Schüleraustausch zwischen Kaschau und Paderborn setzt fort
Die Zusammenarbeit zwischen der Laco-Novomeský-Grundschule in Kaschau/Košice und ihrer Partnerschule, dem Gymnasium Schloß Neuhaus (GSN) in Paderborn, besteht nun schon seit drei Jahren. Am Anfang des neuen Schuljahrs haben die deutschen Schüler ihre Kaschauer Altersgenossen besucht. Kaschau und Umgebung haben ihnen sehr gefallen.
Im Rahmen des Schüleraustausches haben 14 Schülerinnen und Schüler sowie zwei Lehrerinnen aus Paderborn die Laco-Novomeský-Grundschule besucht. Vor ihrer Reise in die zweitgrößte Stadt der Slowakei waren sie gespannt, denn für viele von ihnen war die Slowakei eine große Unbekannte. Aber während ihres Aufenthalts haben sie bemerkt, dass die Unterschiede zwischen beiden Ländern nicht so groß sind. „Der Alltag in der Slowakei unterscheidet sich, zumindest auf den ersten Blick, gar nicht so sehr vom Alltag in Deutschland“, sagte Anne Kerstin, die Lehrerin des GSN. Die Paderborner haben bei den Familien ihrer slowakischen Freunde gewohnt. Sie haben am Unterricht teilgenommen und auch das Essen in der Schulkantine probiert. Der Deutsch- und Englischlehrer, Peter Jonáš, erzählte: „Sie haben auch an einer Stadtführung im Zentrum teilgenommen. Wir haben den deutschen Schülern die Geschichte der Stadt erklärt, die schönsten Orte im Zentrum gezeigt und zum Schluss sind wir auf den Sigmunds-Turm des Doms der heiligen Elisabeth gestiegen.“ Die Entdeckungstour ging im botanischen Garten und im Zoo weiter. Für Adrenalin sorgten die Sommerrodelbahn, Laserspiele oder die Jump Arena.
Ausflug in die Hohe Tatra
Lehrerin Anne Kerstin schwärmte: „Mir hat die Stadt sehr gefallen. Sie hat einen sehr schönen Stadtkern und ist mit den vielen Cafés, Kneipen und Restaurants sehr lebendig. Mir gefällt auch die bergige Umgebung mit den Buchenwäldern sehr.“
Etwas Besonderes war für die Paderborner auch der Besuch der Hohen Tatra, weil Paderborn im Flachland liegt. Sie haben eine Wanderung gemacht, die mit einem Essen in der Bilík-Hütte/Bilíkova chata beendet wurde. Außerdem sind sie auf den Jossauer Felsen gestiegen und haben die Jossauer Höhle bewundert. „Ich fand die Wanderung nicht so gut, aber ich fand die Berge und Natur sehr beeindruckend“, meint Josephine.
Die slowakisch-deutsche Gruppe war auch in Metzenseifen/Medzev, wo die Kultur der Karpatendeutschen bis heute erhalten wird. „Metzenseifen war in der Vergangenheit durch seine Hammerwerke berühmt. In der Mitte des 19. Jahrhunderts waren hier mehr als die Hälfte von allen Hammerwerken in der ungarischen Monarchie“, verriet Peter Böhm, der Museumsführer des Museums der Familie Schuster. Er hat den Gästen auch erklärt, dass schon im 13. Jahrhundert Deutsche diese Region besiedelt haben und dass sich seitdem der mantakische Dialekt entwickelt hat. Er hat den Besuchern außerdem gezeigt, wie die Hammerwerke funktioniert haben.
Der berühmte Künstler aus Metzenseifen, Helmut Bistika, hieß die Gruppe in seinem Café willkommen. Dort hat er erzählt, wie die deutsche Minderheit in Metzenseifen in der Vergangenheit lebte und immer noch lebt. Lachend erwähnt er: „Es ist spannend, dass ich vor einem halben Jahr eine Ausstellung in Paderborn hatte. Und jetzt seid ihr unabhängig davon aus Paderborn in mein Café gekommen. Die Welt ist kleiner, als man denkt!“
Im Haus der Begegnung der Karpatendeutschen
Der Abschluss des Metzenseifner Programms fand im Haus der Begegnung des Karpatendeutschen Vereins statt. Der Vorsitzende der Karpatendeutschen Assoziation Peter Sorger hat den Jugendlichen zusammen mit Vilma Bröstl und Anna Bistika die Vergangenheit der Karpatendeutschen nähergebracht. Sie haben erklärt, dass sie schon im 13. Jahrhundert überwiegend in die Bergbauregionen neue Technologien gebracht haben, aber sie waren auch geschickte Handwerker, zum Beispiel Schmiede.
Sie haben den Gästen auch gezeigt, in welchen Regionen der Slowakei die Deutschen bis heute leben, aber auch wann es zu einem starken Bevölkerungsrückgang kam. Frau Bröstl präsentierte eine wertvolle, mehr als 100 Jahre alte Metzenseifener Tracht. „Es war auch interessant zu sehen, wie die Karpatendeutschen, also die Leute mit deutschen Wurzeln, leben“, sagte Marlene, und ihre Lehrerin Anne Kerstin hat hinzugefügt: „Der Tag in Metzenseifen hat mir sehr gut gefallen, besonders der Besuch in dem wunderschönen Künstlercafé. Ich fand sehr spannend, dass der Künstler Helmut Bistika über den Paderborner Kunstverein Menschen kennt, die auch ich kenne. Die Mitglieder des Karpatendeutschen Vereins haben uns sehr herzlich empfangen und es ist beeindruckend, dass sie die deutsche Sprache und Kultur lebendig erhalten.“
Zwischenmenschlicher Austausch
Schülerin Johanna meint, dass es sinnvoll war, den Schüleraustausch zu absolvieren und sie schätzt es besonders, dass sie das Land aus Sicht eines Einheimischen erleben konnten. Anne Kerstin stimmt zu: „Die slowakischen und deutschen Schülerinnen und Schüler haben sich sehr schnell angefreundet und hatten viel Spaß miteinander. Sie waren sehr traurig, als sie Abschied nehmen mussten.“ Begeistert waren auch die Kaschauer Schüler. Matej Malejčík meinte etwa: „Der Schüleraustausch ist eine tolle Idee, dabei lernt man jeden Tag etwas Neues. Wir haben neue Freunde kennengelernt und konnten die Sprachen Deutsch und Englisch, die wir lernen, viel benutzen und sehen, wie wichtig es heutzutage ist, Fremdsprachen zu beherrschen.“
Nun freuen die Kaschauer sich auf den Gegenbesuch in Paderborn, der im April nächsten Jahres stattfinden wird. „Mit dem Gymnasium Schloß Neuhaus arbeiten wir schon drei Jahre zusammen, der Schüleraustausch findet das zweite Jahr statt. Das Feedback war positiv“, bilanziert Schulleiterin Júlia Dzurusová und setzt fort: „Wir planen auch für die Zukunft mit den Schulen im Ausland zusammenzuarbeiten – ob mit unseren Partnerschulen in Paderborn und im polnischen Przemyśl, oder auch mit Schulen in Spanien und Lettland, mit denen wir durch das Programm Erasmus+ einen Austausch machen.“
Peter Jonáš