Kolumne: Schmidts Katze
Čau, čau und mňau! Ich melde mich aus ungewohnter Höhe, aus dem Katzenhimmel. Ich hatte mir Anfang November auf der Erde dummerweise eine tödliche, akute Nierenentzündung zugezogen. Die Tierärzte haben alles versucht, um mich wieder auf die Beine zu bringen, aber so richtig bin ich zu meinem eigenen Bedauern nicht wieder geworden. Bis mein Butler, der Herr Schmidt, entschieden hat, dass ich am Ende meines Erden-Lebens keine Schmerzen haben soll und die Tierärztin mich von meinem Leiden erlöst hat.
Das war nicht lustig. Immerhin war mein Butler in meinen letzten Minuten auf der Erde bei mir und hat sich bei mir für die tollen gemeinsamen Jahre bedankt. Dummerweise habe ich meinerseits genickt, als er mir das Versprechen abnahm, künftig aus dem Katzenhimmel zu kommentieren, was auf der Welt in der Slowakei so passiert. Aber nach meinem Gang über die Regenbogenbrücke und meiner Ankunft bei meinen neuen Spielkameraden im Katzenhimmel muss ich zugeben, dass ich von hieraus tatsächlich einen noch sehr viel besseren Blick auf das Geschehen auf der Erde habe. Die Weltherrschaft habe ich ja ohnehin mit meinem Ableben auf der Erde nicht einfach so an der Garderobe abgegeben. Einmal Weltherrscher – immer Weltherrscher.
Ich will meine Zeilen aber noch einmal nutzen, um mich bei meinem Butler, dem Herrn Schmidt, für supertolle Jahre an seiner Seite zu bedanken. Das ging schon los mit meiner Ankunft auf dem nordböhmischen Bauernhof, auf dem Herr Schmidt wohnte. Der Nachbar von meinem Herrn Schmidt hatte uns – meinen Bruder und mich – an meinen Butler weitergereicht, wohl ahnend, dass wir ein sehr, sehr schönes Leben bei ihm haben werden. Doch so einfach war das nicht. Die Freundin meines Butlers hatte nämlich bis dahin nur ein Herz für Hunde und wollte uns Katzen partout nicht haben. Bis mein Butler ihr eines Samstags ein zauberhaftes Frühstück mit warmem Toast und Kaviar auf der Wiese des Hofs kredenzte – und uns zwei obendrein. Wir sahen beide sooo süß aus, dass die Freundin meines Butlers nicht nein sagen konnte. Nur in ihr Bett – darauf bestand sie – durften wir nicht. Für uns war diese Ansage kein Problem.
Dann wurde ich von meinem Bruder schwanger (das ist bei Katzen erlaubt) und gebar drei reizende Scheißerchen. Die leben längst ihr eigenes Leben und sind glücklich, wie ich aus lichter Höhe im Himmel begutachtet habe. Später bin ich mit meinem Butler noch zwei Mal umgezogen, zuletzt in meine Super-Wohnung in Prag, wo ich einen herrlichen Garten mein eigen nennen durfte. Dort ist auch meine sterbliche Hülle begraben, zwischen den im Sommer und Herbst perfekt duftenden Rosen. Dort habe ich mich immer in der Sonne zum Schlummern niedergelassen. Und da sollte auch meine sterbliche Hülle künftig liegen. Sollte Herr Schmidt noch einmal umziehen, wird er mich ausbuddeln und mich mit in sein neues Domizil nehmen. Aber wahrscheinlich wird er dort wohnen bleiben, wo auch ich mit ihm meine schönsten Jahre verbracht habe,
Diese Jahre waren wirklich toll. Mein Butler hat mich auf Händen getragen und mich verwöhnt ohne Ende. Ich sage nur Weihnachtsbuffet: Jakobsmuschel an einem Zweiglein Dill. Und als Dessert Schlagsahne. Naja, von allein wäre er da natürlich nicht drauf gekommen. Da musste ich schon klare Ansagen machen. Aber mein Butler hat eingesehen, dass ich die Weltherrschaft in unserer Wohngemeinschaft habe und sich meinen luxuriösen Wünschen einfach mal gefügt.So gehörte sich das auch. Ich bin jetzt ein bisschen unsicher, wie das Weihnachtsessen in diesem Jahr ausfällt, weil dafür ja nun mein Butler nicht mehr so richtig zuständig ist. Ich muss mich mal dringend zum Chefkoch im Katzenhimmel durchfragen, damit ich am Heiligabend nicht versehentlich Hackbraten serviert bekomme. Derlei lehne ich strikt ab. Čau, čau und mňau!
Schmidts Katze Mourinka und ihr Butler Hans-Jörg Schmidt