Szepesházy

Der Schriftsteller Carl von Szepesházy (1780-1829)

Der Name Carl von Szepesházy ist vor allem durch literarische Arbeiten bis heute nicht in Vergessenheit geraten. Der fleißige und pflichtbewusste Mann diente viele Jahre beim Militär und in der Verwaltung und lernte so Land und Leute kennen. Besonders zwei seiner Werke ragen heraus und werden in wissenschaftlichen Arbeiten diskutiert.

Es ist erstaunlich, dass in den Biographien und Würdigungen des Carl von Szepesházy kein genaues Geburtsdatum zu finden ist. Im Bibliographischen Lexikon des Kaiserthums Österreichs lesen wir, er sei „zu Leutschau um das Jahr 1780“ geboren.

Szepesházy-Wappen
Das Wappen der Familie Szepesházy

Dabei weisen die Angaben des von Béla Kempelen 1931 im „Magyar Nemes Családok“ (Ungarische Adelsfamilien) veröffentlichten Stammbaums der Familie recht eindeutig darauf hin, dass er der am 7. April 1779 im Leutschauer Dom getaufte Carolus Ezechiel Haasz ist.

Sein Vater August „magyarisierte“ den Namen Haasz zu Szepesházy und erhielt 1798 mit seinem Bruder Tobias den Adelstitel. Sicher war das auch für die Karriere seiner Kinder gut. So wurden Carls Bruder Gáspár Bürgermeister von Bartfeld/Bardejov (1828-1840) und der zwei Jahre nach Carl geborene József war in Eperies/Prešov Direktor der höheren Schule und 1848 Bürgermeister.

Vom Notar zum Soldaten

Nach dem Studium in Erlau/Eger begann Carl 1800 in einem Notariat in Mischkolz/Miskolc zu arbeiten. Wegen der Napoleonischen Kriege meldeten sich viele junge Adlige freiwillig zum Militär, so auch Carl von Szepesházy. Er diente bei der Infanterie als Oberleutnant und muss sich dort einen guten Namen erworben haben, denn das „löbliche Zipser Comitat“, so lesen wir, empfahl ihn 1802 für die adlige ungarische Leibgarde am Kaiserhof in Wien.

Auch dort verrichtete er seinen Dienst zur Zufriedenheit der Vorgesetzten, u.a. bei Kurierdiensten. So führte er 1814 die aus russischer Gefangenschaft gekommenen italienischen Soldaten durch Ungarn.

Wieder im Büro

Nach Ablauf dieser Zeit erhielt Szepesházy zunächst eine Praktikantenstelle bei der „hohen königlich ungarischen Hofkanzley“ in Wien. Es dauerte weitere anderthalb Jahre, bis seine gute Arbeit für den kaiserlichen Hof mit dem Posten des stellvertretenden Provinzial-Kommissars im Distrikt Kaschau belohnt wurde.

Schriftsteller und Zeichner

Aus dieser Zeit stammen die heute bekannten Veröffentlichungen, zunächst „Directorium itinerarium etc.“, eine Übersicht zum ungarischen Straßennetz, und zwei zusammen mit dem „kaiserlich russischem Rath“ J. C. von Thiele geschriebene Bücher.

Beide erschienen in Kaschau/Košice, 1825 bzw. 1827. Das Bild unten zeigt einen Teil der Titelseite der „Merkwürdigkeiten des Königreiches Ungern“. Das Buch enthält eine Zeichnung von Szepesházy, mit dem Blick auf die Tatra vom Ort Lomnitz/Lomnica aus.

Merkwurdigkeiten Ungarn
Oberer Teil der Titelseite des Buches „Merkwürdigkeiten des Königreiches Ungern“

Das zweite Buch, der „Wegweiser durch das Königreich Ungarn“ lautet weiter „und allen angränzenden Ländern: mit statistischen Angaben der Zahl der königlichen Freistädte, Marktflecken, Dörfer und Prädien, der Grösse und Bevölkerung der einzelnen Comitate und Districte; nebst einer richtigen Postcharte von Ungarn und Siebenbürgen, verbunden mit einer ausführlichen Beschreibung aller Mineral-Bäder, Gesundbrunnen und Heilquellen des Königreichs Ungarn, Croatien, Slavonien und Siebenbürgen, hinsichtlich ihrer chemischen Bestandtheile, medicinischen Wirkung, Unterkunft, Lage, Umgebungen, Lebensart, Zerstreuungen, Theurung oder Wohlfeilheit etc.“. Die beiliegende Karte (Postcharte) Ungarns wurde ebenfalls von Szepesházy gezeichnet.

In diesen Werken beschreibt er das damalige Ungarn auch geografisch und zählt damit zu den ersten in Österreich-Ungarn.

Ihre Majestät als Pränumerantin

Der Druck beider Bücher wurden von den Autoren durch Pränumeration finanziert. Dieses damals übliche Verfahren beruhte auf dem Werben von Buchkäufern vor Druckbeginn. Diese Vorbesteller erhielten einen Vorzugspreis und erschienen im Buch auf einer Pränumerationsliste. Die langen, von Szepesházy verwendeten Buchtitel halfen offensichtlich, genügend Interesse zu wecken. „Ihre Majestät, die Kaiserin und Königin Carolina Augusta“ führt die 31 Seiten lange Liste der „Herren Pränumeranten“ an.

Diese Liste liest sich wie eine Aufzählung von Persönlichkeiten dieser Zeit. Sie belegt die hohe Anerkennung des am 7. Januar 1829 verstorbenen Szepesházy.

Szepesházy über Hniedzne
Szepesházy über Kniesen/Hniedzne im Jahr 1825

Ein Blick in seine Bücher ist heute nicht nur für historisch interessierte Personen lohnenswert, wie der Auszug für den Ort Kniesen/Hniezdne, auch „Nestville“ genannt, zeigt.

Dr. Heinz Schleusener