Lehrer und Schriftsteller – Friedrich Scholcz (1831 – 1911)
Wann haben Sie zuletzt die Zipser Volkshymne gehört oder selbst gesungen? Beim XVIII. Kultur- und Begegnungsfest des KDV im Juni? Den Text der Hymne schrieb der Rissdorfer Friedrich Scholcz 1882, vertont wurde sie 1885 vom Leutschauer Kantor Wagner. Friedrich Scholcz ist aber nicht nur wegen der Hymne berühmt, sein Name ist auch eng mit dem Wochenblatt „Karpathen-Post“ verbunden.
Friedrich Scholcz, so wurde sein Name später geschrieben, kam am 16. Juli 1831 in Rissdorf/Ruskinovce als Sohn von Johan und Catharina Scholtz zur Welt. Erinnern wir uns: Aus dem heute nicht mehr existierenden Rissdorf stammt auch Johann Unger.
Studium in Eperies und Jena
Sein bäuerliches Elternhaus ermöglichte ihm nach der Volksschule den Besuch des evangelischen Lyzeums in Kesmark/Kezmarok und das Studium der Theologie und Philosophie in Eperies/Presov. Danach (1857/58) ging er nach Jena, um an der dortigen Uni sein Theologie- und Philosophiestudium zu vervollkommnen und zusätzlich Literatur und Geschichte zu studieren.
Sein weiterer Werdegang ist gut überschaubar. Nach der Zeit in Jena kam er in seine Heimat zurück und wurde Lehrer dort, wo er einmal Schüler war – am Lyzeum in Kesmark.
Bis 1903 wirkte er als Lehrer für Deutsch, Ungarisch und Geschichte, bis 1902 war Deutsch erste Unterrichtssprache. Insgesamt 12 Jahre stand er dem Lyzeum als Direktor vor, von 1870-1879 und von 1888-1891.
Friedrich Scholcz war mit Leib und Seele Lehrer. Überliefert ist sein Bemühen, allen ein hohes Maß an Wissen beizubringen. In der dreisprachigen Schule engagierte er sich für bedürftige Studenten. Diese wurden von seiner „Friedrich-Scholcz-Stiftung“ unterstützt.
Lehrer von Hviezdoslav
Anerkennung erhielt er auch vom späteren slowakischen Nationaldichter Pavol Országh Hviezdoslav (1849-1921). Dieser kam aus Miskolc an das Kesmarker Lyzeum, sprach ungarisch und musste erst slowakisch lernen.
Scholcz lernte er nicht nur als Lehrer, sondern auch als Leiter einer Interessengruppe (Önképzökör) zur Pflege der ungarischen Sprache kennen und schätzen. Hviezdoslav, der hier seine ersten Gedichte vortrug, wurde hier von Schlocz zu weiterer dichterischer Tätigkeit ermuntert.
Scholcz und Hviezdoslav zählen zu den bedeutenden Personen, die am Kesmarker Lyzeum lehrten oder lernten. Zu diesen gehören z.B. die weit über die Zips hinaus bekannten Berzeviczy, Buchholz, Frölich, Genersich, Grosz, Kuzmány, Mauksch, Šafárik und Thököly.
Gründungsmitglied Karpathen-Verein
Scholcz war 1873 einer der 30 Gründer des Karpathen-Vereins. Er wirkte im Vorstand der Kirche und als Mitglied des Gesangvereins.
Friedrich Scholcz schrieb Gedichte und nutzte die Zipser Mundart in einigen Gedichten ganz bewusst als Kunstmittel.
Am bekanntesten wurde er aber durch sein „Zipser Volkslied“. Dessen einfühlsamer, in die Herzen gehender Text wurde zur Hymne der Zips und endet mit der Strophe
Wie schön bist du, oh Zipserland
mit deinen Bergesriesen!
Gepriesen sei der Gott, der’s uns
zur Heimat angewiesen!
Da ist es verständlich, dass andere Texte von Scholcz, in deutsche oder ungarisch geschrieben, weniger bekannt sind. So schrieb er über die Einwanderung der Zipser Sachsen (A szepesi szászok bevándorlásáról), die Geschichte des Lyzeums und der Stadt Kesmark und für die Jahresberichte seiner Schule.
Redakteur der Karpathen-Post
Viele Beiträge finden wir in Zeitungen und Zeitschriften, insbesondere im Leutschauer „Zipser Boten“ und der in Kesmark erschienenen „Karpathen-Post“.
Eine besondere Rolle spielte Scholcz im 1880 gegründeten Wochenblatt „Karpathen-Post“, einer Publikation des Karpathen-Vereins. Hier war er von 1882 bis 1888 allein verantwortlicher Redakteur. Als man ihn zum Schuljahr 188/89 erneut als Direktor des Lyzeums wählte, gab er diese Funktion auf. Wir finden ihn danach bis 1897 als „Haupt-Mitarbeiter“ der Redaktion. Der Herausgeber, Paul Sauter, bedauerte das Ausscheiden aus Altersgründen und fügte hinzu „Wenn Freunde auseinander gehen, so sagen sie: auf Wiedersehen“.
Friedrich Scholcz, liebevoll „frici bácsi“ genannt, starb hochgeachtet am 25. Oktober 1911 in Kesmark.
Dr. Heinz Schleusener