Zwischen Rathaus und Roland: Unesco-Stadt Bremen
Wahrscheinlich verbinden die Meisten die Stadt Bremen als Erstes mit einem bekannten Märchen der Gebrüder Grimm: die „Bremer Stadtmusikanten“. Bekannt wurde die Hansestadt aber auch dadurch, dass zwei wichtige Sehenswürdigkeiten seit 2004 auf der Unesco-Weltkulturerbeliste stehen.
Wie in einigen anderen deutschen Städten kann man auch in Bremen eine Rolandstatue besichtigen. Die wohl beeindruckendste frei stehende Statue ihrer Art wurde 1404 errichtet und symbolisiert seitdem für die Handels-, Markt- und Freiheitsrechte der Hansestadt.
Das Rathaus mit seinem funkelnden Dach
Daneben ist auch das Rathaus ein geschütztes Weltkulturerbe. Das ursprünglich gotische Gebäude stammt aus dem Jahr 1405. Im 17. Jahrhundert wurde die Fassade des Rathauses von dem Architekten Gabriel von Siedl und dem Bildhauer Julius Siedler erneuert und schmückt seitdem im Stil der Renaissance den Marktplatz: Zahlreiche Figuren, Symbole und Verzierungen erzählen in Stein gehauene Geschichten. Noch heute dient das Rathaus als Regierungs- und Senatssitz der freien Hansestadt Bremen.
Bekannt ist das Gebäude eigentlich für sein grünes Dach – doch momentan funkelt es bronzefarben in der Sonne. Erst vor Kurzem wurden die Sanierungsarbeiten am Dach abgeschlossen, weshalb es wohl erst in zwanzig Jahren wieder seine charakteristisch grüne Farbe angenommen haben wird. Allerdings befinden sich auch im Rathaus viele Sehenswürdigkeiten.
Millionenfach verknotet
Zunächst wäre da der Senatssaal – ein Treffpunkt für die zwei Bürgermeister, die Senatoren und ihre Stadträte, die hier einmal pro Woche Sitzung halten. Auch der Oberbürgermeister der Seestadt Bremerhaven nimmt regelmäßig daran teil. Das Besondere an diesem Raum ist ein wertvoller Teppich, der aus insgesamt 19 Millionen Knoten besteht und den Bremer Schlüssel abbildet. Eine originalgetreue Nachbildung des ursprünglichen Teppichs kostete 110.000 Euro.
Nicht weniger sehenswert ist die obere Rathaushalle, die einst als Fest- und Sitzungssaal des Rates und des Gerichts diente. Auch eine interessante Tradition hat hier ihren Ursprung: Seit 1545 treffen sich in der Rathaushalle jährlich Kaufleute, Reeder und Kapitäne zum Erfahrungsaustausch bei einem sogenannten „Schaffermahl“. Der Raum ist mit Kunstwerken, allerlei Raritäten und vier prunkvoll von der 13 Meter hohen Decke hängenden Modellschiffen geschmückt. Doch trotz seiner 40 Meter Länge ist er nicht der größte Raum des Rathauses.
Zwischen Behaglichkeit und Feierstimmung
Der bis heute größte Saal wurde erst in den Jahren 1909 bis 1913 nachträglich ergänzt, es handelt sich dabei um den Festsaal des Rathauses. Das Landesparlament tagte hier nach dem Zweiten Weltkrieg, bis sein eigentlicher Tagungsort, das Haus der Bürgerschaft, von den Abgeordneten, bezogen werden konnte. Heutzutage finden im Festsaal besondere Feierlichkeiten statt, wie zum Beispiel der traditionelle Neujahrsempfang des Senats. Kleinere Feierlichkeiten werden im kleineren Kaminsaal ausgetragen, der sich durch eine behagliche, feierliche Atmosphäre auszeichnet. Diese erzeugen der namensgebende Kamin aus französischem Marmor, warmes schwarzbraunes Parkett, dunkelrote Damasttapete, eine weiße Stuckdecke und schwere Kristalllüster.
Walfischkierfer, Gobelins und Ledertapeten
Zu den kleineren Sehenswürdigkeiten zählt die Wandelhalle. Sie befindet sich in der ersten Etage des Rathauses und führt in den Sitzungssaal des Kabinetts sowie zu den Büroräumen des Bürgermeisters. Allerdings ist sie mehr als ein bloßes Durchgangszimmer: In der Wandelhalle kann man eine eindrucksvolle Lampenkonstruktion aus einem Walfischkiefer bewundern.
Außerdem sehr bekannt ist das Gobelinzimmer. Ursprünglich plante es der Architekt des neuen Rathauses, Gabriel von Siedl, als Büro des Bürgermeisters. Stattdessen wurde ein kleiner Empfangs- und Beratungsraum eingerichtet, in dem auch Eheschließungen möglich sind.
Zuletzt ist die Güldenkammer von großer Bedeutung. Ihren Namen erhielt sie aufgrund der vergoldeten Ledertapeten, die in den Jahren von 1618 bis 1620 an ihren Wänden angebracht waren. Jedoch verwahrloste der zwar prunkvolle, aber ungenutzte Raum, bis er 1905 von Heinrich Vogeler im Jugendstil neu gestaltet wurde. Heute ist die Güldenkammer eines der wenigen vollständig im Jugendstil erhaltenen Zimmer.
Anna Fábová
Pädagogische Fakultät
Comenius-Universität Bratislava/Pressburg