Mnisek nad Hnilcom Sagen und Legenden

Das Literaturkränzchen und Einsiedler Sagen

Das erste Literaturkränzchen in Einsiedel an der Göllnitz/Mnišek nad Hnilcom im Jahr 2022 hat uns zu den „Einsiedler Sagen“ geführt, die jeder Leser in dem Buch „Bergstädte der Unterzips“ finden kann, das 1983 in Stuttgart herauskam. Wir haben uns bei unserem literarischen Treffen auch damit beschäftigt. Als erste haben wir die Sage vom „Stadujkal“ in unserer Mundart Mantakisch erzählt. Es ist uns gut gelungen und so wollen wir uns auch weiterhin den Sagen unserer Region widmen.

Unser nächstes Literaturkränzchen wird sich der Sage, die über den Berg Räuberstein und den Räuberhäuptling „Dowetz“ erzählt wird, widmen. In dem Buch „Bergstädte der Unterzips“ findet man diese Sage auf Hochdeutsch und wir werden sie wieder in unserer Mundart Mantakisch erzählen.

Die Geschichte von Räuberhäuptling Dowetz

Ab Seite 232 kann man lesen: Wenden wir uns vom „Stadujkal“ und dem Spitzenberg der Kloptanne zu, einem 1155 Meter hohen Berg, der schon wegen der dort zu findenden, fast kirschgroßen Heidel- und Preiselbeeren nennenswert ist und die Aussicht von dort ist die lohnendste im unteren Göllnitztal. Außerdem verbindet sie ein zwei Kilometer langer Grat mit dem 1147 Meter hohen Berg Räuberstein, der, wie schon der Name verrät, Zuflucht der Räuberbanden war.

Einer Sage nach befand sich unter der Spitze des Räubersteins eine Höhle, in der der Räuberhäuptling „Dowetz“ mit seinen zwölf Genossen hauste. Eines Tages erschien Dowetz als Zipser Graf auf einem Ball in Untermetzenseifen und verliebte sich in die schöne Katharina, die Tochter eines Moldauer Grundbesitzers. Als Graf führte er sie zum Altar und begab sich nach der Trauung mit ihr angeblich auf eine Hochzeitsreise ins Ausland. Das „Ausland“ aber war die Räuberhöhle, in der die schöne Katharina ihrer Kleider beraubt und in das Klostergewand eines getöteten weißen Pfarrers gesteckt wurde. Die Höhle zu verlassen, war ihr nur abends erlaubt. Der Tochter des Grundbesitzers wurde bewusst, dass sie einem Räuber in die Hände gefallen war. Sie versuchte, sich den Leuten zu nähern, doch diese flüchteten vor ihr, glaubten sie doch in dem weißen Gewande ein Gespenst zu sehen. Eines Abends gelang es ihr doch, mit einer alten Frau zu sprechen, der sie ihr Leid klagte und die sie bat, ihre Eltern von ihrem Schicksal in Kenntnis zu setzen, die sie aus den Händen der Räuber befreien sollten. Die Frau erfüllte ihre Bitte und bald war die Höhle von Panduren umgeben. Dowetz nahm sich selbst das Leben, die zwölf Räuber wurden gehängt. Die schöne Katharina ließ das Pfarrgewand in der Höhle, kehrte in das Elternhaus zurück und wurde als Wohltäterin des ganzen Tales geehrt. Die Höhle wurde verschüttet. Bei jedem Gewitter aber erscheint der Geist des Räuberhäuptlings in der weißen Kleidung, nach seinen Schätzen suchend, die er aber nicht findet. Zum Gedenken an die von den Räubern Getöteten haben die Schmöllnitzer auf dem Stoßer Berg eine Kapelle errichtet.

Der Räuberhäuptling Rinaldini

Im Zusammenhang mit dem Räuberstein lebt noch eine andere Geschichte im Volksmund, die des Räuberhäuptlings Rinaldini. Da die Höhle nach dem Tode des Räuberhäuptlings Dowetz zugeschüttet wurde, ist anzunehmen, dass Rinaldini seinen Schlupfwinkel am Räuberstein vor Dowetz hatte. Die Methode seines „Handwerks“ war wohl die gleiche wie die des Dowetz: Kaufleute, die mit ihren Wagen über das Gebirge nach Metzenseifen und Moldau zum Markt fuhren, ihrer Barschaft und Güter zu berauben, nur mit dem Unterschied, dass er für die Armen ein Herz hatte und seine Beute mit ihnen teilte. Leinwand zum Beispiel verteilte er von Baum zu Baum gemessen.

Ob es außer den beiden noch andere gab, ist nicht bekannt. Bekannt ist aber, dass mit Räubergeschichten auch Sagen über verborgene Schätze und Schatzsucher einhergehen (aus dem Buch „Bergstädte der Unterzips“, Ilse Stupák).

Eine Räubergeschichte aus Einsiedel

Im Oktober-Heft des Karpatenblattes 2018 war unter dem Titel „Karpatendeutsche Sagen und Märchen“ eine Räubergeschichte von Anna Fábová zu lesen, die nach dem Original von Felix Tohol erzählt wurde. Deren Anfang lautete: „Eine verwitwete Frau hatte eine Tochter, die heiraten sollte. Einmal hörte die Witwe, dass es in Einsiedel billig eine Aussteuer zu kaufen gab, also machte sie sich zu Fuß auf den Weg. Als sie in der Nähe vom Räuberstein Richtung Einsiedel war, begegnete ihr ein starker Mann, (…) der wollte wissen, wohin sie so sehr eilte. Sie erzählte ihre Geschichte (…). So bereiteten die Räuber mit ihrem Geschenk dem frisch verheirateten Brautpaar einen leichten Einstieg in ihr künftiges Leben.“

Diese Räubergeschichte habe ich in das Buch „Bergstädte der Unterzips“ gelegt, denn die war neu für uns und Dank des Karpatenblattes kennen wir auch sie.

Ilse Stupák