Von Menschen und Minen
Im Jahr 2002 prägte der Chemie-Nobelpreisträger Paul Crutzen in einem Artikel der Fachzeitschrift „Nature“ den Begriff „Anthropozän“. Er erklärte, dass der Mensch die natürliche Umgebung seit 200 bis 300 Jahren nicht nur lokal, sondern auch global entscheidend verändert hat. Bei der Metallproduktion spielte der Bergbau in den von Deutschen besiedelten Bergbaugebieten des Königreichs Ungarn Ende des 15. Jahrhunderts eine entscheidende Rolle.
Nach einem Vorschlag britischer Geologen aus dem Jahr 2008 sollte der Beginn des Anthropozäns auf das Jahr 1800 festgelegt werden, was mit dem Beginn der Industrialisierung zusammenfällt. Untersuchungen von Eisbohrkernen haben gezeigt, dass seitdem die Konzentration von Methan und Kohlendioxid messbar angestiegen ist.
In den letzten Jahren hat sich das Verständnis der Umweltgeschichte gewandelt. Eine Entwicklung, die mit der wachsenden Bedeutung aktueller Umweltprobleme einhergeht. Allerdings liegen bisher keine vergleichenden Studien aus umweltgeschichtlicher Perspektive zu den Bergbauregionen in Mitteleuropa während der Frühen Neuzeit vor.
Der Grund dafür liegt darin, dass sich die heutige Forschung vor allem auf die Probleme der industriellen oder postindustriellen Zeit in Bezug auf Landschaften fokussiert und das Spätmittelalter nicht mit einbezieht. Zudem hat jede Bergbauregion ihre eigenen Besonderheiten, die eine individuelle Analyse erfordern, wie die Bergbauregionen auf dem Gebiet der heutigen Slowakei, die seit Jahrhunderten von Deutschen bewohnt wurden, bis zu ihrer Aussiedlung nach dem Zweiten Weltkrieg.
Allerdings hatten im Spätmittelter gerade diese beiden Bergbauregionen mit Energiekrisen und Problemen wie Holzmangel, Wasserverbrauch und den schädlichen Auswirkungen der Hüttenwerke auf die Umwelt zu kämpfen.
Holz(mangel) und Forstwirtschaft
Holzmangel war ein zentrales Problem während der Blütezeit des Bergbaus im 15., 16. und 19. Jahrhundert. Die hohe Nachfrage war eng mit der Besiedlung der Bergbaugebiete durch Deutsche verbunden. Unsere Vorfahren suchten nach Lösungsansätzen, wodurch Bergbau und moderne Forstwissenschaft eng miteinander verwoben wurden. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts etablierte sich die moderne Forstwissenschaft an den ersten Bergakademien. An der Schemnitzer Akademie wurden Studierende systematisch in Forst- und Wirtschaftswissenschaften unterrichtet. Dabei wurden ihnen die Umweltprobleme des Holzmangels verdeutlicht und Lösungswege aufgezeigt.
Die systematische Forstwirtschaft begann während der großen Bergbaukonjunktur, als der Holzmangel in den stark erschlossenen Bergbaugebieten Mitteleuropas als ökologisches und ökonomisches Problem erkannt wurde. Allerdings brachte diese Zeit auch gesundheitliche Schäden mit sich.
Arbeitsmedizin und Wasserkraft
Erste Berichte über Probleme mit Schadstoffen aus Hüttenwerken stammen aus dem 16. Jahrhundert und sind aus Tirol und dem heutigen mittelslowakischen Bergland bekannt. Diese Zeit kann daher auch als die Anfänge der Arbeitsmedizin bezeichnet werden. Paracelsus und Agricola lehrten bereits früher in unseren Bergbaugebieten, diese Probleme anzusprechen. Ihre Blütezeit erlebte die Arbeitsmedizin jedoch erst im Rahmen der staatlichen Bergbauverwaltung im 18. Jahrhundert. Die von den Habsburgern berufenen Bergärzte sind dafür ein anschauliches Beispiel.
Die Nutzung der Wasserkraft im Berg- und Hüttenwesen sowie die Regulierung der Flüsse sind bedeutende Aspekte der Umweltgeschichte. Die Flößerei war ein grundlegendes Element der Logistik jener Zeit. Bergbau- und Hüttenprodukte wurden über weite Strecken auf Flüssen verschifft, während Holz über kürzere Strecken geflößt wurde. Die staatliche Kammerverwaltung in der oberungarischen Kammerherrschaft Schmöllnitz regulierte im 18. Jahrhundert den Lauf der Flüsse und Bäche, um die Waldnutzung und die Versorgung der staatlichen Berg- und Hüttenwerke in der Zips effizienter zu gestalten.
Um Energie zu sparen, wurden zahlreiche Innovationen im Hüttenwesen eingeführt. Ab den 1740er Jahren setzte sich in Oberungarn ein Schmelzverfahren durch, das den Wirkungsgrad bei der Kupferverarbeitung verdoppelte und zur immensen Einsparung von Holzkohle führte. Diese Reduzierung des Holzkohleverbrauchs war entscheidend für die Einführung von Innovationen, insbesondere in den frühneuzeitlichen Hüttenwerken in allen Bergbaugebieten Europas zu jener Zeit.
Fazit
Der Bergbau beeinflusst seit Jahrhunderten Umwelt und Gesellschaft in unseren Bergbauregionen auf positive und negative Weise. Er hat zur Wirtschaftsentwicklung und dem technologischen Fortschritt beigetragen, aber auch zur Umweltverschmutzung und schweren Gesundheitsschäden. Trotzdem eröffnet der Bergbau auch Möglichkeiten für Innovation und Effizienzsteigerung.
Unsere Vorfahren lebten für viele Jahrhunderte in den Bergbaugebieten der heutigen Slowakei. Sie haben viel erreicht. Leider wurde der Beitrag unserer deutschen Vorfahren in der Geschichtswissenschaft bisher häufig vernachlässigt. Um diese Lücke zu schließen, bleibt noch viel Arbeit. Es ist unsere Aufgabe, als Teil der Erinnerungskultur und als Leitfaden für die Zukunft, die Geschichte verständlich aufzubereiten, um unseren Vorfahren und zukünftigen Generationen gerecht zu werden. Schließlich betrifft dies uns alle.
Oswald Lipták