Deutsches Unternehmen als lokaler Motor im Bodwatal
Waren Sie zur Wende 1989 auch in einem staatlichen Betrieb tätig, der danach aufgelöst wurde? Dann kennen Sie die Probleme des Übergangs zur Marktwirtschaft, die für viele unverschuldet die Arbeitslosigkeit bedeutete, sehr gut. Zu den Unternehmen, die in der Slowakei Arbeitsplätze schufen, gehört das deutsche Unternehmen Rosenberg. Wir sprachen mit dessen Geschäftsführer in der Slowakei, Herrn Ing. Zoltán Tomásch.
Herr Tomasch, jedem Besucher der Stadt Metzenseifen/Medzev fällt das große blaue Gebäude ihrer Firma auf. Was verbirgt sich hinter diesen Fassaden?
Die Rosenberg Slovakia GmbH ist ein Betrieb der Unternehmensgruppe Rosenberg Ventilatoren, deren Stammbetrieb sich in Künzelsau, Baden-Württemberg, befindet. Hier in Metzenseifen werden Teile für Lüftungssysteme produziert. Dazu zählen Ventilatoren und Elektromotoren. Wir gießen und stanzen Teile, wir wickeln Elektromotoren und geben Halbfertigprodukte weiter.
Wie viele Beschäftigte hat das Unternehmen?
In diesem Betrieb sind 110 Personen tätig, etwa ein Fünftel davon sind Frauen.
Gibt es genügend Nachwuchs?
Die Altersstruktur der Belegschaft ist gut. Als junges und erfolgreiches Unternehmen vergessen wir aber nicht, im Personalbereich längerfristig zu denken. Gegenwärtig bereiten wir deshalb eine eigene Lehrlingsausbildung vor, die im September 2019 beginnen soll. Es wird sich um eine duale Ausbildung zum Facharbeiter für Gießereitechnik und für Mechatronik handeln.
Was bedeutet duale Ausbildung?
Die Azubis, wie man heute die Auszubildenden nennt, werden an zwei Orten, in Berufsschule und Betrieb, ausgebildet. Im letzten Jahr sind sie vorrangig im Betrieb und erhalten eine Vergütung, die schon nahe an die nach Ausbildungsende herankommt.
Wie kam es dazu, dass eine deutsche Firma in einen Ort der Slowakei kam, in dem bis heute ein deutscher Dialekt, das Mantakische, gesprochen wird?
Anfang der 90er Jahre gab es eine Zusammenarbeit unseres Mutterunternehmens mit dem Stahlwerk VSŽ Košice. US Steel kaufte 2002 diesen Betrieb und beendete die Zusammenarbeit. Unser Unternehmen sah aber gute Möglichkeiten für das Weiterführen der bisherigen Arbeit und kaufte die Technologie. Ein wesentlicher Faktor waren dabei auch die gut ausgebildeten Arbeitskräfte, die meist aus der Metzenseifner Gegend kamen, wo in vielen Familien deutsch gesprochen wird.
Als sich 2008 das Metzenseifner Strojsmalt auflöste, übernahm unser Unternehmen deren inzwischen verfallene Gebäude. Sie wurden rekonstruiert, dann brachten Schwertransporte die Maschinen und Anlagen von Kaschau nach Metzenseifen. Weitere Arbeitskräfte wurden eingestellt. Im Jahr 2010 begann dann in Metzenseifen die Produktion von Lüftungsteilen.
Hilft die Kenntnis der deutschen Sprache auch heute bei der Arbeit?
Im slowakischen Schulwesen wird darüber diskutiert, welche Rolle Deutsch als Fremdsprache in der Slowakei spielen sollte. Unserer Meinung nach ist diese Diskussion unnötig, denn in der Slowakei mit ihren wirtschaftlichen Verbindungen und touristischen Interessen ist die deutsche Sprache mindestens ebenso wichtig wie die derzeit bevorzugte englische. Bei uns auch deshalb, weil die Arbeitsdokumente, Zeichnungen usw. in Deutsch vorliegen.
Gibt es dazu vom Hauptunternehmen Unterstützung?
Rosenberg versteht sich hier nicht als globales, sondern als fest in den Standort eingebundenes lokales Unternehmen. Es bringt sich in das gesellschaftliche Leben auf vielfältige Weise ein. Ja, das Erlernen der deutschen Sprache wird unterstützt, ebenso Vorhaben der örtlichen Jugend des Karpatendeutschen Vereins. Aber auch der Sport der Stadt, konkret die Sportarten Tischtennis, Fußball und Langstreckenlauf. Nicht nur das, auch die Schule und der Kindergarten profitieren durch unsere Hilfe bei bestimmten Vorhaben.
Was tut Ihr Unternehmen für einen Kindergarten?
Im Rahmen der notwendigen Erweiterung des städtischen Kindergartens wird unsere Firma einen Spielplatz einrichten, mit Kletterplätzen aus Naturholz.
Herr Tomasch, vielen Dank!
Dr. Heinz Schleusener