Zur Rettung des evangelischen Friedhofes in Kaschau
Unbestritten gehört Kaschau in der Slowakei zu den Städten, die am reichsten an historischen Denkmälern ist. Die frühmittelalterliche slawische Siedlung entwickelte sich im 13. Jahrhundert zu einer Stadt, nachdem die deutschen Siedler eingezogen waren. Anfang des 16. Jahrhunderts wurde Kaschau zum Bündnispartner der Pentapolitana, einem weitgehend deutsch geprägten Bund der fünf königlichen Freistädte, zu dem neben Kaschau Bartfeld, Leutschau, Eperies und Zeben zählten.
In diesen Städten entwickelte sich intellektuelle Aufgeschlossenheit und frommes christliches Engagement, welche den reformatorischen Ideen den Weg bereiteten. Schon um 1520, also kurz nach Martin Luthers Thesenanschlag (1517) verbreitete das reformatorische Gedankengut in Kaschau der dortige Pfarrer Matthias Devay Biró, der den Ehrentitel „ungarischer Luther“ bekam. Das war der Anfang der Reformation in Kaschau.
Slowaken, Ungarn und Deutsche auf einem Friedhof
Ein Zeuge der wechselhaften Geschichte sind auch die Reste des evangelischen Friedhofes an der Žriedlová Straße. In der Zeit der Gegenreformation war es so, dass die Evangelischen ihre Kirchen, Schulen oder auch Friedhöfe nur am Rand der Stadt bauen durften. Das war auch in Kaschau der Fall. Dieser älteste durchgehend erhaltene Friedhof in Kaschau wurde im Jahre 1687 gegründet.
Beerdigt wurden dort die evangelischen Gläubigen dreier Nationalitäten: Slowaken, Ungarn und Deutsche. Die dortige Kirche und Schulen wurden aber schon 1706 durch die kaiserlichen Soldaten unter General Rabatin in Brand gesteckt. Nachher haben dort alle drei Nationalitäten eigene Holzkirchen erbaut. Diese dienten 100 Jahre, danach wurden sie abgerissen. Verblieben ist nur der Friedhof. Beerdigt hat man dort bis 1889. Mit dem mit einer Mauer umzäunten Friedhof ging es dann aber bergab.
Schwere Zeiten brachen an
Im Jahre 1969 hat man sogar begonnen, oberirdische Grabmale aufzulösen. Nur ein Grabmal ist bis heute erhalten geblieben: die stark beschädigte Beerdigungskapelle der Familie Pöhle-Roth aus dem Jahr 1842, die sogar ein nationales Kulturdenkmal ist. Dank einer Welle der Bürgerproteste wurde die letzte Gefahr gebannt: Es gab im Jahr 2015 Pläne, an der Stelle des Friedhofes ein 11-stöckiges Polyfunktionsobjekt zu bauen.
Die Kaschauer sind sich immer mehr bewusst, was für einen Wert dieser alte Friedhof für die Stadt hat. Deswegen gab es in den letzten 25 Jahren mehrere Initiativen, an dieser Stelle einen Gedenkpark zu errichten. Diese Idee unterstützen auch wir und wünschen uns, dass sie sich durchsetzt.
Andreas Szuttor