Weihnachtsbräuche aus Deutsch-Litta
Viele Weihnachtsbräuche werden heute nicht mehr gepflegt, aber interessant ist es doch zu erfahren, was beispielsweise passiert, wenn man an den Tagen zwischen Weihnachten und Neujahr Wäsche wäscht.
Josef Engel wurde 1903 in Budau bei Karlsbad geboren und starb 1974 im bayerischen Perach. Er war einer von vielen sudetendeutschen Lehrern, die nach 1918 in die Slowakei kamen. Er übte nach dem Studium in Prag im Hauerland den Lehrerberuf aus, zunächst in Krickerhau und seit 1927 meist als Schulleiter in Deutsch-Litta bei Kremnitz.
Wie sehr ihm die deutsche Bergwelt der Mittelslowakei zur wahren Heimat wurde, zeigen seine Dichtkunst und sein volkskundliches Interesse für die Menschen dieser Landschaft. Im Jahre 1936 wurde in der Fachzeitschrift „Karpathenland“ sein Beitrag über Weihnachtsbräuche in der Gemeinde Deutsch-Litta publiziert. Die als Quelle unseres Artikels dienen.
Bräuche noch vor den Feiertagen
Mancher Weihnachtsbrauch wird heute nicht mehr gepflegt, manche werden nicht ernst genommen. Ein geheimnisvolles Munkeln begleitet schon die Tage vor dem Weihnachtsfest. So wird beispielsweise gesagt: Zimmert man ab dem Lucia-Tag ein Stühlchen aus neunerlei Holz ohne Nägel und setzt man sich während der Mette hinter dem Altar darauf, so sieht man die Hexen um den Altar zum Opfergang schreiten.
Wenn man zu Lucia einen Weidenpfahl abschneidet, ihn jeden Tag bis Weihnachten mit einem Schnitt zuspitzt und den Pfahl dann an Heiligabend unter dem Tisch in den Boden schlägt, so kommen zur Zeit der Christmette die Hexen. Um die Hexen abzuwehren musste früher an Lucia der Schweinehirte auf dem Mühlhügel mit seinem Horn trompeten.
Der Volksmund spricht auch davon, dass ein Mädchen, das an Heiligabend beim Gebetläuten Holz in die Stube trägt und hiebei eine gerade Zahl Scheite erwischt, im darauffolgenden Jahr vor dem nächsten Weihnachtsfest heiratet
Man sagt auch: Wenn ein Mädchen an Heiligabend beim Gebetläuten an einer Wegkreuzung steht und dort die Hunde im Oberort bellen hört, heiratet es innerhalb eines Jahres in ein Haus im unteren Ortsteil.
Einige Bauernregeln betreffen auch die Tiere, die man sich hält. Lässt man am Heiligen Abend die Hühner beispielsweise hungrig schlafen gehen, so sollen sie dem Volksmund nach das ganze Jahr wenig Eier legen.
Zwischen den Feiertagen lieber nicht waschen
Außerdem sollte man in den zwölf heiligen Nächten (24. Dezember bis 6. Januar) nichts flicken und waschen. Wäscht eine Frau doch, so wächst im kommenden Jahr in diesem Umkreise kein Obst, soweit wie man den Schall gehört hat. Wer Wäsche über den Heiligen Abend hängen hat, wird das ganze Jahr über kränklich sein. Außerdem sollte an Heiligabend kein Messer auf dem Tisch liegen, sonst wachsen auf den Feldern viele Dornen und Disteln.
Stützt sich einer während des Abendessens am Heiligen Abend auf dem Tisch auf, so hat er später starken Ausschlag im Gesicht. Wer hingegen bei Tisch am Heiligen Abend auf einem Stück Eisen steht, erhält das folgende Jahr keinen wehen Fuß. Und wenn man am Heiligen Abend unter das Tischtuch Geld legt, so geht das kommende Jahr das Geld nicht aus.
Wer will, dass die Hühner fleißig legen, sollte an Heiligabend eine Schüssel Hafer unter den Tisch stellen, sie dort während der Nacht lassen und danach die Hühner damit füttern.
Auf dem Tisch sollte am Heiligen Abend ein Korb mit Brot, geweihten Kräutern und Knoblauch stehen. Den Knoblauch nimmt man in die drei Weihnachtsmessen mit. Wenn man ihn dann beim Suchen der Himbeeren bei sich trägt, begegnet man keinen Schlangen.
Die Kräuter gibt man der Kuh nach dem Kalben und das Brot wird teils gegessen, teils verbrannt. Kräuter werden vor und an Maria Himmelfahrt gesucht und in der Kirche nach der heiligen Messe vom Priester geweiht. Die Kräuter bestehen aus verschiedenen wildwachsenden Feldpflanzen, welche gegen Hexen wirken sollen. Beifuß wird als das stärkste Mittel gegen Hexen betrachtet. Man legt im Volksmund den Hexen folgenden Ausspruch in den Mund: „Till und Tust, haui und heia, ben nu ka Beiwos beia.“ (Till und Tust, hin und her, wenn nur kein Beifuß wär´).
Rastislav Filo