Höchster brasilianischer Orden an Dr. Rudolf Schuster verliehen
Persönlichkeiten, die in ihrem Leben viele Auszeichnungen erhalten haben, finden auf die Frage nach der für sie bedeutendsten wohl erst nach langem Überlegen eine Antwort. Dr. Rudolf Schuster, der von 1999 bis 2004 das höchste Amt in der Slowakei innehatte und Träger hoher Orden aus Ländern wie Italien, Polen, Schweden, Spanien, Chile und Tschechien ist – gerade 90 Jahre alt geworden (vgl. KB 12/2023) – muss vermutlich nicht lange nachdenken. Er entscheidet sich bestimmt für den „Rio-Branco-Orden“.
Am 11. Januar 2024 erhielt Rudolf Schuster im Nationaltheater in Kaschau/Košice die höchste staatliche Auszeichnung Brasiliens, den Rio-Branco-Orden in der höchsten Klasse (Großkreuz), aus den Händen des brasilianischen Botschafters Gabriel Boff Moreira. Zu dieser Veranstaltung hatten der brasilianische Botschafter und der Honorarkonsul Brasiliens in Kaschau, Daniel Sajták, 300 Gäste aus Politik, Gesellschaft und dem Familien- und Freundeskreis des Geehrten eingeladen.
Neben der slowakischen Präsidentin Zuzana Čaputová und ihren Vorgängern Ivan Gašparovič (2004-2014) und Andrej Kiska (2014-2019) waren der Präsident des Nationalrates, Peter Pellegrini, der Vorsitzende des Selbstverwaltungsbezirkes Košice, Rastislav Trnka, der Oberbürgermeister von Košice, Ing. Jaroslav Polaček, sowie weitere Politiker erschienen. Dazu zählen auch der aktuelle Bürgermeister von Metzenseifen/Medzev, Ing. Radoslav Gedeon, und dessen Vorgängerin JUDr. Valéria Flachbart.
Rudolf Schuster begleiteten die engsten Familienangehörigen sowie Verwandte und Freunde aus Metzenseifen. Zum Kreis der eingeladenen Künstler gehörte der international bekannte Metzenseifner Kunstpädagoge Helmut Bistika.
Schusters Verdienste für die Beziehungen beider Länder hervorgehoben
In seiner Laudatio würdigte Botschafter Moreira die Verdienste Rudolf Schusters für die Beziehungen zwischen beiden Ländern. In diesem Rahmen hob er das Engagement von vier Generationen der Familie Schuster hervor. Begonnen hat es bereits 1927/28 mit einer Expedition von Rudolf Schusters Vater Alois Schuster zusammen mit seinen Schwagern Johann und Michael Benedik. Sie legten mehr als 13.000 Kilometer zu Fuß, per Boot, Schiff und Zug zurück, um die Natur und das Leben der Urbevölkerung zu filmen. In ungezählten Stunden oder besser Jahren Arbeit sichtete und bearbeitete Rudolf Schuster das umfangreiche Film- und Fotomaterial der ersten Brasilien-Expedition. In den Jahren 1991, 2001 und 2014 unternahm er eigene Reisen ins Landesinnere, die letzten beiden mit seinen Kindern und 2014 sogar mit der Enkelin. Bücher dazu publizierte er 1987 („Necestami Brazílie“), 1995 („Stopy viedli k Indiánom“) und 2001 („Selva Brasileira: expedicao Schuster II 1991“). Mit seinem Ende 2023 fertiggestellten, fast 1000 Seiten umfassenden, dreisprachigen Werk „Brazília“ fasst er die von nun vier Generationen seiner Familie aufgenommenen Fotos und Informationen, insbesondere über Natur und Urbevölkerung, in einer einzigartigen Dokumentation zusammen.
Die Verleihung des Rio-Branco-Ordens durch den Präsidenten Brasiliens empfindet Rudolf Schuster daher sicher auch als eine Ehrung der Familienmitglieder, welche vor mehr als 100 Jahren die erste Expedition unter schwierigsten Bedingungen durchführten.
Ordensverleihung wurde zu Kulturereignis
Der neue Träger des Rio-Branco-Ordens erhielt auf der Bühne des Theaters Glückwünsche der Präsidentin und des Nationalratsvorsitzenden. Rudolf Schuster dankte beiden mit bewegten Worten, zuvor aber dem brasilianischen Botschafter in perfektem Portugiesisch. Mit dem Lied „Pieseň o rodnej zemi“, vorgetragen von den Opernsängern Martin Babjak, Jaroslav Dvorský, Titusz Tóbisz und Marian Lukáč, endete der offizielle Teil des Festaktes.
Es folgten Würdigungen des schriftstellerischen, filmischen und künstlerischen Schaffens von Rudolf Schuster in Wort und Bild. Dies geschah im Rahmen eines Kulturprogramms, das von Gesang über Tanz bis zu Filmeinblendungen reichte. Dazu gehörte ein Film über von Rudolf Schuster mit dem Mobiltelefon aufgenommene Fotos, die „Maľované mobilom“ (Gemalt mit dem Handy). Zu diesen gab es im Nationaltheater auch eine Ausstellung. Dann richteten sich die Blicke der Anwesenden auf die Loge Nummer 4 auf der linken Seite. Dort hatte der Direktor des Nationaltheaters, Ondrej Šoth, das Mikrofon übernommen und gab der Loge den Namen des Geehrten. Rudolf Schuster bedankte sich noch einmal für die Verleihung des Ordens und für die vielen würdigenden Worte der Vortragenden. Der Organisator dieser perfekt ablaufenden Veranstaltung, Honorarkonsul Daniel Sajtak, hatte zum Abschluss noch einen besonderen Leckerbissen parat: Ein Musikvideo, in dem das von Andrew Lloyd Webber für die Abschlussveranstaltung der Olympischen Spiele 1992 in Barcelona komponierte Lied „Friends for Life“ zu hören war – gesungen von Rudolf Schuster und der Sopranistin Jolana Fogašová. Ein eindrucksvolleres Ende hätte es nicht geben können!
Dr. Heinz Schleusener
Fotos: Botschaft Brasiliens in der Slowakischen Republik