Stille Nacht heilige Nacht

Stille Nacht, heilige Nacht

Wieder einmal neigt sich das Jahr seinem Ende entgegen und wir alle erleben das Wunder von Weihnachten. In unseren Erinnerungen bilden die Weihnachtstage aufgefädelt an einer Schnur, eine lange Kette oder einen Weihnachtskalender mit vielen Jahrestürchen. Man kann nicht alle öffnen, manche Jahre sind dabei, an die man sich nicht mehr erinnern kann. So ist es auch bei mir, der Kalender hat schon zu viele Glieder oder Türchen.

Krickerhau Handlova
Weihnachtsbild aus Krickerhau 1953

Ein Erinnerungstürchen begleitet mich aber bereits 65 Jahre – und es ist sogar das erste. Ich war damals drei Jahre alt, mein Bruder ein Jahr älter. Meine Mama erlebte im Oberort von Krickerhau ein karpatendeutsches Nachkriegsschicksal, das für sie erschwert war, da sie seit 1951 Witwe war. Vor Weihnachten 1953 schrieb sie ihrer Schwester nach Salzburg: „Ich schicke euch ein Bildchen von uns beim Weihnachtsbaum, mich werdet ihr fast nicht wiedererkennen, die Kinder sind Hansi und der kleine Andreas.“ Das 65 Jahre alte Bildchen ist meine erste Weihnachtserinnerung, welche noch mit den traditionellen Mohnpokanzl und Käspokanzl und dazu noch Mohnpaigl und Nusspaigl am Weihnachtstisch ergänzt ist. Für die Kinder war aber natürlich die Krönung des Heiligen Abends das Auspacken der Geschenke.

In den Erinnerungen an Weihnachten steht bei uns allen an der ersten Stelle sicher das Lied „Stille Nacht, heilige Nacht“, ein Lied, welches Grenzen und Krisen überwunden hat, welches die Karpatendeutschen egal wohin sie ihr Schicksal geweht hat, immer verbunden hat. Dieses weltberühmte Weihnachtslied gilt für uns als Inbegriff des Weihnachtsbrauchtums. Das Lied ist vor 200 Jahren entstanden: Zu Heiligabend 1818 führten der Dorfschullehrer und Organist Franz Xaver Gruber und der Hilfspfarrer Josef Mohr in der Kirche in Oberndorf bei Salzburg dieses Lied erstmals auf. Seitdem hat es in über 50 Übersetzungen weltweit Verbreitung gefunden. 2001 wurde „Stille Nacht, heilige Nacht“ sogar von der UNESCO als immaterielles Kulturerbe Österreichs anerkannt.

Stille Nacht heilige Nacht
Karte zum 100-jährigen Jubiläum des Liedes „Stille Nacht, heilige Nacht“ von 1918

„Stille Nacht, heilige Nacht“ ist ein Lied, dessen sanfte Töne und tröstende Worte unsere Herzen berühren, ein Lied, dessen Zauber seit 200 Jahren ungebrochen ist. Ein Lied, das Trost verspricht und Hoffnung schenkt. Erinnerungen an die Weihnachtszeit gehören wohl zu den wertvollsten Schätzen eines christlichen Lebens. In diesem Sinne wünsche ich euch allen gesegnete Feiertage im Kreise der Familie und bedanke mich für eure wertvolle Unterstützung im vergangenen Jahr!

Ihr

Ondrej Pöss