Theologe und Historiker Johann Samuel Klein
Der am 22. Januar 1748 in Bartfeld/Bardejov geborene Johann Samuel Klein war Pfarrer und Lehrer. Vor allem durch seine schriftstellerische Tätigkeit ist er über die Jahrhunderte nicht in Vergessenheit geraten. Viele seiner Werke wurden gedruckt, weitere handschriftliche Aufzeichnungen sind bisher nicht ausgewertet oder liegen unerkannt in Archiven.
Johann Samuel Klein hatte den typischen Ausbildungsweg vieler in der Zips geborener junger Männer seiner Zeit, denen ein Studium möglich war.
Zwei Unterschiede fallen aber auf: Er ging nicht von „Ober-Ungarn“ in Orte wie Miskolc oder Debrecen, um Ungarisch zu lernen und er studierte in einer Stadt, deren frühere Universität heute kaum bekannt ist.
Vater Pfarrer in der Zips
Johann Samuels Vater, Michael Klein, wurde 1712 in Wagendrüssel/Nálepkovo geboren. Er schrieb einige religiöse Bücher. Dadurch kam Johann Samuel sehr früh mit Literatur und wissenschaftlichem Arbeiten in Kontakt. Die Schule besuchte er in Bartfeld, das Gymnasium auch in Eperies/Prešov.
Studium in Rinteln und Halle
Es folgte das Studium an der Universität Rinteln von 1765 bis 1771. Sehr wahrscheinlich hatte ihn sein Vater auf die Universität Rinteln und den Landsmann Gottfried Schwarz (1707-1786) aus Zipser Neudorf/Spišska Nová Ves hingewiesen. Gottfried Schwarz lehrte seit 1749 als Professor für Theologie an der Universität Rinteln. Die in Niedersachsen gelegene Stadt war zu dieser Zeit ein wichtiger, expandierender Handelsplatz zwischen Bremen und den Niederlanden.
Es ergab sich eine enge Zusammenarbeit von Johann Samuel Klein mit seinem Professor. Er schrieb Gedichte über ihn und verteidigte bei ihm am 16. März 1771 auch seine Dissertation.
Diese ist heute in der Bibliothek der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg zu finden. Nach fast sechs Jahren in Rinteln ging Johann Samuel noch drei Jahre an die Uni in Halle.
Berufsbeginn in Eperies/Prešov
Die beruflichen Stationen des Johann Samuel Klein waren Eperies, Bartfeld, Kaschau/Košice und Göllnitz/Gelnica.
Im Jahr 1774 von seinen Studien in Deutschland zurückgekehrt, übernahm er zunächst die Stelle eines Professors und Rektors an der evangelischen Schule in Eperies. Hier unterrichtete er bis 1783, hier wurde 1778 in der Ehe mit Eleonora Hubertin der Sohn Joseph Samuel geboren.
Es folgte eine kurze, mehrmonatige Zeit als Pfarrer in Bartfeld. Bereits im Januar 1784 nahm er ein Angebot aus Kaschau/Košice an, wo er bis 1790 tätig war.
30 Jahre Pfarrer in Göllnitz
Sehr viel länger, mehr als 30 Jahre, wirkte er in der Bergbaustadt Göllnitz – bis zu seinem Tod am 10. Dezember 1820. Hier wurde er zum Senior des Seniorats der sieben Zipser Bergstädte, das heißt zum Vorsitzenden der evangelischen Geistlichen dieser Orte, gewählt.
Umfangreiches Schaffen
Das bekannteste Werk des Johann Samuel Klein sind die „Nachrichten von den Lebensumständen und Schriften evangelischer Prediger in allen Gemeinen des Königreichs Ungarn“. Von diesen erschienen 1783 und 1789 der erste und zweite Teil in Leipzig und Ofen/Buda. Sie enthalten jeweils 100 Lebensgeschichten evangelischer Geistlicher. Nicht mehr zum Druck kamen seine handschriftlichen Ausarbeitungen für einen dritten und vierten Band.
Zu seinen weiteren Werken gehören die Antrittspredigten in Bartfeld 1783 und Göllnitz 1790 sowie „Etwas zur Erklärung der ältesten Geschichte Ungarns“ (1773) und „Versuch einer Geschichte der deutschen Sprache in Ungarn sammt ihren verschiedenen Dialecten“ (1773).
Den dritten Band der Lebensgeschichten weiterer 100 Geistlicher veröffentlichte 1873 der sich vor allem mit Kirchengeschichte beschäftigende Pfarrer András Fabó (1810-1874) aus dem Komitat Neograd/Novohradská župa. Der Text befand sich unter Kleins umfangreichen unveröffentlichten Nachlass in der Bibliothek des evangelischen Collegiums in Eperies.
Ehrung durch Universität Prešov
Der inzwischen kaum noch bekannte, schwer lesbare handschriftliche vierte Teil und damit weitere 100 Lebensgeschichten wurden aus Anlass des 500. Jahrestages der Reformation von der Uni Prešov digitalisiert. Sie erschienen 2015 als „Sto kňažských biografií Johanna Samuela Kleina“.
Die nun vorliegenden vier Bände enthalten außergewöhnlich viele bisher unveröffentlichte Daten aus der Kirchen- und Kulturgeschichte Ungarns. Finanzielle und politische Gründe verhinderten eine frühere Bearbeitung und Veröffentlichung dieses zeitgeschichtlich einmaligen Dokuments.
Mit der Herausgabe des vierten Teils erfuhr Johann Samuel Klein eine weitere, hochverdiente Würdigung seines Lebenswerkes.
Dr. Heinz Schleusener