kennt unsere Denkweise. Er hat selber sehr viel erlebt, und dank seiner Erlebnisse ist er ein guter Mentor für uns. Wir lernten äußert viel von ihm – vor allem, dass jeder Mensch seine Würde haben muss. Die Freiheit kommt nicht von allein, ohne sich zu bemühen. Der Weg zur Freiheit ist anstrengend. Er reißt uns immer mit seinem Optimismus mit. Seine Arbeit empfindet er als Freude.
Den Jubilanten können wir schon heute zu den größten Männern unserer Gemeinde zählen, zu denen zum Beispiel Domherr Anton Richter, Pfarrer Josef Steinhübl oder Pfarrer Eugen Filkorn gehören. Pfarrer Kotschner ist einer von mehr als 120 Priestern, die aus Deutsch-Proben stammten. Diese Namen sollten wir als Vorbild nehmen und uns bewusst machen, dass die Rückkehr zu christlichen Werten notwendig ist, um überhaupt überleben zu können.
Der Einsatz von Pfarrer Kotschner für seinen Geburtsort ist inzwischen allgemein bekannt. Viele Probner kennen ihn und er wird nicht anders als „Pfarrer Kotschner“ oder „Johann“ genannt. In diesem Zusammenhang darf man die finanzielle Unterstützung, die aus seinem Engagement hervorging, nicht außer Betracht lassen. Er organisierte viele Spendensammlungen und aus dem gespendeten Geld wurden die kirchlichen Bauten in Nitrianske Pravno renoviert, besser gesagt, im letzten Augenblick gerettet.
Ehrenbürger von Deutsch Proben
Seine mühevolle Arbeit ist nicht unbemerkt geblieben: Es mag wohl niemanden überraschen, dass er anlässlich seines 60. Geburtstags bei der außerordentlichen Sitzung der Gemeindeverwaltung im April 2000 zum Ehrenbürger der Gemeinde Nitrianske Pravno ernannt wurde – zum ersten Ehrenbürger der Gemeinde nach 1989. Die Entscheidung der Mitglieder der Gemeindeverwaltung kann auch als ein Symbol mit verschiedensten Namen empfunden werden – als Zeichen der Versöhnung, des guten Willen, der gereichten Hand und der Freundschaft. An der Ernennung nahmen unzählige Gäste teil. Man erinnerte an die Vergangenheit, blickte aber vor allem in die Zukunft. Pfarrer Kotschner sagte, er sehe die Ernennung nicht als Auszeichnung seiner Person, sondern stehe stellvertretend für alle Probnerinnen und Probner, die sich bemüht hätten und bemühten, die Beziehungen zu der alten Heimat aufrechtzuerhalten und zu pflegen.
Johann Kotschner ist ein Mann, der immer gerade steht. Je mehr Menschen sich anlässlich seines Geburtstages an Johann Kotschner erinnern, umso näher kommen seine Gedanken und seine Einstellung zu uns. Ad multos annos, lieber Johann!
Deine Landsleute aus Deutsch-Proben