„Seit meiner Kindheit hat meine Mutter mit mir Hopgärtnerisch gesprochen“

Im neuen Jahr haben wir mit František aus Forberg/Stráne pod Tatami gesprochen. Er verrät im Gespräch mit dem Karpatenblatt, wann er gerne den hopgärtnerischen Dialekt spricht, wie er sich engagiert oder was er sich für das Jahr 2022 vorgenommen hat.

Kannst du dich kurz den Lesern/innen vorstellen?

Ich heiße František Galik, bin 21 Jahre alt und mein Heimatdorf liegt im Osten der Slowakei, Forberg/Stráne pod Tatrami. In Kesmark/Kežmarok habe ich die Grundschule besucht, danach die deutschsprachige Abteilung des Dominik-Tatarka-Gymnasiums in Deutschendorf/Poprad. Zurzeit wohne ich in Wien, wo ich auch studiere.

František studiert ihn Wien und hat karpatendeutsche Wurzeln.
František studiert ihn Wien und hat karpatendeutsche Wurzeln.
Du studierst an der Wirtschaftsuni in Wien. Was sind die Schwerpunkte deines Studiums?

Meine Studienrichtung heißt „Wirtschaftsrecht“, was aber ein wenig über den Inhalt täuscht. Es ist nämlich kein spezifisches Rechtsstudium, sondern eine Kombination aus Rechts- und Wirtschaftswissenschaften und vermittelt Fachkenntnisse aus beiden Bereichen. JUS+ wird es bei uns genannt.

Warum hast du dich für dieses Studium entschieden?

Während meiner Zeit am Gymnasium habe ich am Wettbewerb „Jugend debattiert“ teilgenommen. Seitdem bin ich auch jedes Jahr dabei und bin bei der Organisation behilflich. Dabei habe ich vieles über Rhetorik und Argumentationsfähigkeit gelernt. Argumente aufzubauen, sie mit Belegen zu stützen und das alles so effizient und überzeugend wie möglich vorzutragen, ist natürlich das A und O der juristischen Arbeit. Das Gefühl für Wahrheit und Gerechtigkeit hat mich schließlich zum Jurastudium geführt. Ich wollte aber auf keinen Fall meine Begeisterung für Mathe verlieren, also stellte sich das Wirtschaftsrecht-Studium wie maßgeschneidert dar.

Wie bist du auf „Jugend debattiert“ gestoßen?

In der zehnten Klasse am Gymnasium lautete ein Thema beim Deutschunterricht „Erörterung“, also eine argumentative Auseinandersetzung mit einem Thema. Meine Deutschlehrerin, Lucia Hönschová, hat mir alles damit Verbundene beigebracht: Argumentation, Rhetorik, Kommunikationsfähigkeit, sicheres Auftreten und vieles mehr. Ein Jahr später hat sie mir von „Jugend debattiert“ erzählt und ich habe an der Schulrunde teilgenommen. Es hat mir Spaß gemacht, mit anderen Mitschülern über verschiedene Themen Argumente auszutauschen und ich wollte definitiv damit weitermachen. Seitdem habe ich noch viel dazugelernt und wie schon erwähnt, bin ich so auch zu meiner Studienrichtung gekommen. Für das alles bin ich meiner Lehrerin sehr dankbar.

Wie sieht dein Freiwilligen-Engagement aus?

Ich bin jedes Jahr bei „Jugend debattiert“ dabei und unterstütze dabei das Goethe-Institut. Um noch mehr zu helfen, haben dieses Jahr einige Wettbewerbs-Alumni und ich den Alumni-Verein für „Jugend debattiert“ gegründet. Wir sind ab jetzt nicht nur für neue Wettbewerbs-Themen zuständig, sondern wollen JDI (Jugend debattiert International) an vielen Schulen bekannter machen, damit wir jedes Jahr mehr und mehr Interesse bei Schülern wecken. Wir haben noch vieles vor und einiges auch schon fast fertig, also bleibt gespannt!

Beim Wettbewerb „Jugend debattiert“ (František steht ganz rechts).
Beim Wettbewerb „Jugend debattiert“ (František steht ganz rechts).
Du hast karpatendeutsche Wurzeln. Sprichst du auch einen karpatendeutschen Dialekt? 

Meine Familie hat im ostslowakischen Dorf Hopgarten/Chmeľnica ihre Wurzeln, meine Mutter ist dort sogar noch geboren. Seit meiner Kindheit haben meine Mutter und Großmutter mit mir neben slowakisch auch in unserem Dialekt gesprochen – Hopgärtnerisch. Dadurch fiel es mir auch leicht Deutsch zu lernen, da die meisten Wörter verwandt sind. Zuhause rede ich mit meiner Großmutter ständig im Dialekt, um nichts zu vergessen, denn ich will ja die Tradition fortsetzen. Mit meiner Mutter ist das eher seltener, aber definitiv jedes Mal, wenn wir tratschen wollen, sodass uns niemand versteht.

Die Karpatendeutsche Jugend organisiert unterschiedliche Veranstaltungen, hast du bereits einige besucht? 

Dass es neben dem Karpatendeutschen Verein auch die Karpatendeutsche Jugend gibt, habe ich leider erst vor Kurzem erfahren (kurz vor Anfang der Corona-Situation), ich hatte also nicht die Zeit, sie zu besuchen. Ich freue mich aber auf die bevorstehenden Veranstaltungen, die ich bestimmt besuchen werde. Außerdem gibt es aber in Chmeľnica jährlich den „Tag der Zipserdeutschen Kultur“, wo ich jedes Jahr mit meiner Familie dabei bin.

Welche Themen sind heutzutage für die Jugendlichen besonders wichtig?

Im Allgemeinen erlangen kritisches Denken und kritische Auseinandersetzung mit verschiedenen Themen für Jugendliche immer mehr Bedeutung. Dank dieser informationsüberfüllten Zeit müssen viele lernen, wie man mit Informationen umgeht. Besonders wichtig ist es bei Jugendlichen, die ihre Weltanschauung noch bilden, dass ihre Meinungen nicht von Desinformationen verunstaltet werden. Der Kampf gegen Desinformationen ist und wird anstrengend, jedoch engagieren sich immer mehr Jugendliche dafür, was mir persönlich auch viel Freude bereitet. Ein großes Anliegen der Jugendlichen heutzutage ist natürlich auch die jeden Tag mehr und mehr drohende Klimakrise. Es würde manche schon überraschen, wie engagiert Jugendliche sind, was das angeht. Das ist aber kein Wunder, wir sollten doch alle unseren Planeten schützen!

Wir haben das Jahr 2022, was hast du dir für dieses Jahr vorgenommen?

In diesem Jahr kommt hoffentlich schon eine Wende in der Corona-Situation und viele Veranstaltungen werden wieder stattfinden, die ich sehr gerne besuchen möchte. Mit dem Alumni-Verein haben wir vieles vor, hauptsächlich Schulen besuchen und neue Debattanten für JDI zu werben. Immer näher kommt auch der Tag, an dem ich meinen Bachelor-Titel bekomme, also will ich noch richtig Gas geben, damit alles glatt läuft.

Das Gespräch führte Hubert. Er interviewt das ganze Jahr über Mitglieder der Karpatendeutschen Jugend für die Reihe „KDJ auf ein Wort“.