Glückwünsche zum 80. Geburtstag
Der 80. Geburtstag ist ein guter Grund, unserem Landsmann, dem Träger eines bekannten karpatendeutschen Namens, neben unserer Gratulation Lob und Dank auszusprechen. Zum einen für seine mit viel Humor und großer Sachkenntnis verfassten Beiträge in der Karpatenpost, im Karpatenblatt und im Karpatenjahrbuch sowie für seine Vorträge im Rahmen karpatendeutscher Tagungen und Seminaren. Zum anderen für seinen engagierten und erfolgreichen Einsatz für die Belange unserer Landsleute.
Rudolf Göllner jun. erblickte als drittes von vier Kindern seiner Eltern am 12. September 1942 in Einsiedel/Unterzips das Licht der Welt. Sein Vater Rudolf Göllner sen. betrieb dort zusammen mit Großvater Ludwig Göllner eine gutgehende Tischlerwerkstatt. Daneben machte er sich als Kunstdrechsler mit seinen Arbeiten in der ganzen Zips einen Namen und war dank seines schriftstellerischen Talents mit seinen Zeitungsartikeln, seinen Gedichten und Erzählungen in der Kesmarker Karpathen-Post, aber auch im ganzen deutschsprachigen Teil der Tschechoslowakei und nach dem Krieg auch in Deutschland ein gern gelesener Autor. Zu erwähnen ist seine Tätigkeit als Geschäftsführer des lokalen Deutschen Kulturverbandes und 1939 seine Berufung zum kommissarischen Bürgermeister in Einsiedel. Weil er sich als freidenkender Zipser den politischen Bestrebungen nicht unterordnen wollte, war er nicht böse, nach einem Jahr abgelöst zu werden. Er heiratete 1939 Maria Witkowsky, die Tochter eines tüchtigen und begabten Einsiedler Baumeisters.
An die Ende 1944 erfolgte Evakuierung und die Deportation 1946 nach Korbach in Hessen kann sich Rudolf Göllner jun. altersbedingt nur bruchstückhaft erinnern. Sein Vater musste bereits im Herbst 1944 mit den Handwerkern des Dorfes evakuieren. Sein Großvater, sein Onkel, seine Tante und seine Cousine wurden im Juni 1945 auf der Schwedenschanze bei Prerau ermordet.
Nach der Mittleren Reife und einer Banklehre studierte er an der Höheren Wirtschaftsfachschule in Kassel Betriebswirtschaft. Mit diesem Abschluss startete er 1969, nachdem er seine Frau Gisela geheiratet hatte, einen erfolgreichen zweiten Berufsweg. Dieser führte ihn zunächst zur KSB AG nach Frankental, in die Pfalz, danach zur Mannesmannrevision GmbH, Düsseldorf, der Konzernrevision des Mannesmann-Konzerns. Nach Übernahme des Maschinenbauers DEMAG wurde er in das Zentrale Rechnungswesen dieses neuen Konzernunternehmens geschickt. Von hier aus ging er 1985 als Leiter des Controllings zur Tochtergesellschaft nach Belo Horizonte, Brasilien. Nach fünf Jahren übernahm er die kaufmännische Geschäftsführung des Geschäftsbereiches Fördertechnik in São Paulo. Und nach weiteren fünf Jahren wurde er in gleicher Funktion in die wesentlich größere Gesellschaft nach Madrid berufen, wo er 2003 seine Berufslaufbahn als alleiniger Geschäftsführer beendete.
Dem Ehepaar wurden zwei Söhne geboren, wovon der eine in São Paulo eine Familie gründete, der andere in Madrid. Er ließ sich nach der Rückkehr nach Deutschland im pfälzischen Freinsheim nieder, in einer karpatendeutschen Diaspora. Es war für uns Karpatendeutsche ein Glück, dass sich Rudolf Göllner aus dieser Diaspora heraus in unsere Arbeit einbrachte. Nicht so sehr qua Amt, er ließ sich immerhin zum Schriftführer und Revisor im Hilfskomitee wählen, aber umso mehr mit erfolgreichen Aktionen.
So konnte er die Rexroth-Stiftung dafür gewinnen, unser Hilfskomitee bei der Unterstützung bedürftiger Landsleute in der Ostslowakei finanziell unter die Arme zu greifen. Er überzeugte die Entscheidungsträger des „Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge“ davon, das Mahnmal für 267 ermordete unschuldige Karpatendeutsche in Prerau, um zwei Granittafeln mit den Namen der Ermordeten zu ergänzen. Für die feierliche Umrahmung der Einweihung dieser Namenstafeln gewann er mit Einsatz eigener Mitteln einen Posaunenchor aus der Pfalz. Des Weiteren sorgte er dafür, dass der in Prerau lebende Historiker Dr. František Hybl für seine Aufklärung des Massakers das Bundesverdienstkreuz verliehen bekam. Er ließ sich nicht davon beeindrucken, als das Amt des damaligen Bundespräsidenten Gauck seinen Antrag im ersten Anlauf ablehnte.
Unter Karpatendeutschen hat es sich noch nicht so sehr herumgesprochen, dass Rudolf Göllner der Posaunenarbeit sehr verbunden ist. Wurde doch auf Anregung seines Vaters 1929 von Pfarrer Danielis der heute noch bestehende Posaunenchor in Einsiedel gegründet. Er ist zwar selbst kein Bläser, arbeitet aber schon seit 13 Jahren im Vorstand des Fördervereins für die evangelische Bläserarbeit in der Pfalz mit. 2009 organisierte er einen Besuch des Einsiedler Chores in die Pfalz. Im Juli 2011 fuhr er mit einer Gruppe Pfälzer Bläser nach Einsiedel, um dort das 80-jährige Bestehen des Einsiedler Chores mitzufeiern..
Wir Karpatendeutschen gratulieren Rudolf Göllner ganz herzlich zum 80. Geburtstag, wünschen ihm für das nächste Lebensjahrzehnt Wohlergehen, eine robuste Gesundheit, gutes Gelingen bei allen Dingen und Gottes Segen.
Werner Laser.