Theologe Daniel Klesch

Theologe und Lyriker – Daniel Klesch

Zwei Söhne des Ratsherrn und Bergrichters Christoph Klesch aus Zipser Neudorf/Spišská Nová Ves erlangten über die Zips hinaus Berühmtheit: der am 22. Februar 1624 geborene Daniel und sein acht Jahre jüngerer Bruder Christoph. Beide hatten als Lutheraner unter den Religionskonflikten zu leiden, Daniels Lebensweg war dabei besonders unruhig.

Kann es sein, dass ein Geburtsjahr unklar ist? Ja, es kann, vor allem, wenn man im Mittelalter oder noch früher geboren wurde. Der Kupferstich von 1675 weist das Alter von Daniel Klesch mit 52 Jahren, in Römischen Zahlen LII, aus.

Das Geburtsjahr wäre dann 1623. In anderen Quellen finden wir 1619 oder die Angabe „um 1619“. Daniel Klesch selbst schreibt im Jahr 1676 in einer Abhandlung dazu: „Da bin ich schon zwey über Funffzig Jahr alt geworden“. Das weist eher auf das hier verwendete Geburtsjahr 1624 hin.

Vater entschied

Wie viele Zipser Sachsen war Daniels Vater ein Lutheraner. Für seinen Sohn bestimmte er die Laufbahn eines Geistlichen. Als Daniel 13 Jahre alt war, starb der Vater plötzlich. Das Studium schien nun nicht mehr möglich. Da half ihm ein wohlhabender, in Wien lebender Onkel. So konnte Daniel im Mai 1644 das Studium der Philosophie aufnehmen.

Er ging zunächst an die Wittenberger, später an die Straßburger Universität. Den Titel eines Magisters, der zu dieser Zeit noch mit dem des Doktors gleichrangig war, erwarb Daniel Ostern 1649 in Wittenberg.

Dichterkrone

Wappen
Das 1652 verliehene Wappen

Neben dem Studium beschäftigte sich Daniel Klesch mit Lyrik und Prosa, und das mit großem Erfolg. Belege sind seine 1649 erfolgte Krönung zum Dichter sowie das 1652 vom römischdeutschen Kaiser und König von Ungarn, Ferdinand II (1608-1657), erteilte Adelsprädikat und der Wappenbrief.

Aus seiner Ehe mit Elisabeth Gruber sind zwei Kinder bekannt: Catharina Elisabeth, geb. 1650 und Christoph Daniel, geb. 1658.

Von Ödenburg nach St. Georgen

Nach dem Studium arbeitete Daniel Klesch als Konrektor (stellv. Rektor) am Gymnasium in Ödenburg/Šopron, obwohl er sich eigentlich eine Pfarrstelle wünschte. Diese bekam er 1659 im etwa 50 Kilometer südlich von Ödenburg gelegenen Güns/Kysek. Pfarrer in seiner Heimat, der Zips, wurde er ein Jahr später – in Szepesszentgyörgy, also Sankt Georgen/Jurské.

Hier erwarb er wegen seines unermüdlichen Einsatzes für den evangelischen Glauben bald Ansehen und stieg zum Senior der Pfarrbruderschaft der 24 Königlichen Städte auf.

Schwere Zeit für Protestanten

In dieser Zeit verstärkten sich die Gleichstellungsbestrebungen des gegenüber dem katholischen benachteiligten protestantischen Adels in der sogenannten Magnaten- oder Wesselényi-Verschwörung.

Nach deren Niederschlagung wurden Anführer wie Zrinyi und Nádasny hingerichtet und die Vertreter der protestantischen Kirche verfolgt. Wie viele seiner Leidensgenossen wurde Klesch vor die Wahl gestellt, zum katholischen Glauben zu wechseln oder das Land zu verlassen.

Exil statt Konversion

Klesch weigerte sich, eine der beiden Möglichkeiten anzunehmen. Deshalb brachte man ihn 1673 nach Kaschau/Košice in Festungshaft. Im Jahr 1674 wurde er freigelassen.

Wie zuvor schon sein Bruder Christoph ging er nach Deutschland, um dort seinen Glauben frei ausüben zu können. Arbeit fand er schnell. In Jena als Lehrer und Schuldirektor, danach in Weißenfels als Lehrer und in Heldrungen als Superintendent.

Engagiert für die deutsche Sprache

Klesch engagierte sich nicht nur für die Reinheit der Religion, sondern auch für die der Sprache. So wurde er 1676 Mitglied der vom wohl ersten deutschen Berufsschriftsteller Philipp von Zeesen (1619 – 1689) gegründeten Sprachgesellschaft „Deutschgesinnte Genossenschaft“. Auch in der 1617 gegründeten ersten deutschen Sprachakademie, der „Fruchtbringenden Gesellschaft“, wirkte er aktiv mit.

Diese Gesellschaft existierte bis 1680. 390 Jahre später, im Jahr 2007, wurde in Köthen die „Neue Fruchtbringende Gesellschaft“ ins Leben gerufen. Sie sieht sich in der sprachpflegerischen Tradition des früheren Vereins und will die deutsche Sprache als Amts-, Kultur-, Landes- und Wissenschaftssprache erhalten, pflegen und weiterentwickeln. Ein begrüßenswertes Vorhaben!

daniel klesch
„Allen zu Nutzen“ war der Leitspruch der Fruchtbringenden Gesellschaft

Suchen und Irren

In Kleschs zahlreichen Predigten, Liedern und Schriften ist die Suche nach den Idealen der Dichtung erkennbar. Seine auf die Gegenwart gerichteten Auslegungen der Offenbarung des Johannes (Apokalypse) stießen dagegen bei der lutherischen Kirche auf harsche Kritik und völlige Ablehnung. Eher unfreiwillig war daher seine Amtsniederlegung im Jahr 1690. Mit zunehmendem Alter machte er Prophezeiungen, die weitere Zweifel an seinem Geisteszustand nährten. Es kam noch schlimmer.

In Berlin, wo er die letzten sieben Jahre seines Lebens verbrachte, stürzte er 1697 nachts von der Treppe, die zu seinem Wohnraum im Dachgeschoss führte, und brach sich das Genick. Daniel Klesch starb so ungewöhnlich, wie sein Leben ablief – geadelt, geehrt, vertrieben, bewundert und schließlich geistig verirrt.

Dr. Heinz Schleusener