Volkstrauertag Bratislava

Volkstrauertag in Preßburg

An diesem Tag gedenken die Menschen der Kriegsopfer. Neben der Trauer soll er aber auch ein Symbol für Frieden und Versöhnung sein. Es handelt sich dabei um einen der drei Tage in Deutschland, an denen die Fahnen auf halbmast hängen, wie zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar und am Gedenktag für die Opfer von Flucht und Vertreibung am 20. Juni.

Der Volkstrauertag ist ein staatlicher Gedenktag und gehört zu den sogenannten stillen Tagen. Seit 1952 wird er zwei Sonntage vor dem ersten Adventssonntag begangen und erinnert an die Kriegstoten und Opfer von Gewaltherrschaft vieler Nationen.

Der Volkstrauertag wurde durch den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge zum Gedenken an die Millionen Opfer des Ersten Weltkrieges eingeführt. In diesen Gemetzeln der Völker 1914 bis 1918 starben auf den Schlachtfeldern 9,9 Millionen Soldaten, weitere 7,7 Millionen werden bis heute vermisst. Es kamen damals auch mehr als 7 Millionen Zivilisten ums Leben. Der Volksbund verband mit dem Volkstrauertag die Zielvorstellung, eine bei allen Deutschen einheitliche Erinnerung an das Leid des Krieges zu bewirken und so die Deutschen über die Schranken der Partei, der Religion und der sozialen Stellung zusammenzuführen.

Die Geschichte des Gedenktages

Die allererste Gedenkstunde war im Reichstag 1922 und der Volkstrauertag wurde erstmals am 1. März 1925 begangen. 1926 wurde entschieden, den Volkstrauertag regelmäßig am fünften Sonntag vor Ostern zu begehen. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde der Volkstrauertag 1934 in „Heldengedenktag“ umbenannt und sein Charakter vollständig auf Heldenverehrung ausgerichtet. Der Zweite Weltkrieg forderte fast 25 Millionen toter Soldaten und mehr als 50 Millionen Zivilisten. Angesichts dieser Zahlen werden wir von Entsetzen überwältigt.

Fünf Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges führte der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge den Volkstrauertag als Gedenktag für die Opfer von Kriegen und Gewaltherrschaft wieder ein. 1950 fand die erste zentrale Veranstaltung des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge im Bundestag in Bonn statt. 1950 wurde der Volkstrauertag an das Ende des Kirchenjahres auf den vorletzten Sonntag vor dem ersten Advent verlegt. Diese Zeit dominiert theologisch durch ihre Themen Tod, Zeit, Ewigkeit. Dazu wurden ab 1952 in den Bundesländern der Bundesrepublik Deutschland Gesetze über die Feiertage erlassen. Die neuen Bundesländer schützen den Volkstrauertag seit Anfang der 1990er Jahre in ihren Feiertagsgesetzen.

Der offizielle Festakt der Bundesregierung gedenkt der Opfer von Krieg, Gewaltherrschaft und Terrorismus sowie der bei Auslandseinsätzen der Bundeswehr gefallenen deutschen Soldaten. Zum Totengedenken äußerte Bundespräsident Theodor Heuss im Jahr 1952 diese einführenden Worte: „Wir gedenken heute der Opfer von Gewalt und Krieg, an Kinder, Frauen und Männer aller Völker. Wir gedenken der Soldaten, die in den Weltkriegen starben, der Menschen, die durch Kriegshandlungen oder danach in Gefangenschaft, als Vertriebene und Flüchtlinge ihr Leben verloren haben. Wir gedenken derer, die verfolgt und getötet wurden, weil sie einem anderen Volk angehörten, einer anderen Rasse zugerechnet wurden, Teil einer Minderheit waren oder deren Leben wegen einer Krankheit oder Behinderung als „lebensunwert“ bezeichnet wurde. Wir gedenken derer, die ums Leben kamen, weil sie Widerstand gegen Gewaltherrschaft geleistet haben, und derer, die den Tod fanden, weil sie an ihrer Überzeugung oder an ihrem Glauben festhielten. Wir trauern um die Opfer der Kriege und Bürgerkriege unserer Tage, um die Opfer von Terrorismus und politischer Verfolgung, um die Bundeswehrsoldaten und anderen Einsatzkräfte, die im Auslandseinsatz ihr Leben verloren. Wir gedenken heute auch derer, die durch Hass und Gewalt gegen Fremde und Schwache Opfer geworden sind. Wir trauern mit allen, die Leid tragen um die Toten, und teilen ihren Schmerz. Aber unser Leben steht im Zeichen der Hoffnung auf Versöhnung unter den Menschen und Völkern und unsere Verantwortung gilt dem Frieden unter den Menschen zu Hause und in der ganzen Welt.“

Gedenkfeier in Preßburg

In Preßburg fand die jährliche Gedenkfeier anlässlich des Volkstrauertages am 15. November 2020 auf dem deutschen Soldatenfriedhof am Friedhof in Fragendorf (Vrakuňa, Vereknye) statt. In der Slowakischen Republik haben mehr als 25.000 gefallene deutsche Soldaten der beiden Weltkriege auf zahlreichen Friedhöfen ihre letzte Ruhestätte gefunden, davon um die 1.000 in Preßburg. Wegen der Maßnahmen gegen die Ausbreitung der Corona-Pandemie wurde die Gedenkfeier dieses Jahr im kleinsten Rahmen abgehalten, mit Atemschutz und Abstand.

Volkstrauertag Bratislava
Ondrej Pöss, Axel Hartmann und Barbara Wolf an der Gedenkstätte

Nach dem Sprechen des Totengedenkens ehrte ihre Exzellenz, die Botschafterin der Bundesrepublik Deutschland in der Slowakei, Frau Barbara Wolf, die Toten mit einer Kranzniederlegung. Der Landesvorsitzende des Karpatendeutschen Vereins, Ondrej Pöss, und Michael Stolár, der Regionsvorsitzende in Preßburg, erwiesen diesen Opfern mit einem Kranz vor dem Kreuz dieses Friedhofs die Ehre. Des Weiteren gedachte die Gesellschaft zur Pflege der Deutschen Kriegsgräber in der Slowakei der Toten mit einem eigenen Kranz, der in Vertretung von Axel Hartmann, Botschafter a. D., niedergelegt wurde. Obwohl die Feierlichkeit nur im kleinen Rahmen stattfand, wurde sie von Oberst Rüdiger Heinrich, Verteidigungsattaché der Bundesrepublik, vorzüglich vorbereitet.

Volkstrauertag Bratislava
Der KDV-Vorsitzende legte für den Karpatendeutschen Verein einen Kranz nieder.

Gedanken zum Volkstrauertag

Volkstrauertag bratislava
Botschafterin Barbara Wolf bei ihrer Ansprache.

Es war ein Tag, der traurig stimmte. Auch das Wetter trug dazu bei. Nebel lag tief über Preßburg, Wasser tropfte vom Himmel, Krähen flogen vorbei. Wie wir an den Gräbern standen und der Ansprache lauschten, glitt mein Blick über die Grabsteine. Nicht nur die Namen, sondern auch die Zahlen bedrückten mein Gemüt. Datum der Geburt, Datum des Todes. Männer zwischen 17 und 57 Jahren lagen da zu meinen Füßen. Ging es schnell durch eine Kugel oder Granate? Oder riefen sie noch nach ihrer Mutter, Frau, Kind… Es lief mir kalt über den Rücken. Heute, nach so vielen Jahren Frieden in unseren Ländern, kann man sich die Gräuel des Sterbens an der Front nicht mehr vorstellen.

Aber dann kamen mir auch die Bilder aus dem Kaukasus, von Syrien, Afghanistan, dem Jemen oder Libyen in den Kopf. Hat die Menschheit nichts gelernt? Hat man es nicht begriffen? Und als wir in Gedanken versunken die Grabstätten verließen, sah ich Leute vorbeigehen, ohne Atemschutz, ohne Abstand zu halten und begriff: Sind wir unbelehrbar?

RNDr. Michael J. Stolár