Aus der Idee des Guten die Praxis gestalten
Vor kurzem kam das Buch „Neue Herausforderungen der pädagogischen Fachkraft“ von Prof. Dr. Ferdinand Klein im großen Verlag Walhalla (Regensburg) heraus. Der in Schwedler/Švedlár geborene Heilpädagoge und Logotherapeut wirkte nach seiner Emeritierung (1997) als Gastprofessor an der Masaryk-Universität in Brünn/Brno, der Comenius-Universität in Preßburg/Bratislava und der Gusztáv-Bárczi-Fakultät für Heilpädagogik der Eötvös-Loránd-Universität Budapest. In sieben Kapiteln bringt er uns die Erfahrungen und Reflektionen eines langen Lebens näher.
Gleich im ersten Kapitel stellt er die Sinnfrage in Zeiten, die durch radikale weltweite Veränderungen gezeichnet sind. Darf die Liebe zum Leben dennoch gelebt werden? Leistungssteigerung und Konkurrenzdenken erzeugen Selektion, verdrängen die Schwächeren. Diese Praxis der Starken ist mit Eile verbunden. Ist Pädagogik aber nicht mit Feinfühligkeit verbunden? Feinfühligkeit braucht dagegen Zeit.
Diesen Fragestellungen folgt ein zweites Kapitel zum „Situationsorientierten Ansatz“, in dem sich die komplette Ausbildung der pädagogischen Fachkraft verdichtet. Im dritten Kapitel „Die Liebe zum Leben achtet die Würde des Kindes“ zeigt er uns, wie das Kind Selbstwirksamkeit erleben kann. Wer so denkt, darf den „pädagogischen Takt“ nicht vergessen. Im vierten Kapitel legt er ein Konzept pädagogisches Handeln vor, an dem sich professionelles Handeln weiter ausbilden kann. In den Kapiteln fünf bis sieben reflektiert Ferdinand Klein seine jahrzehntelange Zusammenarbeit mit dem international renommierten Neuropädiater Gerhard Neuhäuser. Aus der guten Zusammenarbeit von Arzt und Pädagogen erwuchs das Konzept der Therapeutischen Erziehung. Am Beispiel des Autismus macht Klein deutlich, wie beide Professionen im Sich-Einlassen auf Phänomene ihre jeweiligen Handlungskompetenzen erweitern können. Und schließlich wird das Tabuthema Tod bearbeitet. Es gehört in das fachliche Arbeitsfeld, ebenso in das Leben der Eltern: „Das Kind ist bis zum Lebensende in seiner Würde zu achten“.
Fazit
Kleins Buch ist im Grunde eine Selbstbiographie, in der er die Entwicklung seiner Erkenntnisse schildert. Das Buch ist auch für Laien gut lesbar, da es weitgehend auf Fachausdrücke verzichtet. Seine zahlreichen Fallbeispiele lassen erspüren, was Inklusion bedeutet. Einer der großen alten Erziehungswissenschaftler legt ein Büchlein vor, voll mit guten Gedanken über die man sich freuen, staunen und nachdenken kann. Ferdinand Klein untermauert seine Erfahrungen und Ideen mit kleinen Fallgeschichten. Das macht das Werk sehr lebendig. Der Rezensent hofft, dass nicht nur Studierende, sondern auch gestandene Fachkräfte und Eltern dieses Büchlein genießen.
Dr. päd. Götz Kaschubowski