Zu Allerheiligen und Allerseelen

In den ersten Novembertagen erleben wir ein traditionelles kirchliches Doppelfest: Allerheiligen und Allerseelen. Bei den Karpatendeutschen sind sie sehr tief verwurzelt.

Allerheiligen ist ein sehr alter katholischer Feiertag, der nicht einem einzigen Heiligen gewidmet ist. Die 365 Tage eines Kalenderjahres reichen nicht aus, um an alle Heiligen zu erinnern. Deshalb feiert die katholische Kirche Allerheiligen als allgemeinen Gedenktag. Festgelegt hat dies für die gesamte Westkirche noch im Jahre 835 Papst Gregor IV. Das Fest Allerseelen wurde 998 eingeführt. Dieses Fest ist mit dem Brauch verbunden, auf den Friedhof zu gehen, eine Kerze am Grab der verstorbenen Angehörigen anzuzünden und für sie zu beten.

Friedhöfe sind vor allem Ruheplätze für die Toten und Orte der Erinnerung. Sie sind ein kulturelles Erbe und ein historisches Dokument. Sie vermitteln Informationen über die Vergangenheit eines Ortes, die Geschichte derer, die dort lebten, ihre Herkunft, ihre Taten und ihr verflossenes Leben. Sie sind eine Quelle biografischer und historischer Informationen. Ein Friedhof ist auch wichtig, um das Erbe der Karpatendeutschen zu erhalten und an folgende Generationen weiterzugeben.

Wie sieht es mit den Friedhöfen der Gemeinden der Slowakei aus, wo die Deutschen lebten und leben?

Die Lage ist sehr unterschiedlich. In einigen Städten, zum Beispiel in Kesmark, ist der dortige Friedhof ein wertvolles architektonisches Denkmal mit Skulpturen, Denkmälern, Gruften, die die Geschichte von Dasein und Leben der dortigen verstorbenen Deutschen erzählen. Ähnlich ist es in größeren Städten oder Gemeinden. Ganz anders ist die Situation aber leider in kleinen Gemeinden. Schon heute kann man auf einigen kleinen Friedhöfen nicht mehr erkennen, dass dort die ehemaligen deutschen Bewohner ruhen. Ich könnte ganz konkret einige Ortschaften nennen, aber viele von Euch kennen die Lage vor Ort besser als ich.

Da sollte man einiges unternehmen. Wenn man da nicht in der nächsten Zeit ein Kreuz oder Denkmal errichtet oder eine Gedenktafel mit entsprechendem Text anbringt, wird ein zufälliger Besucher oder auch Einheimischer gar nicht erfahren, dass an diesem Ort die Bewohner einer ehemals deutschen Gemeinde liegen. Bitte, reden Sie darüber auch mit unseren Landsleuten im Ausland, machen Sie konkrete Entwürfe. Die Symbolkraft eines solchen Denkmals wäre sehr stark!

Das Doppelfest Allerheiligen und Allerseelen wird heuer aber anders sein, wie es in der Regel war. Corona macht diese Trauerfeier noch trauriger. Vergessen wir aber auch in diesen schwierigen Zeiten nicht, eine Kerze am Friedhof anzuzünden und damit das Andenken an alle Verstorbenen, auch an die, die namentlich schon nicht mehr bekannt sind, aufrechtzuhalten. Das Licht ist die Verbindung zwischen Lebenden und Toten.

Ondrej Pöss