Erntedankfest

Zum Erntedankfest

Der Sommer ist vorbei und der Herbst zog wieder ins Land. Das bedeutet, dass alles, was auf den Feldern und in den Gärten gewachsen und auf den Bäumen gereift ist, geerntet und gut verstaut ist. Der Herbst ist die segensreichste Jahreszeit, denn da zeigt sich das Ergebnis des Menschen Fleißes sowie der Erde und des Himmelssegens. Sollte es nicht erst Erdedankfest und dann Erntedankfest heißen?

Nur der Erde verdanken wir es, dass es eine Ernte gibt. Die Erde ist doch die Haupternährerin und Hauptversorgerin aller Menschen auf der ganzen Welt, denn alles, was da wächst und gedeiht, hat Wurzeln in der Erde. Deshalb gebührt der Erde unser aufrichtiger Dank.

Wir säen und pflanzen in die Erde, aber ohne Regen und Sonne wäre unsere Mühe vergebens. Wie oft gefällt es uns Menschen nicht, wenn es einmal zu viel oder zu wenig regnet oder die Sonne zu heiß brennt. Wann ist der Mensch mit dem Wetter zufrieden?

Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass was gesät, auch geerntet wird. In den heißen Tropengebieten, wo wenig Regen fällt und die Sonne glühend heiß brennt, verdorrt die Ernte und die Menschen leiden Not.

Gott sei Dank müssen wir nicht Hunger leiden, aber es wäre angebracht, wenn die Menschen die Gottesgaben mehr ehren und schätzen würden und mit Lebensmitteln nicht so verschwenderisch umgehen würden. Hörnchen und Semmeln, die nur zwei Tage alt sind, werden nicht mehr gegessen.

Brote

Früher wurden in jedem Haushalt acht bis zehn Brote pro Woche gebacken.

Ist so ein Umgang mit Lebensmitteln normal?

Einst wurden in den Bauernhäusern je nach Größe der Familie acht bis zehn Brote in der Woche gebacken Sie waren nur aus Gerstenmehl und Kornmehl, sie waren aber sättigend und gesund. Der Bauer, der ein Brot anschnitt, segnete es mit den Worten „Lieber Gott, wir danken Dir für diese Gabe.“ Niemand murrte, dass das Brot schwer erarbeitet wurde. Wer segnet heute sein Brot noch vor dem Anschneiden?

Heute werden viele Brotsorten gebacken, manchmal auch im Überfluss. In den großen Supermärkten wird mit zurückbleibendem Brot nicht gut gewirtschaftet.

Zum Erntedankfest sollten wir all denen danken, die sich für unser tägliches Brot abmühen: die Landwirtschaftsgenossenschaften, die das Getreide säen, es ernten, es mahlen und backen sowie alle, die in der Lebensmittelproduktion beschäftigt sind. Der Dichter Christian Morgenstern schrieb diesen kleinen, aber alles sagenden „Spruch vom Tisch“:

„Erde, die uns dies gebracht,

Sonne, die es reif gemacht:

Liebe Sonne, liebe Erde,

euer nie vergessen werde!“

Und ich füge hinzu: „Liebe Erde, ich danke dir mit Herz und Sinn, du bist aller Menschen Ernährerin.“

Gizela Hliničan-Bretz