Blick auf Rissdorf: links die katholische und rechts die evangelische Kirche

Rissdorf im Zipser Land zwischen Leibitz und Leutschau

Rissdorf lag einst in einem der landschaftlich attraktivsten Bergtäler der Zips auf einer Höhe von 700 bis 1080 Metern über dem Meeresspiegel. Begeistert waren Besucher über die Rotfichten-Bestände ringsherum auf den umliegenden Bergen. Oft starteten Botaniker Exkursionen zum nahe gelegenen Berg Gehol.

Das Rissdorfer Ortsbild prägten zwei Kirchen. Eine größere, die römisch-katholische, und eine etwas kleinere, die evangelische Kirche. Nach mehrmaligem Wechsel der Kirche zwischen den Katholiken und den Evangelischen in den Jahren der Rakoczi- und Thököly- Aufstände und der Gegenreformation übernahmen im Jahr 1674 die Katholiken wieder die katholische Kirche.

Blick auf Rissdorf: links die katholische und rechts die evangelische Kirche
Blick auf Rissdorf: links die katholische und rechts die evangelische Kirche.
Bevölkerungsentwicklung von Rissdorf
Jahr1809um 189019211938
Einwohnerzahl653700539653
Anzahl der Deutschen (in Prozent)69947861
Häuserzahl90137 144
Anzahl der Katholiken204302387
Anzahl der Protestanten449383262

Das Rissdorf von einst

Rissdorf besaß einen Konsum, neben ihm befand sich eine Kneipe. Auf einer Anhöhe neben dem Ort lebten die Angehörigen der Roma-Minderheit in einer kleinen Siedlung. Nördlich der Gemeinde gab es am Rissdorfer Bach zwei Mahlmühlen und ein Sägewerk. Hinter dem Ort in Richtung Leutschau stand eine Kapelle, die 1828 erbaut und dem Patron des Beichtgeheimnisses, Johannes Nepomuk, geweiht wurde. 

Ochsenfuhrwerk vor dem Konsum
Ochsenfuhrwerk vor dem Konsum.

Haupterwerbszweig war für die Rissdorfer die Landwirtschaft und der Holzhandel. Die meist stufenförmig am Berghang angelegten Felder erschwerten die Arbeit erheblich. Oft extrem widrige Witterungsbedingungen minderten die Erträge zusätzlich.

Viele Bewohner waren im Nebenerwerb als Schlosser, Zimmerer, Tischler, Fleischhacker, Tuchmacher, Müller, Leinenweber und in anderen Handwerksberufen tätig. Auf den saftigen Weiden hütete der „Batscha“ mit seinen Gehilfen von März bis Spätherbst sehr viele Schafe. Aus dem verstärkt angebauten Flachs wurde grobe Leinwand gewebt, aus der man Hosen, Hemden und Säcke nähte. 

Leinentücher zum Bleichen am Rissdorfer Bach
Leinentücher zum Bleichen am Rissdorfer Bach.

Ein Großteil der Wohn- und Nebengebäude wurde in Schrotholzbau oder als sogenanntes Bollwerk gebaut. Die Fugen der Bohlenwände dichtete man mit Moos ab und verschmierte sie mit Lehm. Die Brandgefahr war äußerst groß.

1839, 1863 und 1879 wurde Rissdorf durch Großbrände fast vollständig zerstört, 1890 und 1895 wüteten weitere verheerende Brände. Das Wasser des Rissdorfer Baches wurde aus insgesamt 164 Quellen der umliegenden Berge gespeist. In der Gemarkung befanden sich auch zwei Schwefelwasserquellen. 

Lage in der Natur

Vom zwei Stunden Fußmarsch entfernten Gehol bot sich ein wunderbares Panorama der Oberzips und der Hohen Tatra. Am 17. Juni 1886 weihte man hier die sogenannte Corneliushütte feierlich ein. Die Rissdorfer Gemarkung dehnte sich in Ost-West-Richtung circa 7,5 Kilometer und in Nord-Süd-Richtung circa 6,5 Kilometer aus. Die meisten Flurstücke hatten eine Fläche zwischen 1000 und 3000 Quadratmetern. Die Gemarkung war in über 45 Gebietsbezeichnungen gegliedert, wie Pfaffenwies, Kappen oder Wolfsseifen.

Bedeutende Ereignisse

In der Geschichte von Rissdorf gab es einige wichtige Ereignisse. Im Jahr 1710 gab es beispielsweise in der Zips 40.000 Pestopfer, darunter waren auch 302 Bewohner von Rissdorf. 1879 wurde die Freiwillige Feuerwehr im Ort gegründet, wenige Jahre darauf der Deutsche Gesangsverein. Im Jahr 1900 wurde die Telefonverbindung ausgebaut. 1919 entstand die Konsumgenossenschaft und 1930 das Wasserreservoir am Katzwinkelbach, das der Bereitstellung von Löschwasser diente. 1937 begann die Elektrifizierung des Ortes. Zwei Jahre später entstand eine Tankstelle neben dem Konsum 

Am 19. September starb der älteste Bürger von Rissdorf:  Mathias Reparsky wurde 91 Jahre alt. Ende 1944 bis Januar 1945 wurden die deutschen Einwohner aus Rissdorf evakuiert. Am 5. Februar 1952 erfolgte schließlich die Gründung des Militärgebietes „Javorina“. In der Folge wurde bis 1957 ein Großteil des Gebäudebestandes von Rissdorf durch das Militär zerstört.

Reinhard Scholtz

(reinhard@familie-scholtz.de)