Der berühmteste Bürger Tschermans: Anton Lehmden 89-jährig gestorben
Als Sechzehnjähriger ging er nach Wien, um Kunst zu studieren – zu seiner Verbindung mit Tscherman äußerte er sich nur selten. Und doch hat der Maler Anton Lehmden seine Wurzeln in der Slowakei. Am achten August ist er mit 89 Jahren gestorben.
Der Sohn des Gärtners Hermann Lehmden wurde im Jahr 1929 in Tscherman/Čermany bei Neutra/Nitra geboren. Den Großteil seiner Kindheit verbrachte er in Sereď an der Waag, wo er die Anfänge des Zweiten Weltkriegs erlebte – diese Erfahrungen sollten seine Kunstauffassung nachhaltig prägen. Die letzten Kriegsjahre verbrachte die Familie Lehmden in Preßburg, von wo aus sie 1945 nach Niederösterreich auswanderte. Während der Vater dort eine Gärtnerei eröffnete, ging Anton Lehmden selbst nach Wien, um an der Akademie für bildende Kunst zu studieren und einer der bedeutendsten Künstler seiner Zeit zu werden.
Mitbegründer des Phantastischen Realismus
Als Schüler des Malers und Schriftstellers Albert Paris Gütersloh wurde er zum Mitbegründer des Phantastischen Realismus. Die Wiener Kunstströmung grenzte sich deutlich von der abstrakten Kunst des zwanzigsten Jahrhunderts ab, indem sie auf deutliche Motive und alte Techniken der Malerei großen Wert legte. Dabei flossen Elemente des Surrealismus in die Umsetzung der meist mystischen oder apokalyptischen Themen mit ein. Anton wird vor allem mit Landschaftsmalereien in Verbindung gebracht, die oft in Form von Kriegsereignissen und Naturkatastrophen als Motive für seine Werke dienten.
Er malte sehr direkt, etwa ohne Skizzen, um seine Werke möglichst ausdrucksvoll und authentisch zu gestalten. Neben klassischer Malerei brachte Lehmden seine Kunstauffassung auch als Mosaike zum Ausdruck, wie eines seiner bekanntesten Kunstwerke zeigt: 1991 schmücken großflächige Mosaike des Künstlers die U-Bahn-Station Volkstheater in Wien. Außerdem ist er für die Umsetzung religiöser Themen bekannt, wie etwa die Gestaltung der österreichischen St-Georgs-Kirche in Istanbul zeigt.
Beziehung zum östlichen Kulturraum
Zu Istanbul hat der Maler eine besondere Beziehung, denn hier trat er im Jahr 1962 seine erste Stelle als Professor an der Akademie für Angewandte Kunst an. Dem entsprechend erhielt er im Jahr 1984 den Lovis-Corinth Preis. Der deutsche Kunstpreis für Bildende Kunst wird seit 1974 von der Künstlergilde Esslingen vergeben und ehrt hervorragende Leistungen derjenigen Künstler, deren Wirken oder Herkunft im östlichen Kulturraum zu verzeichnen ist.
Ab 1971 leitete Lehmden für die kommenden fünfundzwanzig Jahre die Meisterklasse für Malerei an der Akademie der Bildenden Künste in Wien, die er einst selbst besuchte. Österreich war seine wirkliche Heimat, hier lebte Anton Lehmden bis zu seinem Tod im Renaissanceschloss Deutschkreutz im Burgenland, das er seit 1966 selbstständig restaurierte. Hier befindet sich auch ein Museum, das seinen Werken gewidmet ist.
HB