Die Sache mit dem Osterei
Ostereier und der Osterhase gehören bei uns zu den Osterfeiertagen einfach dazu. Aber was hat es damit eigentlich auf sich?
Im Volksglauben wurden dem Ei seit eh und je besonders wirksame Kräfte zugeschrieben. So wurden früher Eier zum Schutz gegen Schaden durch Heben von schweren Lasten getragen, in Saat und Äcker zur Wachstumsförderung vergraben, dem Vieh zur Bewahrung vor Seuchen unter das Futter gemengt, in den Ställen gegen Erkrankung des Viehs und gegen Hagelschlag aufgehängt und bei Feuersbrunst in die Glut geworfen.
Das älteste Zeugnis für den Osterhasen stammt vom Oberrhein, von dem wir auch die ersten Belege für den Weihnachtsbaum haben: „In Südwestdeutschland heißen solche (Oster-)Eier Haseneier. Man macht dabei einfältigen Leuten und kleinen Kindern weis, diese Eier brüte der Osterhase aus und verstecke sie im Garten im Gras, im Gebüsch und so weiter; man will sie von den Buben umso eifriger suchen lassen zum erheiternden Gelächter der Älteren.“
Goethe beim Eiersuchen
Das Suchen und Verstecken von Ostereiern ist einmal von dem Dichter Friedrich Matthisson beschrieben worden. Unter den eiersuchenden Buben in einem Garten Weimars befanden sich auch der kleine Wieland und Herder, die sich bei dem Entdecken der schlau versteckten Eier nicht wenig balgten: „Ich erblicke Goethe noch vor mir. Der stattliche Mann im goldverbrämten blauen Reitkleide erschien mitten in dieser mutwilligen Quecksilbergruppe als ein wohlgewogener oder ernster Vater, der Ehrfurcht und Liebe gebot. Er blieb mit den Kindern zusammen bis nach Sonnenuntergang und gab ihnen am Ende eine Naschpyramide preis.“
Haltbarkeit und Kennzeichnung
Das Dekorieren von Eierschalen ist weitaus älter als die christliche Tradition, was 60.000 Jahre alte Funde dekorierter Straußeneier aus dem südlichen Afrika beweisen. Auch bei den alten Ägyptern wurden verzierte Straußeneier als Grabbeigaben gefunden. Die frühen Christen Mesopotamiens bemalten Eier rot, um an das Blut Jesu zu erinnern.
Dass die Eier unterschiedlich gefärbt wurden, hatte praktische Gründe. Aufgrund des Fastengebotes der katholischen Kirche durften ab Aschermittwoch bis Ostern abgesehen von Fleisch auch keine Eier gegessen werden. Da die Fastenzeit über sechs Wochen dauert, wurden die Eier hart gekocht, um sie haltbarer zu machen. Die älteren Eier konnte man einfacher von den jüngeren unterscheiden, indem man sie einfärbte. So standen am Ostersonntag verschieden gefärbte Eier zum Verzehr bereit.
Red/Sitten und Bräuche der Karpatendeutschen, Stuttgart, 2000