Erinnerung an die Kriegsgräber

Erinnern an die Verstorbenen

In allen Kulturen spielt die Erinnerung an die Toten eine große Rolle. Es ist kein Zufall, dass in den grauen Wochen des Novembers die offiziellen Tage der Erinnerung an die Verstorbenen liegen. Am 1. November gedenkt die katholische Kirche seit dem 9. Jahrhundert aller Heiligen – sowohl der bekannten und heiliggesprochenen als auch all derer, die ihren Glauben gelebt und verteidigt haben und nicht offiziell in den Kreis der Heiligen aufgenommen wurden.

Nur einen Tag nach Allerheiligen, am 2. November, feiern katholische Christen den Gedenktag Allerseelen zum Gedächtnis aller verstorbener Gläubigen. Die evangelischen Kirchen erinnern an die Verstorbenen am Totensonntag, oder auch Ewigkeitssonntag, Ende November, am letzten Sonntag vor dem Adventssonntag.

Zwischen diesen kirchlichen Trauertagen liegt der Volkstrauertag, ein in Deutschland staatlicher Gedenktag, der an die Kriegstoten und die Opfer von Gewaltherrschaft erinnern soll. Die erste offizielle Feierstunde fand 1922 in Berlin statt. Nach der deutschen Wiedervereinigung wird der Volkstrauertag immer zwei Sonntage vor dem ersten Adventssonntag begangen. Die bedeutendsten Veranstaltungen in diesem Rahmen sind mit dem Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge e. V. (weiter nur Volksbund) verbunden.

Die Arbeit des Volksbundes erstreckt sich auch auf das Gebiet der ehemaligen Tschechoslowakei. Grundlage der Volksbundtätigkeit war zunächst der Deutsch-Tschechoslowakische Nachbarschaftsvertrag vom 27. Februar 1992. Am 12. August 2000 wurde das Deutsch-Slowakische Kriegsgräberabkommen in Kraft gesetzt und somit die Fürsorge der Kriegsgräber in beiden Ländern vertraglich festgelegt. Die Belange des Volksbundes vertritt die „Gesellschaft Deutsche Kriegsgräberfürsorge in der Slowakei“ mit Sitz in Eperies/Prešov. In Zborov wurde bereits 1992 ein Sammelfriedhof eingeweiht, es folgten 1994 Humenné und Prešov, Hunkovce 1995 sowie 1998 Waagsdorf/Važec. Mit der Einweihung des Friedhofes in Preßburg/Bratislava im Jahr 2000 sind alle für die in der Slowakei im Zweiten Weltkrieg Gefallenen Soldatenfriedhöfe errichtet und ihrer Bestimmung übergeben worden. Auf dem Gebiet der heutigen Slowakei fielen rund 24.000 deutsche Soldaten, fast 16.000 fanden auf den sechs erwähnten Friedhöfen des Volksbundes ihre letzte Ruhe. Den größten Soldatenfriedhof in der Slowakei mit mehr als 9 000 Toten pflegt der Volksbund am Fuße der Hohen Tatra in Waagsdorf/Važec.

An der Friedensarbeit des Volksbundes beteiligt sich auch unser Verein nach unseren Möglichkeiten. Vor allem waren es etliche Besuche der Soldatenfriedhöfe mit Blumenniederlegung, Teilnahme an den offiziellen Volkstrauerfesten, einige Jugendprojekte und nicht zuletzt auch viele Beiträge in unserem Karpatenblatt. Schon 1995 hat unsere Redaktion für den Beitrag „Der Friedhof in Zborov – ein Symbol der Versöhnung und der christlichen Pietät“ den Journalistenpreis der Evangelischen Medienakademie in Frankfurt am Main erhalten.

Zum diesjährigen Gedenken am 14. September 2023 an die Opfer von Krieg und Gewalt in Važec, wo auch viele von uns anwesend waren, wurde dem Karpatendeutschen Verein von dem Volksbund die Ehrenplakette in Bronze „In besonderer Anerkennung und Würdigung der Verdienste um das Werk der Kriegsgräberfürsorge, das der Verständigung und der Erhaltung des Friedens dient“ verliehen. Eine Anerkennung, die uns in Zeiten von Konflikten und Spannungen in unserer Verständnisarbeit ermutigt.

Ondrej Pöss