Kohle

Zur Tradition der Kohlebrennerei in den Gründen und Schwedler

Wie ein großer, dicker Waldmantel zogen sich die Karpaten über unsere Gründe. Urwald bedeckte unsere sagenumwobene Gebirgslandschaft, die erst durch Axt und Pflug deutscher Siedler aufblühen konnte. 

Die ersten Siedler ließen sich als Bergleute in den Gründen nieder, rodeten den Wald und schürften, wobei sie Erzlager freilegten und Erze zu fördern begannen. Dabei gründeten sie mehrere Siedlungen unter anderem auch unser Schwedler. Um Erze zu schmelzen, brauchten sie Holzkohle, wozu sie Holz in Kohlenmeilern verschwelten. Die Holzkohle war leichter zu transportieren als das gefällte Holz. Zudem erzeugt Holzkohle viel größere Hitze und war damals der einzige Brennstoff, der die nötige Hitze für die Erzverhüttung erzeugen konnte.

Nomen est Omen

Diese Tradition brachten unsere Ahnen aus dem Alten Land mit – Süddeutschland und Thüringen. So bauten sie ihre Meiler in der Nähe ihrer Bergwerke, wo sie diese zündeten, weshalb der Ort auch Zunsel oder Schwaydleris – Schwedler – benannt wurde. Der amtliche Begriff „in spacio Zunsel“ bezieht sich eben auf den Ort, wo die Köhler ihre Meiler zündeten. Diese Behauptung ist mit der Terminologie aus Grimms Wörterbuch belegbar. Dort wird das südschwäbische Wort Zunsel mit der literarischen Form – Zunder – bezeichnet, die sich auf die Benennung von leichtem Brennstoff zur Zündung durch Feuerfunken bezieht.

Zum Zünden wurden Baumpilze oder staubiges Holz verwendet. Dieser Brandstoff wurde in Sonderbüchsen zusammen mit Quarz oder Wetzstahl sorgfältig gelagert und zum Feuerschlagen meistens ein Stück Pyrit verwendet. Die Köhlerei war damals ein bedeutender Wirtschaftszweig und diese schwere Arbeit sicherte vielen Menschen ihren Lebensunterhalt. 

Bau und Brennvorgang 

Zunächst musste der Köhler einen geeigneten Ort finden – nahe eines Baches und Haubergs. Wenn er den gefunden hatte, musste er eine entsprechende Menge Holz zuführen. Darunter sind 40 Kubikmeter zu verstehen. Danach folgte der Meilerbau aus drei Reihen gestapeltem Hartholz.

Beim Holzverlegen mussten die ersten beiden Scheite in umgekehrter „V“-Form gespaltet und Späne zubereitet werden. Zugleich errichtete man eine Öffnung, durch die der Köhler das Holz mittels Späne anzündete. Auf das „V“- förmige Holz legte man diagonal weitere Holzscheite in einem Kreis um den Kern herum. So entstand die zweite Holzreihe. Die dritte und letzte Schicht bestand aus Gestrüpp und Moos, wodurch eine konische Form mit einer Neigung von 45 Grad entstand, die von der Mitte zu den Rändern hin abfiel und wie ein umgestürzter Teller aussah – der Meiler. Dann legte man Erde, Reisig, trockene Blätter, Stroh oder Heu oben auf den Meiler. Durch die erwähnte Öffnung zündete man ihn dann an. Nach circa 20 Minuten hatte das Feuer die Spitze des Meilers erreicht, was durch den Rauch erkennbar war.

Dann brachte man trockene Erde auf der Spitze an und stellte Holzstücke in T-Form als Stützen um den Meiler herum auf. Entfernt wurden sie erst dann, wenn das von der Spitze zum Boden hinunterziehende Feuer durch aufgeworfene Erde gedämpft wurde.

Jetzt stach man Zuglöcher ein, zu denen die Öffnung an der Spitze führte, um Luft dem brennenden Holz zuzuführen. Als das Feuer von oben auf den Boden überging, verstopfte man sie. Nun ummantelte man den Meiler mit Erde und Lehm, um das Gerüst vollständig abzudecken. Dies war mit der Abkühlung des Meilers verbunden, die von abends bis morgens mindestens zwölf Stunden dauerte. Erst am Morgen konnte der Köhler die Holzkohle herausholen und auf einen Karren oder Holzschlitten legen. Dabei musste er sich hüten, auch nur ein einziges Loch dabei zu machen. Die hineindrängende Luft hätte die Kohle in Asche verwandeln können. Zudem musste die Glühkohle mit Wasser gelöscht werden, da bei starkem Wind alles entfachen konnte. Einen bis 5 Meter hohen Meiler wochenlang am Brennen zu halten, bedarf viel Wissen und Erfahrung. Tag und Nacht musste der Vorgang in Staub, Dreck und bis zu 400 Grad Hitze bewacht werden, weil das Feuer reguliert werden musste – nur so konnte nach Wochen und Tagen die Holzkohle entstehen. Der ganze Vorgang dauerte sieben bis vierzehn Tage!

Fazit 

Diese aus Deutschland hergebrachte Tradition zieht sich wie ein roter Faden durch das Leben der Deutschen in den Gründen. Voller Entbehrungen lebten und belebten sie unsere Gründe. Es bleibt an uns, diese Tradition zu pflegen und vielleicht auch praktisch zum Aufleben zu bringen. Unsere Ahnen haben es jedenfalls geschafft, obwohl sie ein Leben jenseits aller Vorzüge der heutigen Zeit führten.

Oswald Lipták