Gräfin und Fürstin – Eva Thököly (1659-1716)
Wenn von den Kesmarker Thökölys gesprochen wird, dann meist über das Trio Vater, Sohn und Enkel: Stephan (1581-1651), Stephan (1623-1670) und Emmerich (1657-1705). Genügend Stoff für einen Roman bietet aber auch das Leben von Emmerichs jüngerer Schwester Eva.
Die Heirat des 45-jährigen Grafen Paul I. Esterházy mit der 23-jährigen Eva Thököly fand am 9. August 1682 in Eisenstadt/Železno/Kismarton statt. Es war die Heirat eines kaiserlichen Feldmarschalls und Palatins mit der Tochter eines inzwischen verstorbenen adligen Verschwörers, deren Bruder Emmerich seit 1678 die ungarischen Rebellen anführte. Was auch immer die beiden so widersprüchlichen Personen zusammenführte, es brachte der Braut kein Glück.
Von der Arwaburg nach Wien
Eva, am 1. Februar 1659 in Kesmark geboren, musste 1670 mit ihrem Vater Stephan sowie dessen Gefolge vor den kaiserlich-österreichischen Truppen auf die Arwaburg fliehen.
Der Vater starb Ende des Jahres kurz vor der Einnahme der Burg. Eva brachte man zunächst nach Wien. Graf Paul I. Esterházy wurde zu ihrem Schutzherren ernannt, ihre Erziehung fand auf dessen Burg Forchtenstein bei Eisenstadt statt. Ob sich die 11-Jährige freiwillig von der protestantischen Kirche, damals typisch für große Teile der Zipser Bevölkerung, löste und zum katholischen Glauben übertrat, ist wie vieles aus ihrem Leben nicht eindeutig dokumentiert.
Engere Kontakte mit ihrem „Schutzherren“ sind jedoch belegt. In einem Brief vom Juni 1681 teilt sie diesem mit, dass der plötzliche Tod ihrer einzigen Bediensteten und zugleich auch Vertrauten für sie ein schwerer Schlag sei.
Witwer sucht Frau
Paul I. Esterházy (1635-1713) hatte mit seiner ersten Ehefrau Ursula Esterházy, einer Tochter seines Halbbruders Stephan, 19 (neunzehn) Kinder. Nach deren Tod am 21. März 1682 kam nach viereinhalb Monaten die Heirat mit Eva Thököly zustande.
In dieser Ehe brachte Eva weitere sieben Kinder zur Welt. Davon erreichten nur zwei das Erwachsenenalter.
Im April 1683 kommt das erste, im Juni 1684 das zweite gemeinsame Kind, Mária Terézia Anna, auf die Welt. Ihr Ehemann, so geht aus dessen Brief hervor, ist zu diesem Zeitpunkt vor Ofen/Budín/Buda im Kampf gegen die Türken. Die Befreiung von Ofen gelingt jedoch erst 1686 bei einem zweiten, besser vorbereiteten Angriff.
Eva wird Fürstin
Während Evas Bruder Emmerich weiterhin zusammen mit den Türken gegen die österreichische Vorherrschaft kämpft, bleibt Paul Esterházy auf der Gegenseite ein treuer Untertan der Habsburger.
Kaiser Leopold I. verlieh 1687 wohl vor allem deshalb die Fürstenwürde an Paul. Für diesen war das ein Grund mehr, den begonnenen Aus- und Umbau der Burg Forchtenstein zu einem repräsentativen Schloss fortzuführen.
Paul war nicht nur Feldherr, er sammelte erlesene Kunstobjekte wie Silbermöbel. Gesichert wurden diese in einer Schatzkammer mit extra dicken Wänden und speziellen Schließsystemen. Auch die Gemäldegalerie wurde ausgebaut. Heute verwaltet die Familie Esterházy die umfangreiche Kunstsammlung in einer Privatstiftung.
Der musikalisch interessierte Paul spielte mehrere Instrumente und komponierte. Für längere Zeit lebte und wirkte Joseph Haydn bei den Esterházys, auch als deren Hofkapellmeister.
Ränke werden geschmiedet
Eva wurde so immer häufiger Gastgeberin für große Empfänge und Feste. Nicht allen Bediensteten gefiel die positive Rolle, die Eva hier ausfüllte. Mit den Neidern nahmen die Gerüchte um eine angeblich mit ihrem Bruder sympathisierende und gegen den Kaiser und Österreich gerichtete Haltung Evas zu. Auch Ehemann Paul wurden die meist böswilligen Gerüchte zugetragen. Offensichtlich glaubte er diesen nicht. Um Eva zu schaden, mussten sich ihre Feinde nun etwas anderes ausdenken.
Keine Giftmischerin
Tatsächlich belegen Dokumente, dass Paul seine Frau beschuldigte, ihn vergiften zu wollen. Eva wurde unter Arrest gestellt und nach Tulln, ins Kaiserliche Frauenstift der Dominikanerinnen, gebracht. Sie kämpfte von dort ein Jahr für ihre Ehre, bis sie schließlich vom Kaiser rehabilitiert wurde.
An den Fürstenhof kehrte sie danach nicht mehr zurück. Sie lebte vorwiegend in Wien, wo sie 1716, drei Jahre nach Paul I., starb. Es war ihr Wunsch, nicht im Familiengrab der Esterházys, sondern in der Wallfahrtskirche Maria Lanzendorf beigesetzt zu werden.
An Eva Thököly erinnern in dieser nahe bei Wien gelegenen Kirche ein Votivbild von 1689, das Paul I. und Eva zeigt, und mehrere von ihr in der Zeit von 1700 bis 1703 gespendete Altäre.
Dr. Heinz Schleusener