Kolumne: Schmidts Kater Lojzl
Čauky, mňauky, allerseits! Ich habe etwas erlebt, was ich bisher noch nie erlebt hatte und dabei einen neuen, sehr wichtigen Begriff gelernt, den man in der Slowakei ebenso kennt wie im benachbarten Tschechien. Worum es dabei ging? Um hohe Politik! Und das war so:
Die Zweibeiner in jedem Land haben einen Premierminister. Das ist der oberste Chef der Regierung. Also hier in der Slowakei der Herr Pellegrini. Die Regierung entscheidet darüber, was in einem Land passiert. Etwa, wie viel von ihrem hart erarbeiteten Geld die Zweibeiner an den Staat bezahlen müssen, damit der funktioniert.
Die Regierung beschließt große Projekte, beispielsweise neue Autobahnen, neue Eisenbahnverbindungen, Regeln für die Mieten und für den Neubau von Wohnungen, Richtlinien für den Schutz des Klimas, die Rahmen für die Gesundheitsvorsorge und für die Renten für die älteren Zweibeiner, die Regeln für das Abitur der Gymnasiasten usw. Und schließlich setzt die Regierung auch die Mehrwertsteuer für das Futter für uns Katzen fest. Das ist ein sehr wichtiger Punkt auf jeder Sitzung der Regierung. Was wäre das Land ohne uns? Ohne uns, die wir ja bekanntermaßen die Weltherrschaft haben. Sogar in der Slowakei und in Tschechien! Jedes Land wäre ohne uns dem Untergang und den frechen Mäusen geweiht.
In Tschechien haben wir einen Premier, der sehr häufig Slowakisch spricht. Das ist für ihn ganz normal, weil der Herr Andrej Babiš in der Slowakei geboren wurde. Er soll in der Slowakei auch für die frühere kommunistische Staatssicherheit gearbeitet haben, aber das ist eine schamlose Lüge, sagt er. Seit einiger Zeit wirft man dem Herrn Premier vor, Geld von der EU zu Unrecht in seine große Firma gesteckt zu haben, damit die mehr Gewinn machen kann. Zwar ist das nicht mehr im eigentlichen Wortsinn seine Firma; er hat sie offiziell abgegeben. Aber zu den neuen Chefs gehört ausgerechnet seine Ehefrau.
Die wird ihn ja wohl nicht betrügen und das Geld der EU hinter dem Rücken des Ehemanns und Regierungschefs in teuren Boutiquen für Handtaschen, Schuhe oder Kleider verjubeln. Nein, die achtet darauf, dass ihr Mann und dessen Firma immer reicher werden.
Der EU gefällt das alles nicht so richtig. Auch seinen Gegnern in Tschechien nicht. Sie protestieren deshalb gegen ihn. Zuletzt waren eine Viertelmillion Demonstranten auf den Beinen. Und einige bürgerliche Parteien im Prager Parlament wollten ihm deshalb ihr Misstrauen aussprechen.
Hätte das geklappt, wäre der Herr Premier nicht mehr länger Herr Premier gewesen und hätte sich nicht mehr um das Land kümmern dürfen. Aber der Herr Premier hat im Parlament mehr Fans als Leute, die ihn weghaben wollen.
So war die Debatte im Abgeordnetenhaus von Anfang bis Ende eine Farce oder besser verständlich: eine „fraška“. Das ist der neue Begriff, den ich gelernt habe. Jeder wusste von Beginn der Debatte an, dass der Herr Babiš auch nach deren Ende weiter Premier sein wird. Aber immerhin kann die Opposition sagen: Gut, dass wir mal darüber gesprochen haben.
Vor allem hat das Parlament sehr lange darüber gesprochen. Die „fraška“ dauerte sage und schreibe mehr als 17 Stunden. Mein Herr Schmidt musste sich den Quatsch so lange auch im Fernsehen anschauen. Seither weiß ich, was ich, wenn ich einmal ein großer prächtiger Kater sein werde, niemals werden möchte: ein Journalist. Das ist nur ein Job, bei dem man eine „fraška“ mögen muss. Bis zum nächsten Mal! Čauky, mňauky!
Schmidts Kater Lojzl und sein Butler Hans-Jörg Schmidt