Vorsitzender des Karpatendeutschen Vereins gewählt
Der Karpatendeutsche Verein in der Slowakei (KDV) hat am 2. Dezember 2023 in Deutschendorf/Poprad, unterhalb der Hohen Tatra, bereits die 13. Generalversammlung veranstaltet. Besonders erfreulich war, dass die Vereinsmitglieder, vor allem aber die Funktionäre in den Regionen und Ortsgemeinden, wieder Interesse am Vereinsleben gezeigt haben: Mehr als 95 Prozent der Delegierten reisten trotz des schlechten, winterlichen Wetters nach Deutschendorf, um an dieser Vollversammlung teilzunehmen und von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen. Dies ist ein wichtiger Beweis dafür, dass der Verein immer noch eine solide Basis an ehrenamtlichen Funktionären hat!
Diese Vollversammlung wurde nach sechs Jahren einberufen; im Jahr 2020 fand sie wegen der Corona-Pandemie in Korrespondenzform statt. Jetzt wurden die nicht einfachen vergangenen Jahre ausgewertet, aber auch einige neue Weichen für die Zukunft gestellt.
Eine der wichtigsten zukünftigen Aufgaben des Vereins besteht darin, mehr Jugendliche in die Vereinstätigkeit einzubinden und den Generationswechsel fließend durchzuführen. Es ist entscheidend, dass die Jugend Zugang zu den Organisationsstrukturen in ihrem Bereich hat, gute Chancen für das Aufwachsen in einer neuen, modernen Gesellschaft bekommt und gleichzeitig ihr Bewusstsein für ihre karpatendeutsche Identität gestärkt wird. Erfreulich ist, dass unsere Jugendorganisation in den vergangenen Jahren ein aktives Mitglied der JEV (Jugend Europäischer Volksgruppen) war; Patrik Lompart stand einige Jahre an der Spitze der Jugendorganisationen aller deutschen Minderheiten und war AGDM-Jugendkoordinator. Um jüngere Mitglieder in die Vereinsarbeit einzubinden, haben die Delegierten großes Vertrauen in Kristian Göbl aus Metzenseifen gesetzt, der zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt wurde.
Die Delegierten äußerten große Sorgen über die sich verschlechternde Situation des Deutschunterrichts an den Schulen in der Slowakei, unabhängig davon, ob es sich um Unterricht als Fremdsprache oder als Muttersprache handelt. Die Argumente für Deutsch in der Slowakei sind jedoch eindeutig: Es ist die am meisten verbreitete Sprache in der EU, historisch, geografisch und nicht zuletzt wirtschaftlich bedeutsam.
Große Anerkennung erhielt die Chefredakteurin des Karpatenblattes, das bereits seit 32 Jahren ohne Unterbrechung jeden Monat erscheint. Die Delegierten wurden auch ausführlich über die Aktivitäten des SNM-Museums der Kultur der Karpatendeutschen sowie der Stiftung Karpatendeutsche Assoziation informiert. Die Fortsetzung der traditionellen Kulturarbeit, die eng mit der Erinnerungskultur verbunden ist, gilt als Selbstverständlichkeit. Die Zusammenarbeit mit den Verbänden der Karpatendeutschen im Ausland sowie mit der Stiftung Verbundenheit mit den Deutschen im Ausland, dem Institut für Auslandsbeziehungen, dem Goethe-Institut und den diplomatischen Vertretungen in der Slowakei wurde hochgeschätzt.
Was den Karpatendeutschen immer noch fehlt, ist ein Gedenktag und ein zentraler Erinnerungsort für die deutschen Mitbürger, die ihre mehrhundertjährige Heimat unfreiwillig verlassen mussten. Einige Ideen wurden bereits ausgesprochen, aber dies ist ein Thema für breite Diskussionen in allen karpatendeutschen Verbänden.
Wir leben in einer Zeit, in der Künstliche Intelligenz und Digitalisierung in beruflicher und privater Hinsicht rasant voranschreiten. Die Realisierung einer digitalen Datenbank beziehungsweise eines Internetportals der Karpatendeutschen wäre für alle karpatendeutschen Vereinigungen ein bedeutender Schritt in ihre Zukunft! Ohne bewusste Förderung und Pflege droht der Erinnerungsschatz der Karpatendeutschen verloren zu gehen.
Auf der Generalversammlung wurden der Vorsitzende des Karpatendeutschen Vereins und seine beiden Stellvertreter gewählt. Ondrej Pöss wurde einstimmig als Vorsitzender wiedergewählt, Erika König und Kristian Göbl wurden zu Stellvertretern gewählt.
Neben den bestehenden Möglichkeiten müssen die Karpatendeutschen auch neue Wege und Lösungen suchen. Es wird sicherlich nicht leicht sein, daher wird viel Eigeninitiative, aber auch Hilfe benötigt werden. Ohne aktive Mitwirkung der breiten Mitgliedschaft in den Regionen und Ortsgemeinden wird es jedoch nicht funktionieren! Ich danke Ihnen herzlich im Voraus dafür und hoffe auch in den nächsten Jahren auf Unterstützung. Gleichzeitig wünsche ich Ihnen gesegnete Weihnachten und ein glückliches, gesundes und friedliches Jahr 2024. Ich hoffe auch, dass wir in unserer Arbeit für die Karpatendeutschen in den kommenden Jahren Ausdauer zeigen werden.
Ondrej Pöss