Ernst Hochberger

Wir trauern um Ernst Hochberger

Große Bestürzung und Trauer löste bei uns die Nachricht aus, dass der große Karpatendeutsche, Dipl.-Ing. Ernst Hochberger, am 24. Januar 2021 in Sinn/Hessen verstorben ist. Mit ihm verloren auch wir eine Persönlichkeit, die uns seit der Gründung des Karpatendeutschen Vereins stets sehr eng begleitete.

Ing. Ernst Hochberger wurde am 25. Mai 1927 in Arnau an der Elbe (Hostinné nad Labem) geboren. Sein Vater war Chemiker, ein Fachmann für Zelluloseherstellung. Aufgrund des Berufes seines Vaters hat Ernst seine Kindheit in mehreren Ländern verbracht – wie Polen oder Kanada, bis die Familie schließlich nach Rosenberg kam. In den Jahren 1938 bis 1945 besuchte Ernst das berühmte evangelische Lyzeum in Kesmark, in den letzten Monaten des Studiums erlitt er einen schweren Schicksalsschlag: Ende August 1944 wurde sein Vater mit 145 anderen Deutschen von den Partisanen gefangen genommen und in Biely Potok unweit von Rosenberg erschossen. Die schweren Monate des Kriegsendes und der Vertreibung erlebte er mit seiner Mutter zunächst in Böhmen und ab 1946 war Dillenburg in Hessen seine neue Heimat. 1951 schloss er in Gießen ein Bauingenieursstudium ab. Bis 1978 war er als Spezialist für Spannbetonbauteile tätig, danach nahm er einen Lehrauftrag an den Gewerblichen Schulen in Dillenburg an.

Ein wahrer Kenner der Slowakei

Neben seiner beruflichen Tätigkeit widmete er sich auch in der Slowakei dem Wandern und der Natur und im Ruhestand ab 1988 auch intensiv der Kunst- und Kulturgeschichte der Slowakei. Er war sicher einer der besten Kenner der Slowakei. Ergebnisse seiner zahlreichen Reisen und Studien schlagen sich in vielen Vorträgen, Artikeln und Büchern nieder. Zu seinen zahlreichen Veröffentlichungen gehören mehrere Auflagen seines „Das große Buch der Slowakei“, die dreibändige Publikation „Hohe Tatra“ oder der Bildband mit dem berühmten Fotografen Karol Kállay „Die Wunder der Slowakei“. Ernst Hochberger war außerdem Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande. Am. 7. September 1994 überreichte ihm der damalige Staatspräsident Michal Kováč die Silberne Medaille für „Verdienste um die Slowakei“.

Engagement für die Karpatendeutschen

Seine langjährige Tätigkeit im Karpatendeutschen Kulturwerk (1986 bis 2003 als Vorsitzender) führte zur Neugestaltung des Heimatmuseums in Karlsruhe-Durlach. Viele von uns erinnern sich in Verbindung mit Ernst Hochberger auch an die Gründungsmonate des Karpatendeutschen Vereins. Er gehörte damals zu den „Vier Großen“ (Isidor Lasslob, Oskar Marczy, Adalbert Haas und Ernst Hochberger), die bei der Wiege des Karpatendeutschen Vereins in den Jahren 1990 und 1991 standen. Aber auch in den Jahren danach war er sicher einer derjenigen, die die Slowakei und die Karpatendeutschen am häufigsten besuchten. Mit seiner verbindlichen Art und seinem freundlichen Wesen hat er sich in der Slowakei viele Freunde gemacht.

Ehrenvolles Andenken

Der Verstorbene gehörte unbestritten zu den führenden Persönlichkeiten der Karpatendeutschen. Die Begegnungen mit ihm, einem so liebenswürdigen, klugen Menschen haben bei vielen tiefe Spuren hinterlassen. Ich hatte das Glück, Ernst in den vorherigen Jahrzehnten bei verschiedensten Gelegenheiten zu begegnen. Vor bereits 30 Jahren habe ich mit ihm das Konzept eines karpatendeutschen Museums in Pressburg vorgestellt, später auch mit seiner Unterstützung umgesetzt. Unsere letzte Begegnung fand im Mai 2017 in Herborn statt, in der berühmten „Hohen Schule“. Damals feierte Ernst mit seiner lieben Frau Hilde, seiner Familie und auch mit den Vertretern der karpatendeutschen Organisation seinen 90. Geburtstag. Er war ein Vorbild für mich, wenn man ihn ansah, verlor das Altern seinen Schrecken.

Mit dem Ableben von Ernst Hochberger ist nicht nur für die Karpatendeutschen, sondern auch für die Slowakei, eine nur sehr schwer zu überwindende Lücke entstanden. Wir Karpatendeutschen haben ihm viel zu verdanken, in den Annalen der Karpatendeutschen gehört dem Verstorbenen ein ehrenvoller Platz. Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren!

Ondrej Pöss