Redewendungen auf den Zahn gefühlt
Redewendungen sind ein fester Bestandteil der deutschen Sprache und finden auch heute noch Verwendung in unserem Alltag. In passenden Situationen bringen sie häufig eine Sache genau auf den Punkt, wo sonst eine umständliche und wortreiche Umschreibung nötig wäre.
Viele Menschen allerdings, die ganz selbstverständlich Redewendungen nutzen, kennen ihre tiefere Bedeutung nicht, denn viele sind schon vor langer Zeit entstanden. Somit sind Redewendungen ein wichtiger Teil und Ausdruck unseres kulturellen Erbes. Wir stellen regelmäßig im Karpatenblatt alphabetisch die Bedeutung und Herkunft einiger Redewendungen vor. Fallen Ihnen auch interessante Redewendungen ein? Schreiben Sie uns!
W und Z
Die Würfel sind gefallen
Wenn die Würfel gefallen sind, ist eine Entscheidung endgültig getroffen. Diese Redewendung geht auf den römischen Feldherrn und Staatsmann Julius Caesar zurück. Angeblich soll Caesar mit diesen Worten – natürlich auf Latein, also „alea iacta est“ – im Jahre 49 vor Christus eine Entscheidung getroffen haben. Er schickte seine römischen Truppen über den Fluss Rubikon, der die Grenze zwischen Gallia Cisalpina und Italien bildete. Dies war der Beginn eines Bürgerkriegs.
Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei
Diese Redewendung verwendet man, wenn man ironisch bemerken will, dass jede unangenehme Situation irgendwann ein Ende hat. Angeblich kommt diese Redewendung von einem alten deutschen Stimmungslied, in dem es heißt: „Doch du musst nicht traurig sein, du bist ja nicht lang allein, denn: Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei, mein Schatz, es ist vorbei!“
Das ist mir Wurst
Wenn jemandem etwas egal ist, dann sagt man, dass es ihm Wurst ist. Über die Herkunft dieser Redewendung kann man nur spekulieren. In der Sprachwissenschaft gibt es verschiedene Deutungsversuche dafür. Eine Version ist, dass „Wurst“ als Werktagsessen in geringschätzigem Sinne im Gegensatz etwa zum Sonntagsbraten gedacht war. „Wurst“ steht also für etwas Alltägliches, etwas nicht besonders Wertvolles.
Die Zähne zusammenbeißen
Diese Redewendung wird verwendet, wenn jemand etwas Unangenehmes ertragen muss, sich beherrschen und durchhalten muss. Die Redensart wird bereits seit dem 16. Jahrhundert verwendet, um Ärger und Zorn zu beschreiben. Selbst Goethe verwendete 1773 diese bekannte Redewendung.
Jemandem die Zähne zeigen
Wenn jemand jemandem die Zähne zeigt, dann ist er bereit, starken Widerstand zu leisten, sich zu wehren oder anzugreifen. Der Ursprung dieser Redewendung liegt in der Tierwelt: Wenn Raubtiere sich bedroht fühlen fletschen sie die Zähne, um zu zeigen, dass sie bereit sind anzugreifen. So wirken sie bedrohlich.
Bis an die Zähne bewaffnet
Bis an die Zähne ist man bewaffnet, wenn man mit vielen Waffen ausgestattet ist. Zähne gelten genauso wie Haare als Sinnbilder der oberen Körperpartie, sodass „bis an die Zähne“ den ganzen Körper umfasst.
Zahn um Zahn
Dieser Spruch drückt aus, dass man andere so behandeln soll, wie man selbst behandelt worden möchte. Man soll Gleiches mit Gleichem vergelten. Der Ursprung dieser Redewendung ist im Alten Testament zu finden, wo es heißt: „Ist weiterer Schaden entstanden, dann musst du geben: Leben für Leben, Auge für Auge, Zahn für Zahn, Hand für Hand, Fuß für Fuß, Brandmahl für Brandmahl, Wunde für Wunde, Strieme für Strieme.“ Dieser Aufruf zu Rache und Vergeltung hört sich heute hart und streng an, für die damalige Zeit bedeutete das Gesetz jedoch ein Stück Sicherheit.
Auf den Zahn gefühlt
Jemandem auf den Zahn fühlen, bedeutet ihn gründlich zu prüfen. Diese Redewendung geht wahrscheinlich auf die Anfänge der Zahnmedizin zurück. Ende des 17. Jahrhunderts gab es noch keine Zahnärzte. Wenn man Zahnschmerzen hatte, musste man zum Barbier oder Dorfschmied. Um herauszufinden, welcher Zahn schmerzt, klopfte er alle Zähne ab. Der Übeltäter wurde dann meist mit einer großen Zange gezogen.
Ein Zankapfel sein
Diese Redewendung benützt man, wenn jemand oder etwas Anlass für einen Streit ist. Der Ursprung liegt in der griechischen Mythologie: Die drei Göttinnen Hera, Athene und Aphrodite haben durch den Streit um einen goldenen Apfel mit der Aufschrift „Die Schönste soll mich bekommen“, den Trojanischen Krieg ausgelöst. Die Siegestrophäe bekam die bezaubernde Aphrodite.
Die Zeit ist abgelaufen
Wenn jemandem nicht mehr viel Zeit bleibt oder ein Spiel aus ist, dann sagt man, dass die Zeit abgelaufen ist. Die Herkunft dieser Redewendung führt in die Zeit der Pharaonen in die Jahre um 1500 vor Christus. Bei einem damals stattfindenden Gerichtsverfahren war es üblich, den Rednern der beiden Parteien eine bestimmte Redezeit zu gewähren. Dazu nutze man damals eine Wasseruhr, die aus einem mit Wasser gefüllten Gefäß bestand. Dieses hatte unten ein kleines Loch. Wenn im Gefäß kein Wasser mehr war, war die Zeit des Redners „abgelaufen“.
Das Zünglein an der Waage sein
Diese Redewendung verwendet man, wenn man bildhaft einen ausschlaggebenden Umstand oder eine entscheidende Person in einer ansonsten ausgewogenen Situation bezeichnen will, oder auch wenn man deutlich machen will, dass auch eine kleine Ursache in bestimmten Situationen große Wirkung haben kann. Die Redewendung bezieht sich wahrscheinlich auf den kleinen Zeiger an der Balkenwaage oder der Apothekenwaage.