Pressburger Projekt „Meine Wurzeln“
Dank der finanziellen Unterstützung der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland und der Initiative deren ehemaligen Leiters der Presse- und Kulturabteilung, Herrn Marian Gordzielik, konnte die Ortsgruppe Pressburg Ende des Jahres 2019 ein neues Projekt durchführen, das junge Menschen auf die Suche nach ihren karpatendeutschen Wurzeln begleiten sollte.
Die Idee, das Projekt „Meine Wurzeln“ durchzuführen, ist aufgrund der Situation in der Ortsgruppe Pressburg entstanden. Im Haus der Begegnung treffen sich nur die Senioren und junge Menschen finden nicht sehr oft den Weg hierher. Ich wollte daher feststellen, ob es in Pressburg und Umgebung Jugendliche mit deutschen Wurzeln gibt, die wir eventuell in unsere Tätigkeit einbeziehen könnten. So begann im Oktober meine Suche nach den EnkelInnen oder UrenkelInnen in Bratislava und Umgebung.
Niemand war optimistisch – vielleicht nur ich selbst. Am Anfang hat auch mein Optimismus einen Schlag erhalten, als ich von mehreren Jugendlichen im gewünschten Alter zwischen 15 und 18 Jahren gehört habe, dass sie keine Lust und Zeit haben.
Zum ersten Workshop im Goethe-Institut Bratislava sind dann dank der Bemühung der Lehrkräfte der Minderheitenschule Hlboka cesta, Grundschulkinder im Alter von 10 bis 15 Jahren gekommen. Sie haben zwar ab der 1. Klasse Deutschunterricht und viele von ihnen sprechen zu Hause Deutsch, trotzdem waren meine Erwartungen nicht so groß.
Kreative Workshops
Die Kinder sollten schon alle Unterlagen – Fotos, Gegenstände, Informationen zum Stammbaum usw. – mitbringen und mit Hilfe einer Graphikerin und Hochschuldozentin konnte die Arbeit beginnen. Alle notwendigen graphischen Entwürfe (Baumblätter, Blumen, Äste) wurden von der Graphikerin Michaela vorbildlich vorbereitet, daher konnten viele schöne, farbige und oft sehr kreative Bäume erstellt werden. Die Essays wurden unter der Aufsicht von Hochschuldozentin Ivica Kolecani formuliert und geschrieben.
Es gab auch viele Fotos, die auf eine lange Vergangenheit der Vorfahren verwiesen. Leider stehen den Eltern oft keine näheren Informationen und Quellen zur Verfügung, wo man noch forschen könnte. So konnte zum Beispiel Natalia nur sagen, dass ihre Urgroßeltern in der Nähe von Innsbruck gelebt haben. Und solche „Lücken“ kommen sehr oft vor. Hinter jedem Beitrag steckt aber eine interessante und bewegende Geschichte.
Mit großer Begeisterung habe ich die Geschichte der Familie Leberfinger gelesen. Das Restaurant Leberfinger am Donauufer in Petržalka (damals Engerau) hat einen guten Ruf in der Stadt. Und Lukas, ein Nachkomme der Gründerfamilie, hat im Projekt mitgemacht. Er schreibt kurz, dass das Wirtshaus zu Zeiten von Maria Theresia von seinen Vorfahren gekauft und sogar von Franz Joseph und Napoleon besucht wurde.
Durch viele interessante Geschichten konnten wir Blicke in das normale und kulturelle Leben im alten Pressburg werfen und einige Backrezepte haben die Essays auch bereichert. Lucia schreibt, wie sie dank ihrer Oma, die Mitglied im KDV war, bei allen Veranstaltungen mitgesungen und mitgetanzt hat. Und die Verbindung der älteren und jüngeren Generation hält sie bis heute für sehr wichtig. Jedenfalls sind alle 22 Beiträge bewundernswert! Einige Beiträge wurden noch im zweiten Workshop ergänzt und fertiggestellt. Mitte Dezember wurde das Projekt beendet und alle TeilnehmerInnen haben kleine Geschenke erhalten.
Ausstellung mit den Arbeiten
Der Höhepunkt des Projektes kommt aber im Februar 2020. Das Museum der Kultur der Karpatendeutschen stellt die Arbeiten aus und bei der Ausstellungseröffnung möchten die Kinder ihre Arbeiten den Eltern, Großeltern, KDV-Mitgliedern, der Schulleitung, den Mitschülern usw. auf Deutsch präsentieren. Der slowakische Fernseher RTVS (Sendung für Minderheiten) wurde bereits eingeladen.
Da die von mir gewünschte Zielgruppe nicht mitgemacht hat, wurde auch ein Punkt in meiner Planung geändert. Statt eines Gespräches mit dem KDJ-Vorsitzenden Patrik Lompart werden GymnasialschülerInnen eingeladen, die am Sommercamp in Rumänien teilgenommen haben. Ihre Erzählung über alles, was sie in den Workshops gelernt haben, wie viele Freunde aus anderen Ländern sie gefunden haben, wird sehr motivierend und inspirierend sein, daher hoffe ich, dass diese Erfahrung auch die SchülerInnen erreichen wird.
Unterstützung der deutschen Sprache
Beim zweiten Workshop an der Minderheitenschule Hlboka cesta war auch die neue Schulleiterin Adriana Šišková anwesend. Sie hat gesagt, dass alle Projekte, die mit der deutschen Sprache zu tun haben, ihre volle Unterstützung genießen. Frau Šišková hat die Deutschabteilung für die vielen Aktivitäten und das Engagement der Lehrkräfte sehr gelobt. Ein gemeinsames Arbeitstreffen haben wir für Januar abgesprochen. Mein Dank geht auch an die Deutschlehrerinnen fürs Mitmachen, an die Eltern für die Hilfe und an die SchülerInnen für die fleißige Arbeit.
Eines der Ziele des Projektes war, dass die Jugendlichen aus Bratislava ihren Weg in das Haus der Begegnung finden und so die Ortsgruppe „verjüngern“. Auch im nächsten Jahr möchte ich alles dafür tun, dass uns diese Kinder treu bleiben. Sie treten auch bei vielen Veranstaltungen des KDVs auf. Dies alles schaffen sie nur mit Hilfe der Deutschlehrkräfte Renata Rabelová, Martina Kamenská und Jana Mišuttová. Danke für ihren Einsatz! Wir möchten den Kindern mit deutschen Wurzeln zeigen, wie wichtig sie für uns sind. Und Fortsetzung folgt: 2020 geht in allen Regionen die Suche nach den deutschen Wurzeln weiter.
Judita Kubincová