Freier Verleger – denkender Leser

Rezension zu „Freier Verleger – denkender Leser“

Die Monographie „Freier Verleger ~ denkender Leser: Das typographische Medium in josephinischer Zeit im Kontext des slowakisch-oberungarländischen Umfelds“ von Ivona Kollárová erschien 2017 als Übersetzung einer slowakischen Ausgabe (Verlag RAK, 2013). Hier erfahren Sie, um was es darin geht.

Die Monographie berührt die Zeitepoche der Regierung Joseph des II. und seine Reformen, die den Buchdruck und Buchhandel aus dem Druck der Zensur lösen sollten. Fünfzehn Jahre befasste sich die Verfasserin mit dem Thema, fünf Jahre forschte sie in Archiven und Bibliotheken. Ivona Kollárová las hunderte Briefe und dutzende Bücher und Broschüren und durchforschte dutzende josephinische Verordnungen, um die Mikrothemen der Problematik inhaltlich zu verbinden und sie für den Leser spannend aufzuarbeiten.

Widersprüchliche Symbole

Am Anfang hatte die Autorin nur eine „entfernte Vision, eine verschwommene Vorstellung“ vom Inhalt des Buches. Ihre Hauptambition war es, dem Leser ein Geschichtserlebnis zu bereiten. Diesem Ziel dienen verlockende Titel einzelner Kapitel, die den neugierigen Leser locken, weiter zu lesen. Das Bindeglied der Publikation fand die Autorin im Konzept des Konfliktes zwischen den Idealen und der Wirklichkeit der josephinischen Zeit im Gebiet des Buchgewerbes. Das Leitmotiv jedes Kapitels bilden widersprüchliche Symbole wie Quantität versus Qualität, Publikationsideale versus Buchmarkt oder Leser versus Sammler.

Freier Verleger – denkender Leser

Die Pressefreiheit sieht die Autorin nicht als reinen Liberalismus, sondern eher als bürokratisches System und konzentriert sich auf ihre Nebenprodukte – auf sog. Broschüristentum.

Mit Hilfe der Korrespondenz Karl Gottlieb Windischs enthüllt die Autorin Rivalismus, Barrieren, Herausforderungen, Stereotype, Ideale und Enttäuschungen im Buchunternehmen. Im Zentrum des Interesses stand auch die Frage der Kredibilität von privaten Buchkatalogen und retrospektiven Bibliographien.

Kritisches Nachdenken über Geschichte

Das Nachwort ist das Aushängeschild der Monographie. Auf einer Seite stellt die Autorin die Hauptschlüsse ihrer Erforschung dar, anderseits bringt sie neue Fragen, neue Herausforderungen und neue Erwägungen, die der Leser entweder akzeptieren oder abweisen kann. Die Autorin dringt dem Leser keine Feststellungen auf. Sie inspiriert den Leser, über die Geschichte kritisch nachzudenken und eine eigene Stellung zu beziehen. Die Monographie lehrt, eine geschichtliche Epoche als „Laboratorium“ zu behandeln.

 

Mgr. Lucia Lichnerová, PhD.

Lehrstuhl für Bibliotheks- und Informationsgesellschaft

Philosophische Fakultät der Comenius Universität

Bratislava/Pressburg