Radka Škovranová: Sportskanone mit deutschen Wurzeln
Betrachten wir die Sportarten, in denen slowakische Sportler internationale Spitze verkörperten oder verkörpern, kommen wir heute wahrscheinlich zuerst auf Radsport (Peter Sagan, *1990), Biathlon (Anastasia Kuzminová, *1984) und Kanuslalom (Peter Hochschorner, * 1979). Die etwas Älteren denken auch an Sportarten wie Eiskunstlauf (Ondrej Nepela, 1951-1989, Karol Divín, *1936) und Eishockey (Jozef Golonka, *1938).
In einer der ältesten Sportdisziplinen, der Leichtathletik, wird es dagegen vielen schwerfallen, herausragende Namen zu finden. Sie gibt es, wie etwa Evá Šuranová (1946-2016), die 1972 in München als erste slowakische Leichtathletin eine olympische Medaille gewann. Mit ihren 6,67 m im Weitsprung, damals Landesrekord, erreichte sie den 3. Platz. Im Jahr 2015, also 43 Jahre später, gewann der Geher Matej Toth in Peking den 50 km-Wettbewerb und damit bei Leichtathletik-Weltmeisterschaften das erste Gold für die Slowakei.
Alle diese bekannten Sportler haben als Kind oder in ihrer Jugend begonnen, für spätere Erfolge zu trainieren. Aus Freude an der körperlichen Betätigung, den sportlichen Übungen gemeinsam mit anderen, verbringen sie einen Teil ihrer Freizeit beim Training. Zu diesen Jugendlichen zählt Radka Škovranová, Jahrgang 1999. Wer den Namen noch nicht gehört hat, wird nun „googeln“ und zu seiner Überraschung feststellen, dass die Eingabe von „Radka Škovranová“ bei google.sk etwa 2.860 Ergebnisse zeigt. Das ist ein guter Grund, über Google hinaus direkt bei Radka Škovranová nachzufragen.
Radka, wie bist Du zum Sport gekommen?
Ich komme aus einer sportlichen Familie, meine Mutter war Schwimmlehrerin, mein Vater ist noch heute Trainer einer Fußballmannschaft. Auch mein Bruder und meine Schwester treiben Sport. Begonnen habe ich mit Schwimmen. Später fiel ich durch gute Leistungen im Laufen auf und ich begann mit Crossläufen. Die hier notwendige Vielseitigkeit machte mir mehr Freude als das Schwimmen.
Du bist dann aber im Siebenkampf vier Mal slowakische Jugendmeisterin geworden.
Ja, im Siebenkampf konnte ich diese Vielseitigkeit in mehreren Disziplinen beweisen. Danach wurde mir empfohlen, mich auf bestimmte Laufdisziplinen zu konzentrieren. So bin ich über 800 m sechs Mal slowakische Jugend-Vizemeisterin geworden. Zukünftig werde ich mich stärker auf den 400 m Hürdenlauf orientieren.
Erinnerst Du Dich noch an Deinen ersten Wettkampf in der Leichtathletik?
Das war der Lauf um die Burg Slanec, ein Crosslauf. Es war ein sehr schwerer Lauf. Ich war damals 10 Jahre alt.
Ist es richtig, dass Du inzwischen bereits 23 Medaillen gewonnen hast und die Stadt Čana Dir in seiner als Buch herausgegebenen Chronik sogar mehr als zwei Seiten widmet?
Ich freue mich sehr über diese Wettkampfergebnisse und diese Würdigung durch meine Heimatstadt. Es gibt aber Ergebnisse, die nicht so bekannt werden, mir jedoch im Gedächtnis bleiben. Bei den Europäischen Jugendspielen 2012 war es der undankbare 4. Platz über 1.500 m, wo mir 4/100 Sekunden, also nur einige Zentimeter, zum 3. Platz fehlten. Der 3. Platz beim Kugelstoßen konnte mich dann etwas trösten.
Du bist durch den Sport bereits in viele Länder gekommen. Welches ist am weitesten entfernt und wo war es am interessantesten?
2015 war ich mit der slowakischen Jugendnationalmannschaft zur Weltmeisterschaft in Cali, Kolumbien. Das ist etwa 10.000 km entfernt. Schöne Erinnerungen habe ich auch an Wettkämpfe in Tiflis/Tbilisi, Georgien, und auf der Insel Korfu in Griechenland.
Schafft der Sport nicht auch Probleme? Gibt es Hilfe?
Außerhalb des Sports bleibt kaum Freizeit. Zum Glück bekomme ich von meinen Eltern und der Schule, dem Gymnasium Opatovská cesta 7, viel Unterstützung. Ohne das wären Training und Wettkämpfe nicht möglich.
Radka, Du spricht sehr gut Deutsch. Wie bist Du zur deutschen Sprache gekommen?
Meine Mutter spricht Deutsch. Ihre Vorfahren väterlicherseits kommen aus Medzev/Metzenseifen. In der Grundschule und besonders jetzt im Gymnasium habe ich guten Deutsch-Unterricht. Natürlich wäre es noch besser, wenn zuhause mehr deutsch gesprochen würde.
Was sind Deine Ziele für 2018?
Konzentrieren möchte ich mich auf die 400 m Hürden, um bei den slowakischen Meisterschaften einen der vorderen Plätze zu belegen. Es wäre schön, wenn ich mich für die Teilnahme an der WM 2018 qualifizieren könnte.
Hast Du einen Berufswunsch?
Noch habe ich mich nicht endgültig entschieden, aber durch den Sport bin ich auf zwei interessante Berufsrichtungen gestoßen: die Ernährungswissenschaft und Physiotherapie.
Radka, vielen Dank für dieses Gespräch. Wir wünschen Dir für 2018 Gesundheit und Erfolg. Dazu wünschen wir Dir das Glück, das man nicht nur als Sportler immer gut gebrauchen kann!
Das Gespräch führte H. Schleusener