Über die Musik – ein bisschen anders
Habt ihr schon einmal darüber nachgedacht, was für einen Weg ein Musiker gehen muss, um in einem hochkarätigen Orchester spielen zu dürfen? Der Slowake Róbert Grondžel ist ein perfektes Beispiel dafür, dass Träume wahr werden können – heute spielt er Solokontrabass im Beethoven Orchester Bonn!
Róbert Grondžel stammt aus Krombach/Krompachy, lebt und musiziert aber schon seit 20 Jahren in Deutschland. Kontrabass lernte er am Konservatorium in Kaschau/Košice und nahm wie jeder ehrgeizige Musikstudent an verschiedenen Kursen teil, um neue Kontakte und Inspiration zu gewinnen. Beim Sommerkurs 1999 traf er seinen zukünftigen Lehrer, der ihm die Tür zum Studium an der Hochschule für Künste in Bremen öffnete und ihn in seine Klasse aufnahm.
Das musikalische Vorstellungsgespräch
Wer die Stelle eines Orchestermusikers bekommen will, muss ein Probespiel bestehen. Dabei handelt es sich um ein Verfahren, bei dem die Bewerber zunächst hinter einem Vorhang (also völlig anonym) vorspielen und in mehreren Runden bewertet werden. Róbert erinnert sich: „Ich hatte das Glück, dass mein Lehrer sehr viel Wert auf diese Vorbereitung gelegt hat. So habe ich nach und nach Erfahrungen gesammelt und nach verschiedenen Engagements in Frankfurt und Kopenhagen die Stelle im Orchester in Bonn bekommen.“ Hier spielt er in einem sehr internationalen Team. Das Orchester besteht aus 106 Mitgliedern aus 18 verschiedenen Nationen. Róbert Grondžel ist aber der einzige Slowake. Er fühle sich dennoch sehr wohl im Orchester: „Ich habe sehr nette Kollegen, mit denen ich jeden Tag schöne Musik machen kann.“
Orchestermusiker, Songwriter, Vlogger und Produzent
Róbert Grondžel ist ein talentierter und vielseitiger Musiker. Neben klassischer Musik spielt er gerne Folklore, Jazz und Rock und hat vor ein paar Jahren begonnen, auch selbst Musik zu komponieren. Zu Hause hat er sich ein eigenes Heimstudio eingerichtet, in dem er viel Zeit damit verbringt. Dort experimentiert er mit verschiedenen Instrumenten und kombiniert sie digital. Er erklärt: „Wenn ich klassische Musik spiele, konzentriere ich mich darauf, die vorgegebenen Noten so gut wie möglich zu interpretieren. Beim Schreiben von Musik ist es genau das Gegenteil von dem, was ich beruflich mache. Da kann ich frei entscheiden, was ich hören will.“ Davon zeugt auch sein Rockmusikprojekt Galmus, mit dem er im vergangenen Jahr unter Mitwirkung des deutschen Sängers Erik Hanberhauff seine erste Single veröffentlichte. Sie heißt „Ihr Bonzen“ und handelt von der ewigen Ungleichheit zwischen Arm und Reich in der Gesellschaft.
Hier könnt ihr euch das Lied anhören:
Klassik oder Folklore?
Wenn man 20 Jahre lang in Deutschland lebt, kann man viel über die Mentalität der Menschen, über die Kultur, die Traditionen und die Gewohnheiten erfahren. Róbert sieht, dass die Slowakei und Deutschland kulturell sehr eng miteinander verbunden sind. Er räumt ein: „Natürlich ist Deutschland mit seinen großen Schriftstellern, Komponisten, Wissenschaftlern und Philosophen seit Jahrhunderten eine Inspiration für die Nachbarländer, aber wir sind uns in Mentalität und Lebensfreude sehr nahe.“ In Deutschland gibt es über 130 professionelle Orchester, mehr als in jedem anderen Land. Zweifellos gehört die Tradition der klassischen Musik zum Alltag, die Konzerte und Opernaufführungen sind sehr gut besucht, selbst in kleineren Städten. Robert lacht: „Davon könnte die Slowakei etwas lernen. Andererseits hat die Slowakei viel mehr an traditioneller Folklorekultur zu bieten.“
Energie tanken in der Slowakei?
Auf die Frage nach einer Rückkehr in die Slowakei ist Róberts Antwort ganz klar: Er will bis zu seiner Pensionierung in Deutschland bleiben. Auch wenn er die Kontakte zur slowakischen Familie und zu Freunden vermisst, weil er sie meist nur während der Sommerferien in der Slowakei pflegt, sagt er: „Ich habe lange für meinen jetzigen Job gekämpft und bin wirklich sehr glücklich und zufrieden. Ich mag einfach meinen Job und meine Kollegen. Aber die Slowakei bleibt meine Heimat und es ist immer schön, dort Energie zu tanken.“
Ľudmila Glembová
Tipp: Mehr über Róbert Grondžel könnt ihr auf seiner Webseite, seinem YouTube-Kanal oder Instagram erfahren.