Trauer um Doc. Dr. Eleonóra Dzuriková, CSc.
Am 1. Januar erreichte uns die traurige Nachricht vom Tod des langjährigen KDV-Mitgliedes, unserer Freundin und Kollegin Frau Doc. Dr. Eleonóra Dzuriková. Vor knapp zwei Jahren, zu ihrem Geburtstag am 12. Februar 2019, hatten ihr das Karpatenblatt und dessen Leserschaft an dieser Stelle gratuliert.
Die in Metzenseifen/Medzev geborene Ella wuchs in einer Familie auf, in der großer Wert auf das zweisprachige Aufwachsen der Tochter gelegt wurde. Starken Einfluss hatte dabei ihre Mutter, Eleonora Schmiedt. In der Liste ihrer Vorfahren finden wir weitere, für Metzenseifen typische deutsche Nachnamen wie Gedeon, Schmiedl und Wagner. Die Grundschule und das Gymnasium besuchte sie in Prešov und legte dort 1956 das Abitur ab. Anschließend folgte das Studium von Germanistik und Slavistik, d.h. von deutscher und slowakischer Sprache, an der Comenius-Universität in Bratislava/Pressburg.
Sie interessierte sich schon früh für die deutsche Literatur und Besonderheiten der Fachsprache. Mit diesen Themen befassten sich ihre Diplomarbeit und später ihre Dissertation zum CSc. Aus eigener Kraft schaffte sie in den Jahren vor der politischen Wende die Habilitation (1988).
Danach, im Jahr 1990, wurde sie zur Hochschuldozentin berufen und später (2006) von der Katholischen Universität in Ružomberok/Rosenberg zur außerordentlichen Professorin.
Das ganze Leben von Ella Dzuriková war eng mit der deutschen Sprache verbunden, nicht nur beruflich, auch im privaten Leben bevorzugte sie die deutsche Sprache. Ihr sprachliches Niveau dürfte von vielen deutschen Muttersprachlern nur schwer oder wohl nicht erreichbar sein. Das spiegelt sich in ihren wissenschaftlichen Veröffentlichungen, den von ihr erarbeiteten Lehrmaterialien für den Hochschulunterreicht, ihren Gutachten und Übersetzungen wider. Ein besonders deutliches Beispiel ist die Übersetzung des Werkes „Paradigmen zu einer Metaphorologie“ von Hans Blumenberg, das unter dem Titel „Paradigmy k metaforológii“ im Jahr
2015 in Bratislava erschien. Diese brillante Übersetzung eines extrem schwierigen Fachtextes war die letzte große Übersetzungsarbeit der in viele wissenschaftliche Gremien berufenen Germanistin.
Vor einem Jahr zog sie aus gesundheitlichen Gründen von Košice/Kaschau in ein Seniorenheim bei Bratislava/Pressburg um. Sie freute sich, dass sie ihr geliebtes Karpatenblatt auch dort sofort bekam und lesen konnte. Leider war der erhoffte ruhige Lebensabend mit betreutem Wohnen nur kurz. Sie wurde Opfer des Corona-Virus, dessen Verbreitung bis in das Heim nicht verhindert werden konnte. Wir trauern um Ella Dzuriková, aber sie wird ihren Verwandten, Freunden, früheren Kollegen und Studenten als eine freundliche, stets hilfsbereite und liebenswerte Person in Erinnerung bleiben.
G. u. H. Schleusener