Redewendung Kopf in den Sand stecken

Redewendungen auf den Zahn gefühlt

Redewendungen sind ein fester Bestandteil der deutschen Sprache und finden auch heute noch Verwendung in unserem Alltag. In passenden Situationen bringen sie häufig eine Sache genau auf den Punkt, wo sonst eine umständliche und wortreiche Umschreibung nötig wäre.

Viele Menschen allerdings, die ganz selbstverständlich Redewendungen nutzen, kennen ihre tiefere Bedeutung nicht, denn viele sind schon vor langer Zeit entstanden. Somit sind Redewendungen ein wichtiger Teil und Ausdruck unseres kulturellen Erbes. Wir stellen regelmäßig im Karpatenblatt die Bedeutung und Herkunft einiger Redewendungen alphabetisch vor. Fallen Ihnen auch interessante Redewendungen ein? Schreiben Sie uns!

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Etwas auf dem Kerbholz haben

Wer etwas auf dem Kerbholz hat, hat sich etwas zu Schulden kommen lassen. Die Redewendung bezieht sich auf das Kerbholz, das in früheren Zeiten ein Hilfsmittel bei der Buchführung war. Das waren Holzstäbe, die in der Mitte gespalten wurden. Wenn nun jemand etwas kaufte, was er nicht sofort bezahlen konnte, hielt man die beiden Teile genau aneinander und schnitt oder ritzte in die Hölzer Kerben ein. Die eine Hälfte bekam der Käufer, die andere der Verkäufer. Beide wussten so, wie viel der Käufer dem Verkäufer noch schuldete.

Das Kind mit dem Bade ausschütten

Wenn eine Handlung oder eine Entscheidung zwar nötig oder richtig ist, sie aber auch Schaden anrichtet oder man die negativen Konsequenzen nicht ausreichend bedacht hat. Die Bedeutung kann man sich ganz bildlich vorstellen: Jemand badet ein Kleinkind in einer Wanne. Am Ende schüttet er das Badewasser aus, vergisst aber, das Kind vorher herauszunehmen, wobei es verletzt werden kann.

Die Kirche im Dorf lassen

Benützt man, wenn man sagen will, dass man etwas nicht übertreiben soll, dass man auf dem Boden der Tatsachen bleiben soll. Die Herkunft ist kaum durch Quellen belegt. Einer Erklärung nach bezieht sich diese Redewendung auf Prozessionen der Gläubigen um die Kirche im Dorf. Wenn zu der Prozession aber zu viele Menschen kamen und der Platz zu eng wurde, ging man um das ganze Dorf herum. Das haben aber die Nachbarn nicht gern gesehen und wenn sie sagten „Lasst mal die Kirche im Dorf“, meinten sie: „Übertreibt mal nicht, bleibt innerhalb eurer Dorfgrenzen“.

Etwas übers Knie brechen

Benützt man, wenn man etwas übereilt entscheidet oder erledigt. Diese Redewendung ist seit dem 17. Jahrhundert nachgewiesen und beschreibt die Methode, dünne Bretter oder Äste, die über dem Knie liegen, zu zerbrechen. Das Holz ist dann allerdings nicht sauber geteilt und so entsteht der Eindruck von Ungenauigkeit und Flüchtigkeit.

Den Kopf in den Sand stecken

Wer sprichwörtlich den Kopf in den Sand steckt, will die Augen vor einer unangenehmen Tatsache verschließen, weil er das Gefühl hat, dass es nicht gelingen wird. Die Redewendung stammt aus der Kolonialzeit, als die Europäer in Afrika zum ersten Mal Strauße beobachteten. Diese Vögel senken bei Gefahr ihre Köpfe sehr nah an den Boden, damit ihr restlicher Körper für den Feind wie ein Busch aussieht. Dies macht dann den Anschein, dass sie ihren Kopf in den Sand stecken.

Jemandem den Kopf waschen

Benützt man, wenn man jemanden scharf zurechtweist, ein klärendes Gespräch mit ihm führt oder ihm gehörig die Meinung sagt. Der Ursprung dieser Redewendung führt uns ins Mittelalter. Damals wuschen sogenannte Bader in der Badestube den Menschen die Haare und gingen dabei recht grob ans Werk. Dadurch wurde die Kopfwäsche zur unangenehmen Tortur und die Erinnerung daran lebt dank dieser Redewendung bis heute fort.

Einen Korb geben oder bekommen

Wer einen Korb bekommt, dessen Bitte wird nicht erfüllt und er wird abgewiesen. Im Mittelalter gab es einen Brauch, dass ein Troubadour, der um eine Frau werben wollte, sich von ihr in einem Korb zum Fenster der Burg hinaufziehen lassen musste. Wenn aber ein Korb ohne Boden herabgelassen wurde, schlug seine Hoffnung in Enttäuschung um.

In der Kreide stehen

Wer bei jemandem in der Kreide steht, hat Schulden bei ihm. Früher schrieb man in Geschäften und Gasthäusern häufig die Schulden der Kunden und Gäste mit Kreide auf Schiefertafeln. Bis die Schuld beglichen wurde, stand der Gast beim Wirt in der Kreide.

Den Kürzeren ziehen

Benützt man, wen man verloren hat, Pech hatte oder benachteiligt wurde. Früher gab es bei strittigen Rechtsfragen zur Auslosung eines Urteils auch die Messung der Länge eines Gras- oder Strohhalms. Die streitenden Parteien haben jeweils einen von mehreren Grashalmen gezogen, wobei die Partei mit dem längeren Halm gewonnen hat und die Partei, die den kürzeren zog, verloren hat. Dieses Urteil wurde als Gottesurteil gesehen und akzeptiert.