Das Hubertusfest – Tradition in Ober-Metzenseifen

Das Hubertusfest – Tradition in Ober-Metzenseifen

Gratulieren Sie, wie viele hier in der Slowakei, den Freunden und Verwandten zum Namenstag? Kennen Sie auch einen Hubert, dem Sie gratulieren möchten? Wenn Sie das am 3. November tun, sollten Sie sich auch an den Heiligen Hubertus von Lüttich erinnern, auf den dieser Namenstag zurückgeht. Mit Ihnen erinnern sich die Ober-Metzenseifner, als kirchliche und staatliche Gemeinde mit dem Pfarrer und dem Bürgermeister, maßgeblich organisiert von der Ortsgruppe der Karpatendeutschen und dem Jagdverein Kloptanne/Kloptaňa des Ortes.

Hubertus von Lüttich wurde um das Jahr 655 in Toulouse geboren. Er war Pfalzgraf in Paris (Amtsträger am königlichen Hof mit Verwaltungs- und richterlichen Aufgaben) und soll nach dem Tod seiner Frau erst Einsiedler in den Ardennen, wo er sich auch durch die Jagd ernährte, dann Priester geworden sein. Sein Leben in der Einsamkeit, fern der Machtspiele am Hof, bestärkte ihn in seinem christlichen Glauben. Er begann zu predigen, überzeugte viele Menschen vom Glauben an Gott. Seine geistliche Tätigkeit führte ihn bis in das Amt eines Bischofs, das er von 716 bis zu seinem Tod im Jahr 727 in Lüttich ausübte. Am 3. November 743 wurde er heiliggesprochen.

Hubertus Briefmarke
Diese belgische Briefmarke von 1944 zeigt Hubertus auf dem Pferd und den „Hubertushirsch“.

In Belgien wird Hubertus besonders verehrt. Mehrere belgische Briefmarken erinnern an ihn und die mit ihm verbundenen Legenden. Er zählt zu den vier heiligen Marschällen (neben Antonius, Cornelius und Quirinus).

Legende oder Wahrheit?

Als hochstehender Adliger und später als Einsiedler war Hubertus oft auf der Jagd. Der Legende nach soll dabei ein besonderes Ereignis aufgetreten sein, das sein Leben veränderte. Beim Verfolgen eines prächtigen Hirsches kam er diesem so nahe, dass er ihn erlegen konnte. Er hob den Bogen mit dem Pfeil und war bereit zum Schuss. In diesem Moment erblickte Hubertus im Geweih des Hirsches ein leuchtendes Kreuz. Dazu vernahm er eine Stimme, die sagte: „Hubertus, warum jagst Du nur Deinem Vergnügen nach und vertust die wertvollste Zeit Deines Lebens?“ Das soll Hubertus zutiefst beeindruckt haben. Er wendete sich von der Jagd ab, ließ sich taufen, verbreitete das Christentum und setzte sich für das Hegen und Pflegen der Tiere des Waldes ein. Dadurch gilt Hubertus als Schutzpatron der Jäger und Forstleute.

Der heilige Hubertus mit dem Hirsch, in dessen Geweih er das Kreuz, hier ein Kruzifix, erblickte.
Der heilige Hubertus mit dem Hirsch, in dessen Geweih er das Kreuz, hier ein Kruzifix, erblickte.

Ihm zu Ehren existieren viele Denkmäler verschiedenster Gestaltungsformen, wie Hubertsquellen, -brunnen und -kirchen. In Deutschland gibt es sogar ein Schloss und eine Burg mit diesem Namen: das Jagdschloss Hubertusstock am Werbellinsee nördlich von Berlin und die Hubertusburg im 40 Kilometer östlich von Leipzig gelegenen Wermsdorf. Die Firma Jägermeister nutzt die Legende vom Heiligen Hubertus für ihr seit 1934 existierendes Kräuterlikör-Logo mit Hirsch und Kreuz. Ohne das Kreuz kommen die in kleinen 20 Milliliter-Fläschchen verkauften St. Hubertus-Tropfen aus.

Waidgerechtigkeit wurde zum Jagdgrundsatz

Es gibt wohl kaum einen anderen Heiligen, dessen Bekanntheit und Verehrung so groß ist wie die des Hubertus. Seine Botschaft, dass der Mensch für die ihm anvertraute Schöpfung verantwortlich ist, wird heute mit dem Begriff der Waidgerechtigkeit beschrieben und ist zu einem Jagdgrundsatz geworden. Die Jagd, ehemals vorrangig auf den Nahrungserwerb konzentriert, hat neue Aufgaben gefunden. Zu diesen zählen der Schutz vor wilden Tieren, vor Wildschäden und das Sichern eines artenreichen und gesunden Wildbestandes. Dabei ist die Hege, also das Sichern der Lebensräume des Wildes, eine wesentliche Aufgabe.

Die Hubertusmesse

Den heiligen Hubertus verehrt man etwa ab dem10. Jahrhundert als Jagdheiliger. Seit dem 19. Jahrhundert wird seiner auch in einer Messe gedacht. Deren Ursprünge liegen in Frankreich und Belgien. Für diese Messen wurden Musikstücke speziell für die bei Jagden verwendeten Waldhörner geschrieben und eine spezielle Liturgie entwickelt. Bis heute werden die Hornisten in den Gottesdienst einbezogen. Je nach den akustischen Verhältnissen in der Kirche finden die Hubertusmessen dann vor oder in ihr statt. Die Kirche wird im entsprechenden Fall mit Utensilien aus Wald und Flur geschmückt, die Jäger kommen in Jagdkleidung und mit ihren Hörnern. Oft handelt es sich nicht um eine Heilige Messe, sondern um einen ökumenischen Wortgottesdienst.

Hubertus und Eustachius

Die oben beschriebene Legende von der Bekehrung des Hubertus ist eine von vielen sich ähnelnden. Sie alle kommen einer älteren Legende nahe, die sich auf den frühchristlichen Märtyrer Eustachius (gestorben um 118) bezieht. Diesem wird eine ähnliche Erscheinung wie hunderte Jahre später dem Hubertus zugeschrieben. Bereits im 8. Jahrhundert wurde deshalb Eustachius in Rom als Patron der Jäger und Förster verehrt.

Erscheinung des Eustachius (Darstellung im 13. Jahrhundert)
Erscheinung des Eustachius (Darstellung im 13. Jahrhundert)

Der Gedenktag für Eustachius war der 2. oder 3. November, heute ist es der 20. September. Ob das Zufälligkeiten sind oder in der Geschichtsschreibung Überlieferungen vermischt wurden, ist ungeklärt. Auch heute gilt Eustachius vielerorts als Patron der Jäger, in Bayern und Österreich sogar häufiger als Hubertus.

Das Hubertusfest in Ober-Metzenseifen

In Ober-Metzenseifen mit seiner Jahrhunderte alten Jagdtradition wird dem Heiligen Hubertus seit mindestens 1780 gedacht. Diese Jahreszahl ist einem Gemälde in der Kirche zu entnehmen, das den Hubertushirsch zeigt. Zu neuem Leben wurde die Tradition der Hubertusmesse im Jahr 2012 erweckt und bis auf die Unterbrechungen durch die Corona-Pandemie fortgesetzt.

Ausschnitt aus dem Wandgemälde der Kirche in Ober-Metzenseifen
Ausschnitt aus dem Wandgemälde der Kirche

Die diesjährige Hubertusmesse findet am 4. November statt. Nicht nur die Ober-Metzenseifner blicken dem stets eindrucksvollen Ereignis mit großem Interesse entgegen.

Dr. Heinz Schleusener