Kolumne: Schmidts Katze
Čau, čau und mňau! Nach Wochen politischer Wortmeldungen muss ich diesmal ein bisschen über mich und meinen Butler, den Herrn Schmidt, erzählen. Wir zwei sind große Genießer.
Meine Vorlieben in meinen Fressnapf sind: Forelle in Butter gebraten, oder Lachs oder Heilbuttfilet. Leider nur zu Weihnachten gibt es eine Jakobsmuschel an einem frischen Dillsträußchen, das zu besagter Jahreszeit allein Unsummen kostet. Gern nehme ich auch den reinen Fischbelag vom Sushi meines Sklaven. Er darf eh nicht so viel essen. Reis ohne den Fisch darauf ist gerade richtig für ihn. Rogen vom Hering akzeptiere ich zur Not auch. Na ja, und was Fleisch angeht – da bevorzuge ich Pute oder zarte Stücke vom Brüstchen eines Hühnchens. Hühnchens! Nicht Hähnchens!
Mein Sklave, der Herr Schmidt, ist auch so ein Genießer. Das ist der Grund, weshalb ich ihm von dem oben erwähnten Fisch aus meinem Fressnapf immer gern ein bisschen abgebe. Wie lautet doch das alte Motto: „Wenn es dem Menschen gut geht, freut sich die Katze.“ Er kümmert sich nach einem ordentlichen Bissen auch gleich sehr viel mehr um sein Heiligtum an sich – um mich.
Mein Herr Schmidt hat aber außer meinem Fisch auch noch eine Schwäche für rein vegetarisches Zeug, das ich mir niemals auch nur im Traum antun würde: Es sieht weiß aus, ist bis zu 12 Zentimeter lang und muss mühsam geschält werden, bevor es in einen hohen Topf kommt, in dem eine Mischung aus Wasser, Salz, Zucker und Zitrone lauert. Richtig, Herr Schmidt liebt Spargel.
Mein Butler ist in der Spargelzeit allerdings häufig missgestimmt. Was damit zusammenhängt, dass wir in einer sogenannten Spargel-Diaspora leben: In Böhmen gibt es keinen ordentlichen Spargel.
Das ist insofern bedauerlich, weil sich mein Butler vor fünf Jahren im Internet einen sündteuren, aber perfekten Topf für die Zubereitung von Spargel gegönnt hat. Von einer deutschen Firma, deren Namen ich jetzt aus Datenschutzgründen besser nicht nenne. Das Teil war teurer als das Fresschen für mich in drei Monaten!!! Ich habe seinerzeit – wenn ich mich recht erinnere – reichlich missbilligend geguckt, aber mein Butler hat das als gelernter deutscher Spargelfetischist einfach frech ignoriert.
Der Spargel, um endlich auf den Punkt zu kommen, den man in Böhmen kaufen kann, ist leider von erbärmlicher Statur. Dürr wie Spaghetti. Dabei hat er auch noch eine blöde Schale, die man abschälen muss.
Wenn mein Butler den Sparschäler aus dem Messer- und Gabel-Fach klaubt, verkrieche ich mich immer besser gleich in die hinterste Ecke meiner Wohnung. Der Herr Schmidt neigt nämlich zum unchristlichen Fluchen. Dabei verdient er ein Gutteil seines monatlichen Geldes bei der katholischen Nachrichtenagentur KNA in Deutschland. Wenn Herr Schmidt zum Sparschäler greift, mache ich zudem immer das Radio ganz laut, damit der Herr Papst in seiner Behausung im Vatikan nicht versehentlich hört, wie sehr mein Butler außer sich gerät beim Schälen. Deep Purple oder ACDC kommen bei YouTube besonders laut, nur mal so als kleiner Hinweis, so Sie auch – oder Ihr Butler – Spargelfan sein sollten.
Dass der Spargel so dünn ist, hängt damit zusammen, dass man in Böhmen eher anderes Gemüse so richtig lieb hat und gleich auch völlig anders pflegt. Kraut beispielsweise! Das wird in Heimarbeit sogar mit bloßen Füßen in Fässern gestampft. So ein Theater macht kein Böhme mit Spargel. Kraut gibt es in meinem „Kaufland“ in mindestens drei Regalen. Nur Schnaps gibt es noch mehr. Kraut ist freilich auch deutlich besser als Spargel gegen die zähnemordende Krankheit Skorbut.
Das muss ich meinem Butler dringend mal sagen. Ich mache mir aus Spargel eh nichts. Und mein Wille sollte in meiner Welt doch letztlich auch entscheidend sein, oder? Danke für Ihr Kopfnicken. Meine Leser verstehen mich! (Das war fast Mozarts legendärer Ausspruch über seine Prager!) Čau, čau und mňau!
Schmidts Katze Mourinka und ihr Butler Hans-Jörg Schmidt