Kolumne: Schmidts Katze
Čau, čau und mňau! Ich bin eine so einsame und traurige Katze. Mein Butler, der Herr Schmidt, ist wie jedes Jahr in den Badeurlaub nach Dänemark abgezischt. Dabei ist es eiskalt in Dänemark. Das Wasser hat da nicht mal 20 Grad. Aber Herrn Schmidt stört das angeblich nicht. Dabei hatte er erst im Juli wieder Terror gemacht, als in unserer Wohngegend für eine ganze Woche das warme Wasser abgedreht wurde. Mein Butler ist nämlich ein Weichei, was das Wasser angeht.
Na gut, na ja, ich lehne Wasser an sich ab, egal, ob es warm oder kalt ist. Wenn mein Butler den Wasserschlauch in die Hand nimmt, um den Garten zu sprengen, flüchte ich. Katzen brauchen kein Wasser. Nur zum Trinken. Ordentliches Bier bekomme ich ja leider nicht in mein Trinknäpfchen. Dafür sind meine Leberwerte hervorragend!
Das Schöne am Urlaub meines Butlers ist, dass mich jetzt unsere slowakische Freundin Martina aus Neuhäusel/Liptovský Hrádok betreut und mir Slowakisch beibringt. Sie wohnt richtig bei mir und besorgt mir ständig Leckereien, um mich bei guter Laune zu halten.
Die habe ich aber sowieso, auch wenn ich das nicht zugeben darf, weil sonst mein Butler das ganze Jahr in dem eiskalten Dänemark bleibt. Woher meine gute Laune kommt? Mein Butler war beim Packen der Urlaubsdinge wie immer so schusslig, dass er nur an den Kasten Bier gedacht hat, nicht aber an ein Buch, das er unbedingt am Strand lesen wollte. Es heißt „Katze – Deutsch/Deutsch – Katze“, ist quasi ein Wörterbuch für uns Katzen und Menschen, damit wir uns besser verstehen. Ich habe mir das mal stibitzt.
Das Buch stammt von der Autorin Nina Puri. Und die wiederum hat es dem „Tiger“ ihrer Familie gewidmet, „der aus uns willenlose und untertänige Türaufhalter, Dosenöffner, Bauchkrauler und Auf-der-äußersten-Bettkante-Schläfer gemacht hat“.
Ich habe da eine Menge gefunden, was mir aus meiner Jugendzeit bekannt war. Etwa Redewendungen meines Butlers und seiner Freundin: „Lass sie doch. Sie ist doch soooo süß!“.- „Sie ist doch noch ein Baby!“- „Guck mal, die lustigen Abdrücke in der Butter!“- „Ein Sofa kann man immer neu kaufen!“- „Erziehen können wir sie noch früh genug!“- „Woher soll die Katze wissen, dass Beißen wehtut/dass der Goldfisch lieber im Glas ist/dass die chinesische Ming-Vase zu preisintensiv war, um damit zu jonglieren?“
Diskussionen mit mir verliefen ebenfalls in der Regel so: „Nein.“- „Nein!“- „NEIN!“- „NEIN, NEIN, NEIN!“- „Nee, ne?“- „OK, in Herrgotts Namen, was soll’s.“
Jetzt freue ich mich aber doch schon auf das Wiedersehen mit Herrn Schmidt. Ich habe mir in dem Buch Ratschläge geholt, wie ich mich da verhalten soll. Das heißt, ich verhalte mich seit Jahren schon so: Ich zeige keinerlei Wiedersehensfreude. Ich tue so, als würde ich Herrn Schmidt nicht wiedererkennen und mich wundern, was dieser Zweibeiner zum Teufel in meinem Revier zu tun hat. Oder ich gebe mich ganz stocksauer, dass Herr Schmidt weg war und empfange ihn mit einem unbeteiligten „Ach da bist du ja. Warst du weg?“- Blick an exakt derselben Stelle, an der er mich zurückgelassen hat.
Leider ahne ich aber, dass mein Butler mich binnen eines Monats wieder rumkriegen wird. Mit ein paar Leckereien aus dem Feinkostladen. Was soll ich nur machen? Ich bin halt ein Leckermaul. Čau, čau und mňau!
Schmidts Katze Mourinka und ihr Butler Hans-Jörg Schmidt