Jäger Walter Schürger

Jäger sein ist mehr als Jagen

Walter Schürger ist seit der Gründung des KDVs ein aktives Mitglied. So war er von 2011 bis 2016 Vorsitzender der Ortsgruppe Ober-Metzenseifen/Vyšný Medzev. Bekannt ist auch sein Engagement im Jägerrat des Ortes. Anlässlich des „Monats der Jagd und des Naturschutzes“, dem Monat Juni, sprachen wir mit ihm über die Arbeit eines Jägers.

Karpatenblatt: Herr Schürger, seit wann gibt es den Jagdverein in Ober-Metzenseifen?
Logo der Slowakischen Jagdkammer
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Walter Schürger: Seit 71 Jahren, er wurde im Jahr 1949 unter dem Namen Kloptana (Kloptanne) gegründet. Das ist der Name eines Berges nördlich des Ortes. Um diesen herum befindet sich das Jagdrevier mit einer Fläche von 3.186 Hektar.

Welche Aufgaben hat der Jagdverein?

Grundlage unserer Arbeit ist das Jagdgesetz. Viele denken, wir gehen nur zur Jagd. Diese macht nur einen kleinen Teil unserer Aktivitäten aus. Wir kümmern uns um einen gesunden, ausgewogenen Tierbestand. Dazu gehören das Bereitstellen von Futter, vor allem von Anfang November bis Ende Februar, die Kontrolle der Futterbehälter und auch der Wiesen. Dann sind noch die Pirschsteige und Hochsitze zu pflegen.

Es geht als nicht nur um Hirsche?

Hirsche gehören zum Tierbestand unseres Jagdreviers – auch die Rehe, die biologisch zur Familie der Hirsche gehören und zum Wildtier des Jahres 2019 gekürt wurden. Nicht zu vergessen die Wildschweine sowie natürliche Jäger wie Bären, Wölfe und Luchse.

Verursachen diese Jäger Schäden?

Vor allem sind es die Wölfe, denen Klauentiere, wie Hirsche, Rehe und Wildscheine zum Opfer fallen. Die Wölfe leben in Rudeln. Sie haben sich stark vermehrt und erscheinen bereits in Wohngebieten. 2019/2020 wurden in der Slowakei 35 Wölfe geschossen, das ist wenig. In einem Gebiet von 1.780.000 Hektar bewegen sich inzwischen 60 bis 70 Rudel. Dort, wo es Schafzucht gibt, richten sie großen Schaden an. Schäden durch Hirsche und Rehe sind bei uns minimal. Der Forstbetrieb sichert jungen Baumbestand vor dem Abfressen.

Gibt es eine Kooperation des Jagdvereins mit der Gemeinde oder anderen Einrichtungen?

Selbstverständlich. In staatlichen Revieren ist der Förster zugleich Jäger. Diese zweite Aufgabe übernimmt in Ober-Metzenseifen der Jagdverein. Er stimmt sich dabei mit Bürgermeister Ing. Robert Nalepka und dem Gemeinderat ab. Bezüglich des Tierbestandes arbeiten wir mit dem Bezirksforstamt zusammen, das den Plan für die Entwicklung des Tierbestandes erstellt. Es geht um das Sichern einer gesunden Population, um Bestandszahlen, Altersstruktur, Gesundheitszustand und das Lebensmilieu der Tiere des Reviers.

Worauf basieren die Pläne?

Die Jäger erfassen über das Jahr den Tierbestand recht genau. Auf dieser Basis machen die Jagdwirtschaftler einen Plan, welche Tiere nach Alter und Geschlecht geschossen werden dürfen.

Dann sind Sie nicht nur im Wald, sondern sitzen auch am Büro- und Konferenztisch?

Auch das gehört zur Arbeit des Jägers. Die Vereinsmitglieder kommen nach der Jagdsaison zur Auswertung zusammen. Diese geht in den Plan der Jagdkammer für das Folgejahr ein. Natürlich werden hier auch Jagdtrophäen vorgestellt und bewertet. Ein weiterer wichtiger Punkt ist das Vorbereiten der nun schon traditionellen Hubertusmesse im November.

Wie viele Mitglieder hat der Jagdverein, wie viele davon sind Karpatendeutsche?

Gegenwärtig sind wir 47 Jäger, 13 sind Karpatendeutsche.

Walter Schürger aus Ober-Metzenseifen
Walter Schürger kurz vor der Jagd
Wie lange sind Sie Mitglied und in welcher Funktion?

In der Jagdorganisation bin ich jetzt 58 Jahre, davon 30 Jahre als Jagdwirtschaftler.

Wie begrüßen sich die Jäger?

Mit „Weidmannsheil“ (lovu zdar), die Antwort nach erfolgreicher Jagd ist „Weidmannsdank“ (lovu vdaka). Die Mantaken unter uns sagen auch vor der Jagd „Hals und Bein“ (krk a kost), die Antwort lautet „Rücken und Rippen“ (chrbat a rebra).

Wann ist Jagdsaison/Hauptjagdzeit?

Ab 1. August ist die Hirschjagd erlaubt, auch auf Rehböcke und Wildschweine beiderlei Geschlechts. Das Fleisch dieser Tiere ist reich an Vitaminen und Mineralstoffen, es hat wenig Fett – es schmeckt und ist gesund.

Was sagen Sie zu den Vorwürfen, durch schlechte Schützen werden Tiere nicht richtig getroffen und sterben qualvoll?

Wir Jäger müssen unsere Schießkunst regelmäßig trainieren und beweisen. Sollte ein Tier tatsächlich angeschossen entkommen, gibt es Nachsuchen, damit es gefunden und nicht geschwächt von Wölfen zerrissen wird. Gegner des Jagens sagen, es wurde zu viel Blei in die Landschaft geschossen, das dann ins Grundwasser gelangt. Diesen Leuten scheint nicht bekannt zu sein, dass schon lange bleifreie Patronen verwendet werden.

Gab es einmal einen Jagdunfall?

Wir hatten keinen Unfall bisher. Von meinen Eltern hörte ich, dass vor etwa 80 Jahren ein angeschossener Bär den Jäger Johann Gedeon (Schusta) angriff. Der Bär schaffte es noch, dem Jäger ein Stück Fleisch aus dem Bein zu reißen. Das ist aber nur der Beginn einer tragischen Geschichte. Dieser Gedeon wurde Ende des Zweiten Weltkrieges vom Prackendorfer Förster Tomlein für ein Wildschwein gehalten und von ihm tödlich getroffen.

Erkennt man am Geweih das Alter eines Hirsches?

Man weiß, dass das größte Geweih ein etwa 12-jähriger Hirsch hat. Sein Alter lässt sich aber recht genau am Gebiss bestimmen.

Warum und wann wird ein Geweih abgestoßen?

Das Wachsen und Abstoßen des Geweihes wird hormonell gesteuert. In der Brunstzeit hat das Tier ein ausgereiftes Geweih. Hirsche stoßen zwischen Februar und Mai ihr Geweih ab. Bei älteren Tieren passiert das früher, bei jüngeren später; bei Rehböcken von Oktober bis Ende des Jahres.

Zum Abschluss noch diese Frage: Haben Sie schon einmal einen Hirsch mit Perücke gesehen?

Hirsche laufen seltener mit einer „Perücke“ herum (lacht), eher Rehböcke. Mit Perücke wird ein deformiertes Geweih bezeichnet, das aufgrund hormoneller Störungen entsteht und vom Tier nicht abgestoßen wird. Das kam in unserem Revier noch nicht vor.

Vielen Dank und Weidmannsheil!

Dr. Heinz Schleusener