Vergessene Geschichte der Tatra-Region

Vergessene Geschichte der Tatra-Region

Im Herbst haben wir auf dem jüdischen Friedhof in Deutschendorf/Poprad im Rahmen des Geschichtszirkels „Vergessene Geschichte der Region unter der Tatra“ mit Schülern der Hotelfachschule Hohe Tatra/Vysoké Tatry an bedeutende Persönlichkeiten der Stadt erinnert.

Eine der Schülerinnen, die bei dem Friedhofsbesuch dabei war, war Viktória. Sie war zum ersten Mal dort und meinte, dass der Ort sie sehr beeindruckt hat: „Besonders die alten Grabmale haben es mir angetan. Eines war in Form eines Baumes gestaltet. Für mich war das sehr ästhetisch. Den Friedhof an Allerseelen zu besuchen, war eine großartige Idee.“ Unser Fotograf Janko war schon öfter auf dem Friedhof und erzählte, dass er zum ersten Mal dort als kleiner Junge mit seiner Mutter war. Bei dem Besuch im November habe er dennoch etwas Neues erfahren: Links sind Männer und rechts Frauen begraben und Juden stellen keine Kerzen auf die Gräber, sondern Steine, die ein Symbol für das Leben darstellen. Er bezeichnete es als unvergessliches Erlebnis, als Lehrer Vlado am Ende auf dem Friedhof Trompete spielte.

Gedenken Deutschendorf/Poprad

Wettbewerbserfolge unserer kreativen Schülerinnen

Im November durften wir uns auch über den schönen Erfolg unserer künstlerisch begabten Schülerinnen freuen: Aneta Višňovská aus der 4a hat bei dem landesweiten Wettbewerb „Woher ich komme, lernen wir einander kennen“ (Odkiaľ som, spoznajme sa navzájom) in der Kategorie Literatur für weiterführende Schulen den ersten Platz für die Geschichte von Hans Lichtenstein gewonnen und Ema Ondrušová aus der 2c hat den dritten Platz für ihre Kunstwerke erhalten. Der Wettbewerb, an dem auch Grund- und Kunstschulen teilnehmen konnten, wurde vom Verein EDUSOC organisiert. Der Wettbewerb wurde auch von der internationalen Organisation RVF (Roma-Bildungsfonds) und dem Amt des Regierungsbeauftragten für nationale Minderheiten unterstützt. Die Urkunden wurden in den wunderschönen Räumlichkeiten des Rathauses in Neusohl/Banská Bystrica übergeben. Rund zweitausend Schüler haben mit ihren Werken Geschichten der jüdischen, der Roma-, der slowakischen und der vietnamesischen Geschichte zum Leben erweckt. Es ist die Geschichte eines jeden von uns, denn wir sind alle unterschiedlich und doch ohne Unterschied alle gleich.

Der 10. November brachte auch eine traurige Nachricht mit sich. Im Alter von 98 Jahren verstarb Frau Regina Pretter, geborene Schwartz. Sie war eine derjenigen, die im ersten Mädchentransport aus Deutschendorf/Poprad nach Auschwitz war. Mit einigen Schülern haben wir für die Tochter der Verstorbenen ein Erinnerungsstück vorbereitet. Auf einen weißen Stein haben wir den Namen, das Geburtsjahr und die Nummer geschrieben, die sie bis zum Ende ihres Lebens auf der Innenseite ihres linken Arms tätowiert hatte. Der Tochter Celia haben wir in der Geschichtsstunde diesen Brief geschrieben: „Liebe Celia, Ihr Verlust tut uns sehr leid. Wir haben von unserem Lehrer Vlado von dem Tod Ihrer Mutter erfahren. Die Geschichte Ihrer Mutter hat uns sehr beeindruckt. (…) Sie hat ein schönes Alter erreicht, obwohl sie viele Schrecken durchgemacht hat. Sie verdient unseren tiefen Respekt.“ Das Foto von Frau Regina mit dem Stein, dem Brief und der hebräischen Botschaft haben wir dann an diesem Tag nach dem Unterricht an der Gedenktafel am Bahnhof in Deutschendorf/Poprad niedergelegt, von wo der Transport einst abfuhr.

Vergessene Geschichte der Juden
Bei dem Denkmal am Bahnhof von Deutschendorf/Poprad

Was bleibt zum Schluss zu sagen?

Für mich persönlich ist Geschichte immer lebendig, wenn wir darüber sprechen. Sie ist überall um uns herum, man muss nur mit offenen Augen und Ohren durch das Leben gehen. Ich möchte meinen Schülern aufrichtig danken, dass sie bereit sind, sich auch in ihrer Freizeit während der Wochenenden oder Ferien zu treffen, um die vergessene Geschichte unserer Region näher kennenzulernen, die sie selbst einmal ihren Kindern und Enkeln erzählen werden.

Mgr. Vladimír Andraš

Hotelfachschule Hohe Tatra/Vysoké Tatry