Kolumne: Schmidts Kater Loisl und das Mäuschen
Čauky mňauky, allerseits! Ich weiß nicht, wie Sie sich fühlen, wenn draußen so dicke Nebelschwaden wabern, dass selbst die Vögel lieber zu Fuß gehen. Ich kann auf den November gut verzichten.
Dabei bringt mir der November reichlich Beute. Da suchen sich die Mäuse wärmere Verstecke für den Winter und laufen mir quasi vor der Nase rum. Ich mache die Viecher nicht gleich einen Kopf kürzer, sondern liebe es, sie nach Katzenart erst ein bisschen zu quälen und mit ihnen „zu spielen“, bis sie quasi freiwillig ihren Kopf zu opfern bereit sind. Wir Vierbeiner zeigen im November auch immer die größte Dankbarkeit gegenüber unseren Dosenöffnern, indem wir ihnen noch lebende Mäuse gern in größeren Mengen als sonst in der Wohnung als Geschenk kredenzen. In der irrigen Annahme, dass sich die Zweibeiner über diese Geschenke freuen, als hätte schon das Christkind bei ihnen angeklopft. Doch aus eigener Erfahrung muss ich Ihnen sagen, dass die Zweibeiner zur Undankbarkeit neigen.
Mein Butler, der Herr Schmidt, ist alles andere als amüsiert, wenn ich ihn mit lebenden Mäusen beschenke und sie dann anschließend durch die Wohnung jage. Na gut, na ja, ich gebe zu, dass diese Jagd nicht so ganz einfach ist. Die Nagebiester sind auch nicht ganz blöd. Sie sind schnell und suchen sich sofort ein Versteck. Unter dem Sofa oder den Sesseln, hinterm Kühlschrank oder zwischen den Antennenkabeln für den Fernseher. Bei der Jagd entsteht da schon mal ein bisschen Unordnung. Gar nicht leiden kann mein Butler, wenn ich in meiner Jagdleidenschaft die Antennenkabel aus den Anschlüssen der Boxen reiße. Er muss dann nämlich nach meiner Mäusejagd die Kabel wieder mühsam in die Anschlüsse reinfummeln. Antennenkabelarbeiten gehören nicht unbedingt zu meinen Kernkompetenzen wie das Fressen, das Verdauen, das Schlafen und eben das Jagen.
Wenn ich die Wohnung ein bisschen verwüstet habe, ohne die Maus wiedergefunden zu haben, versucht sich der Herr Schmidt am Aufspüren der Maus. Mit einem langstieligen Holzlöffel aus der Küche. Hat er die Maus ertappt, schlägt er erbarmungslos zu. Meist trifft er aber nicht, was ihn noch mehr in Rage bringt. Dann verflucht er die Maus und bei dieser Gelegenheit gleich noch einmal mich, weil ich die Maus in die Wohnung geschleppt hätte. Und ich werde ganz depressiv.
Mein Butler könnte ruhig mal ein bisschen dankbarer sein. Schließlich sorge ich mit so mancher Maus für einen fetten Happen auf seinem Teller. Dass er gebratene Maus auf frischem Salat nicht mag, verstehe ich überhaupt nicht. Ich glaube mittlerweile, der Herr Schmidt wird nie ein richtiger Kater. Čauky mňauky!
Schmidts Kater Loisl und sein Butler Hans-Jörg Schmidt