Worin liegt unsere geistige Auffassung der Corona-Pandemie?
Die tägliche Beschäftigung mit der Corona-Pandemie verführt allzu leicht zu einer Ablenkung von seinen Grundrichtungen. Die oft verwirrende Polemik über aktuelle Ereignisse lässt zuweilen die Prinzipien etwas in den Hintergrund treten. Umso notwendiger aber erscheint es, den Blick von der entnervenden Tagesarbeit immer wieder darauf zurückzulenken.
Wir müssen heute schon den Versuch machen, die Pandemie in dem Licht zu sehen, in dem spätere Historiker das tun werden. Dann erst stehen wir ihren tagesbedingten Erscheinungen mit der souveränen Sicherheit und gelassenen Ruhe gegenüber, die sie verdienen. Unsere Stellung zur Pandemie wird damit gänzlich unantastbar und unerschütterlich. Wir erleben dann das ganze Pandemie-Bekriegen der Gegenwart als ein Stück werdender Geschichte, an dessen Gestaltung wir selbst direkt oder indirekt beteiligt sind, ja wir fühlen uns hier persönlich als in einer Art aktiver Geschichtsfunktion.
Unsere innere und äußere Haltung
Das allerdings setzt eine innere und äußere Haltung voraus, die über jeden Zweifel erhaben ist. Sie hängt nicht von den Ereignissen des Tages ab, sondern ist Teil eines großen Werdeprozesses unserer Zeit, der unaufhaltsam seinen Weg macht, ob wir wollen oder nicht. Wie überall anderswo im menschlichen Leben, so ist auch hier das Erkennen der Zusammenhänge die wichtigste Voraussetzung zur richtigen Einschätzung der Tatsachen. Es kommt manchmal ebenso sehr darauf an zu wissen, wie bedeutend die Dinge vom Volk genommen werden, wie ihre echte Bedeutung zu sehen. Die Psychologie der ganzen Pandemiebekämpfung spielt dabei eine ausschlaggebende Rolle.
Wir müssen den Mut haben, die Dinge so zu sehen, so zu benennen und so hinzunehmen, wie sie eben sind. Diese Pandemie befindet sich in ihrem härtesten Stadium und sie verlangt demgemäß von uns eine Bereitschaft, die überhaupt nicht mehr zu überbieten ist. Alles Große auf dieser Welt ist in seinem Werden mannigfachen Gefahren und Krisen ausgesetzt und darin gerade zeigt sich der Charakter der Größe – diese zu überwinden.
Hinweg mit der Lethargie des Dahinlebens
Aus der Lethargie eines stumpfsinnigen Dahinlebens schöpfen wir nicht die nötige Kraft; sie muss aus unserem Willen wachsen und wo sie nicht unbewusst in uns lebt, müssen wir sie bewusst pflegen. Es wäre geradezu verantwortungslos, die immer breiter werdende Masse der von Corona direkt heimgesuchten oder anderweitig Betroffenen weiterhin so übermenschlichen Belastungen auszusetzen.
Wir wissen, dass man durch die getroffenen und demnächst noch zu treffenden Maßnahmen tief in das Leben, manchmal auch in das familiäre Leben wie auch die Privatsphäre jedes Einzelnen tief eingreift. Das ist sehr bedauerlich, aber leider nicht zu vermeiden.
Erziehung – Schmiedin des Charakters
Die Härte der Lebensauffassung in dieser kriegsähnlichen Corona-Pandemie ist beim Einzelnen nicht nur eine Sache des Charakters, sondern auch eine der Erziehung. Wir sitzen noch im warmen Zimmer, viele im Homeoffice. Wir haben ein Dach über dem Kopf, legen uns abends in ein schick gemachtes Bett, wir haben genug zu essen und zu trinken wie auch jede Menge Ablenkung durch Internetmedien, Fernsehen, Rundfunk oder Lektüre. Wir lesen, hören und sehen täglich Meldungen und Berichte des Zentralen Krisenstabs, sprechen von Pandemie und in einem Atemzug von Pandemiegeschrei, oft ohne jede Herzbeklemmung.
An der Frontlinie dieser schicksalhaften Corona-Schlacht wäre man zu oft froh, wenn dort eine dieser bei uns zu Hause selbstverständlichen Lebensbedingungen zuträfe. Wir wollen unseren gemeinsamen Feind doch überwinden und uns nicht überwinden lassen.
Impfen als gelebte Solidarität
Es erscheint notwendig, dass allen, die noch zuwarten und vor lauter inneren Hemmungen nicht zum Entschluss kommen wollen, Beine gemacht werden. Wir haben alle das Zeug dazu. Wir brauchen es nur zu wollen. Zum Beispiel bei der Impfpflicht, die sich jeder Karpatendeutsche als seine erste Bürgerpflicht auferlegen sollte. Wir müssen dabei von einer leidenschaftlichen zwischenmenschlichen Solidarität erfüllt sein und dürfen Fake News oder Hoaxes kein Gehör schenken.
Es gibt keine Sicherheit für jeden Einzelnen, solange wir nicht alle zu dieser Sicherheit gelangen. Dass dadurch jeder seinen persönlichen Beitrag zur Corona-Bekämpfung leistet, indem er sich impfen lässt, liegt klar auf der Hand.
Machen wir uns selbst nichts vor und haben wir den Mut, den Dingen, auch wenn sie noch so unbequem sind, ins Auge zu schauen. Wir werden dann bald verspüren, wie stark hinter allen Gefahren auch wieder eine segnende Kraft steht.
Gleichmut bewahren
Wir müssen nur den Gleichmut bewahren – im Glück wie im Unglück. Man misst eine große Zeit in der geschichtlichen Würdigung mehr nach der Art, wie sie Schicksalsfügungen hinnimmt, als danach, wie sie pure Erfolge erträgt.
Friedrich II. von Preußen war bewundernswert in seinen Triumphen, aber im Ertragen von Rückschlägen über alles menschliche Maß erhaben. Durch die Siege bei Roßbach und Leuthen wurde er Friedrich der Große, durch die Niederlage bei Kunersdorf Friedrich der Einzige – in der Geschichte. Und Geschichte machen wir jetzt alle, ob wir es wollen oder nicht.
Was aber der „Alte Fritz“ für sein Jahrhundert war, das müssen wir für das unsere sein. Nur ein ehernes Geschlecht wird sich im Sturm unserer Zeit behaupten können. Es muss vor allem sein Herz am rechten Fleck haben, damit der Mut zu guter Tat führen kann. Jeder Karpatendeutsche, der eine solche Gesinnung in seinem Herzen trägt, ist somit gegen jede Gefahr gefeit. Dann sind Krisen nur Prüfungen, mit allen Viren und ihren Mutationen und hinter ihnen steht schon die große Entlastung von aller Sorge und Besorgnis. Es gibt nur eine Sünde, sagt Nietzsche, und das ist die Feigheit. Darum lasset uns tapferen Herzens Geschichte machen!
Oswald Lipták