Segen und Last des Silbers unserer Bergbaugebiete

Inflation, Teuerung und wirtschaftliche Unsicherheit – diese Begriffe dominieren heutzutage die Welt und belasten uns alle gleichermaßen. Doch diese Probleme sind keine Neuheit für unsere Regionen. Schon im Spätmittelalter wurden unsere Vorfahren von ihnen in Form von minderwertigen Silbermünzen heimgesucht und trieben in dieser Hinsicht ihr Unwesen, bis sie schließlich verbannt wurden.

Das Zipser-Gemer-Bergbaugebiet mit den Bollwerken Göllnitz/Gelnica, Schmöllnitz/Smolník und Rosenau/Rožňava umfasste die damaligen Komitate Zips, Gemer und Abaujwar (um Metzenseifen und Jossau) und wurde in der Frühen Neuzeit als „Oberungarisches Bergbaugebiet“ bezeichnet. Dies stand im Gegensatz zum „Niederungarischen Bergbaugebiet“, das sich in der heutigen Mittelslowakei befindet.

Beide Regionen belieferten die damalige Welt mit fast 15 Prozent der Edelmetalle, was sowohl Segen als auch Fluch für sie bedeutete. Nach der Habsburger Thronbesteigung in Ungarn im Jahr 1526 bestätigte Ferdinand I. zunächst alle Verordnungen seiner Vorgänger im Bereich des Berg- und Hüttenwesens. Es bestand jedoch keine Gleichwertigkeit zwischen Edel- und anderen Metallen. Gold und Silber sollten dem Münzwesen vorbehalten bleiben, und dem Staat das Recht, eigene Münzen zu prägen.

Erschwerend kam hinzu, dass 13 Zipser Städte seit 1412 an Polen verpfändet und Teil dessen Königreichs waren. Und gerade hierhin strömte der illegale Silberexport, zwar nach dem Willen der Landesherren, aber nicht nach dem der Habsburger.

Polen verfügte nicht über eigene Silbervorkommen und konnte die steigende Nachfrage nach Silber nicht befriedigen. So musste es silberarme Münzen prägen und seine Währung nach und nach abwerten. An der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert war ganz Ungarn bereits mit solchem Geld überschwemmt, was eine riesige Inflation und immense Teuerung auslöste. Dies veranlasste die Habsburger, den Umlauf der inflationsfördernden Münzen zu stoppen.

Leutschauer Münzstätte
Die Habsburger wandten sich an deutsche Gelehrte, die bereits zuvor auf diese Probleme hingewiesen hatten. Georg Wernher verfasste 1540 in Nürnberg ein Gutachten, in dem er empfahl, alles Silber aus dem Oberungarischen Gebiet in Leutschau einzulösen. Das eingezogene Silber sollte in der errichteten Leutschauer Münzstätte als „Wertgeld“ geprägt und in Umlauf gebracht werden. Zudem sollte man den Kaufleuten die Ausfuhr von Edelmetallen nach Polen verbieten, da dies ein Aderlass für die Staatskasse war.

Leutschau heute

Lästige Aufgabe
Polen war jedoch so sehr auf die Einfuhr von Silber angewiesen, dass sein riesiger Geldmarkt so nicht bestehen konnte. Erst unter der Regierung von Sigismund III. Wasa (1587-1632) gab es im Königreich Polen und Litauen sieben königliche und acht städtische Münzstätten, die von Silberimporten aus Ungarn abhängig waren.

König Sigismund auf einem Gemälde von Pieter Soutman aus dem 17. Jahrhundert

Der wahre Aderlass kam 1585, als die Habsburger die Zipser Städte dem polnischen König und Fürsten von Siebenbürgen Stefan Báthory als Entschädigung überließen. Die Ausfuhr des umgemünzten Silbers war jedoch bereits verboten, so dass die Nachfrage danach so stark anstieg, dass jährlich 20.000 Mark Silber aus dem Oberungarischen Bergbaugebiet nach Polen ausgeführt wurden.

So erhöhte die Regierung die Prägung unterbewerteter Münzen, die nun auch im Osmanischen Reich und in Russland als Zahlungsmittel galten. Die Inflation wurde dadurch zum Teufelskreis für Land und Leute ganz Ungarns und griff überall um sich.

Das Einzugsgebiet der Münzstätte Leutschau sollte demnach östlich von Rosenberg/Ružomberok beginnen und sich über die Tatra-Gebiete bis an die polnische Grenze erstrecken. Gleichzeitig sollten auch die Bergstädte der Unterzips (Zipser Neudorf, Göllnitz, Krompach, Einsiedel, Schmöllnitz, Schwedler und Wagendrüssel) sowie Dobschau, Rosenau, Schittnich/Štítnik im Gemer-Gebiet mit Metzenseifen und Jossau im Bodvatal einbezogen werden. Dazu sollten noch Kaschau, Eperies und Bartfeld kommen und bis hin an die Südgrenze des Osmanischen Reiches reichen.

Lösung und Fazit
Das Fehlen an Geld und Fachkräften führte dazu, dass der Erfolg des Vorhabens zunächst ausblieb. Die Mühe der deutschen Gelehrten begann jedoch später Früchte zu tragen, die sich in der Bannung des Übels der Inflation erfolgreich zeigten. Die Lage des Oberungarischen Bergbaugebiets rückte nun ins Visier der Wiener Kammerverwaltung.

Diese entsandte dorthin etliche Kommissionen, um die Lage aller Berg- und Hüttenbetriebe zu untersuchen. Sie beabsichtigten bald, ein staatliches Monopol auf Edelmetalle einzuführen sowie alle Bergbaureviere der Krone zu unterstellen, was Ende des 17. Jahrhunderts, nach der Niederlage des Osmanischen Reiches, verwirklicht wurde.

Ferner führten die Habsburger zahlreiche Reformen ein, die das Münzwesen sowie die Kammerverwaltung reorganisiert haben. So begann auch die Kaschauer Münzstätte und ihre Schmöllnitzer Filiale wieder wertes Geld zu prägen, wodurch der Spuk der Inflation verbannt wurde. Ein tröstliches Beispiel für unsere Zeit und ein ermutigender Hinweis für unser aller Zukunft.

Oswald Lipták